Daimler, VW und BMW: Das nicht mehr heilige Tempolimit

Bildquelle: Pressefoto Daimler

Ende September findet die Bundestagswahl 2021 statt. Im Vorfeld dieser Richtungswahl werden verschiedene Themen diskutiert. Im Fokus stehen natürlich auch die deutsche Vorzeigeindustrie rund um das Automobil und ihre Auswirkungen auf die Umwelt.

Es musste ja so kommen…

Ein Thema, bei dem die Gemüter deutscher Autofahrer besonders schnell erhitzt werden, ist das Tempolimit auf Autobahnen. Nachdem die Automobilindustrie jahrelang davon nichts wissen wollte, schreibt das “Handelsblatt” nun, dass Volkswagen (WKN: 766403 / ISIN: DE0007664039), BMW (WKN: 519000 / ISIN: DE0005190003) und Daimler (WKN: 710000 / ISIN: DE0007100000) mit einem Tempolimit 130 rechnen und sich bereits darauf einstellen würden.

Statt gegen etwas möglicherweise unvermeidbares anzukämpfen, insbesondere bei einer Regierungsbeteiligung der Grünen, will man die Zeit offenbar eher nutzen, um sich auf Tempo 130 vorzubereiten. Ein Grund für die neue Gelassenheit in den Konzernzentralen ist der Umstand, dass die deutschen Autobauer ihre Fahrzeuge weltweit verkaufen und damit gelernt haben, sich auf allerhand Regulierungsvorschriften einzustellen. Und häufig gehört ein Tempolimit dazu.

E-Autos sorgen für geringere Geschwindigkeiten

„Wir verkaufen unsere Autos auf der ganzen Welt, auch in den Ländern mit Tempolimit. Insofern bedarf es keiner besonderen Vorbereitung“, sagte Volkswagen-Chef Herbert Diess gegenüber dem “Handelsblatt”. „Worauf wir uns natürlich vorbereiten, sind die E-Mobilitätswende und das autonome Fahren.“

Nach dem Dieselskandal steht VW besonders unter Druck, beim Thema Elektromobilität als Vorreiter zu fungieren; Bildquelle: Pressefoto Volkswagen

So ist die Elektrifizierung der Fahrzeuge ein wichtiger Grund, warum man sich in der Autobranche ohnehin auf geringere Geschwindigkeiten einstellen müsse. Laut Diess würden die Fahrzeuge bei höheren Geschwindigkeiten schneller an Reichweite verlieren. „Bei 160 ist der Reichweitenverlust schon beachtlich, Tempo 200 fährt man nur für kurze Zeit. Auch deshalb frage ich mich, ob wir überhaupt ein Tempolimit brauchen“, sagt er weiter.

Deutscher Markt weit vom Vorkrisenniveau entfernt

Die Automobilkonzerne müssen sich um wichtigere Themen als ein deutsches Tempolimit sorgen. Vielmehr gilt es in den Bereichen autonomes Fahren und Elektromobilität nicht abgehängt zu werden. Wenn es um die Elektrifizierung geht, sieht man sich schon auf einem guten Weg. Dies zeigt ein Blick auf die Halbjahresbilanz der Branche. Der Verband der Automobilindustrie e. V. (VDA) meldete, dass im Juni 2021 in Deutschland 274.150 Pkw neu zugelassen wurden.

Das sind 24 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Im ersten Halbjahr wurden insgesamt rund 1,4 Millionen Pkw neu zugelassen. Damit wurde der Vorjahreswert zwar um 15 Prozent überschritten, im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Jahres 2019 wurden jedoch etwa 25 Prozent weniger Pkw neu zugelassen. Damit ist das Vorkrisenniveau laut Verbandsangaben auf dem deutschen Pkw-Markt noch weit entfernt.

Fehlende Ladeinfrastruktur

Die Elektro-Neuzulassungen stiegen im Juni um 243 Prozent auf 64.760 Einheiten. Damit wurden bislang in Deutschland insgesamt über 1 Million Elektrofahrzeuge neu zugelassen. Der Anteil von E-Pkw am Gesamtmarkt stieg auf 23,6 Prozent und erreichte damit einen Jahreshöchststand. Die Neuzulassungen von rein batterieelektrischen Pkw (BEV) legten um 312 Prozent zu, die Neuzulassungen von Plug-In-Hybriden (PHEV) um 191 Prozent, heißt es weiter.

Trotz dieser Erfolge ist der Weg noch weit, insbesondere angesichts der fehlenden Ladeinfrastruktur. VDA-Präsidentin Hildegard Müller fordert, dass die Ladeinfrastruktur aufholen muss. „Bis 2030 braucht Deutschland mehr als 1 Million Ladepunkte für E-Pkw und E-Transporter und damit erheblich mehr Anstrengungen“, sagt Müller. Europaweit ist der Bedarf noch größer. Laut Müller hätten wir europaweit gerade einmal 250.000 Ladepunkte. Aus ihrer Sicht ist daher in wenigen Jahren mindestens eine Verzehnfachung der bestehenden Ladeinfrastruktur vonnöten.

FAZIT

Die deutschen Automobilkonzerne konnte zuletzt bei den Absätzen von Elektroautos Fortschritte erzielen. Zudem kämpfen sie sich aus der Corona-Krise. Die Märkte haben eine solche Erholung bereits vorweggenommen und den Aktien von VW, BMW und Daimler zuletzt zu einer Erholungsrallye verholfen. Es bleibt daher fraglich, wie viel Potenzial noch vorhanden ist. Wenn es denn eine deutsche Auto-Aktie sein soll, dann aus meiner Sicht doch am ehesten VW. Schließlich sind die Wolfsburger, auch aufgrund der Lehren aus dem Abgasskandal besonders ambitioniert, wenn es um das Zukunftsthema E-Mobilität geht.

Anleger, die mit einem Aufwärtstrend bei der Volkswagen-Aktie rechnen, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MA48SL / ISIN: DE000MA48SL8) gehebelt von Kurssteigerungen profitieren.

Bildquelle: Pressefoto Daimler