Vorsicht wenn der Wal kommt…

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Es war einmal ein kleines Dorf in einer beschaulichen Gegend, das direkt am Meer gelegen war und nur 80 Einwohner hatte. Es hieß Datschhausen, wahrscheinlich wegen der zum Großteil in Datschas  lebenden Bewohner. Viele davon waren gar nicht in Datschhausen geboren sondern aus der nächstgelegenen Kleinstadt, die es immerhin auf ungefähr 9000 Einwohner brachte, zugezogen.

Die Datschhausener waren ein gemütliches Volk. Speziell die Eingeborenen im fortpflanzungsfähigen Alter liebten „das Chillen“ so sehr, dass es nur mehr zu wenigen Fortpflanzungs-Aktivitäten kam, weshalb der Ältestenrat von Datschhausen immer häufiger beschloss,  Bewohner der nächstgelegenen Kleinstadt zur Übersiedlung nach Datschhausen zu bewegen, mit dem Ziel in Datschhausen das Arbeitsleben und den dörflichen Mikrokosmos am Laufen zu halten.

Das Fest des Wales

Besonders Engeline, Ältestenrätin und Tochter eines ehemaligen Dorfschamanen, der ganz am linken Dorfrand von Datschhausen lebte, war diesbezüglich sehr erfolgreich gewesen.  Engeline, die zur Mitte ihres Lebens vom ganz linken Dorfrand in eine Siedlung links des Datschhausener Dorfzentrums umgezogen war, wurde vor vielen Sommern beim alle vier Jahre stattfindenden größten aller Palaver – dem Fest des Wales – zur Vorsitzenden des Ältestenrates bestimmt.

Dieses Ritual zur Bestimmung des Vorsitzenden und der Mitglieder des Ältestenrates ist in Datschhausen denkbar einfach: Die für derartige Funktionen interessierten Einwohner von Datschhausen geben ihre Nennung beim Häuptling – interessanterweise ist das derzeit auch ein ausbildeter Schamane – ab und laufen am Tag des Fest des Wales an den Strand.

Dort unternehmen sie alles um vom Wal, der mit Fischen, Glasperlen, ja sogar mit Versprechen künftiger Belohnungen – diese nennen die Eingeborenen Walversprechen -  zu möglichst großen Wasserfontainen motiviert werden soll, möglichst oft und möglichst viel angespritzt zu werden.

Am Abend wird es dann dem Wal regelmäßig zuviel und er verläßt die Datschhausener Lagune. Danach ziehen die angespritzten Dorfbewohner die nasse Kleidung aus, diese wird gewogen und das vor dem Fest des Wales ermittelte Trockengewicht der Kleidung abgezogen, wer am meisten Wasser in der Kleidung hatte übernimmt den Vorsitz des Ältestenrates bzw. bekommt -in absteigender Reihenfolge – einen Sitz im Ältestenrat oder auch nicht.

Auf einmal ist alles anders

Engeline, die in Bezug auf die Naturkräfte etwas gebildet ist, war immer wieder in extrem hochgeschlossenen Ganzkörperanzügen aus dicken Stoffen zum Fest des Wales erschienen, daher konnte ihre Kleidung auch viel mehr Wasser aufnehmen als die der freizügig und sommerlich gekleideten anderen Dorfbewohner*innen (Anmerkung: das ist eine Originalschreibweise aus dem heutigen Datschhausen), daher hatte sie der Wal bei jeder seiner turnusmäßigen Wiederkehren mehr oder weniger bestätigt.

Heuer aber, wenn der Wal wieder kommt, wird sie nicht mehr an den Strand gehen um sich anspritzen zu lassen, die ganze Arbeit im Ältestenrat ist ihr zu viel, die vielen Palaver bis spät in die Nacht sind anstrengend und sie findet diese inzwischen auch schlecht für die Frisur und die Figur.

Ihr Liebster, den sie kaum noch sieht, ist deshalb schon ganz sauer. Als die Datschhausener voriges Jahr von Engelines Entscheidung, heuer nicht an den Strand gehen zu wollen und auf den Wal zu warten, erfuhren, waren viele traurig. Wer wird denn dann heuer überhaupt an den Strand gehen um auf den Wal zu warten, wenn Engeline nicht geht?

Im Dorf sagt man….

Gerüchte besagen, dass sich heuer eine sehr fotogene Tochter einer Datschhausener Viehzüchterfamilie ganz in die erste Reihe stellen wird um auf den Wal zu warten.  Ob das wirklich so sein wird und wenn ja, ob sie mit ihrem Ansinnen, Vorsitzende des Ältestenrates zu werden, erfolgreich sein wird, steht in den Sternen, denn der Wal ist inzwischen auch schon älter geworden und hat Erfahrungen mit Glasperlengeschenken und nicht gehaltenen Walversprechen sammeln können.

Wir werden sehen was passiert. Für uns Bewohner der nächstgelegenen Kleinstadt mit ungefähr 9000 Einwohnern hat es in Wirklichkeit keine Auswirkungen, wer im Ältestenrat von Datschhausen sitzen wird. Unterhaltsam ist es trotzdem und wir können daraus viel über das Zusammenleben einfach strukturierter Gesellschaften lernen…

Ein Beitrag von Gregor Rosinger 

Er ist Generaldirektor der österreichischen Rosinger Group und entstammt einer alten Börsianer- und Investorendynastie, deren Wurzeln bis ins Mittelalter zurückreichen. Er selbst ist seit 1985 als Investor erfolgreich aktiv und hat bisher weltweit mehr als 60 Unternehmen an die Börse geführt. Das von Gregor Rosinger und seiner Gattin Yvette 1993 entwickelte Vorgehensmodell „RMS Regionale Mittelstands Sicherung“ ist mittlerweile State of the Art des Investmentbankings für den gehobenen Mittelstand. Der von der Wiener Börse täglich berechnete und veröffentlichte „Rosinger Global Investments Index“ (ROSGIX) untermauert eindrucksvoll die Kompetenz Rosingers. www.rosingerfinance.com

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