Sammeln – aber wie?

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Es war spürbar, dass sich während der Pandemie mehr Menschen mit der Frage auseinandergesetzt haben, was Kunst eigentlich bringt. Mit schönen Erkenntnissen. Einmal auf den Geschmack gekommen, lernt man Kunst zu schätzen. Einerseits durch die Wirkung, die sie entfaltet, andererseits durch ihren monetären Wert.

Wer einmal begonnen hat die eigenen vier Wände, das (Home-)Office oder das eigene Unternehmen mit „echter“ Kunst auszustatten, wird künftig vom Erwerb dekorativer Accessoires aus großen Möbelhäusern oder dem Kauf so mancher Merkwürdigkeit wie schlechter Fotos oder billigen Drucken absehen.

So könnten sich viele mittelständische Betriebe mit relativ überschaubaren Mitteln das Erscheinungsbild ihrer Räumlichkeiten ganz anders präsentieren – und dies sogar unter Inanspruchnahme von Abschreibungsmöglichkeiten.

Welches Kunstsegment?

Stellt sich die Frage, welches Kunstsegment aus Sicht der Rendite-Erwartung das stärkste ist? Diese Antwort ist schnell gegeben und für jeden über öffentlich zugängliche Studien einzusehen. Die zeitgenössische Kunst, also die Kunst lebender Künstlerinnen und Künstler, verzeichnet gemäß der Auktionsdatenbank artnet, zusammen mit der Nachkriegskunst, die stärksten Zuwächse. Contemporary erreichte einen Zuwachs per anno von 7,12 % über 15 Jahre. Bei Post-War waren es sogar 7,81 %. Diese Zahlen sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich andere Bereiche in der Kunst in den letzten 20 Jahren schwerer getan haben. Dazu gehören bspw. Alte Meister und Impressionisten.

Der Einstieg in zeitgenössische Kunst ist also attraktiv, wenngleich auch in der Kunst das Gesetz gilt: je höher die Rendite-Erwartung, desto höher ist auch das Risiko. Bei junger Kunst sollte man sich bewusst sein, dass man Werke sehr günstig einkaufen kann, eine positive Entwicklung im kaufmännischen Sinne aber keineswegs sicher ist. Dem gegenüber besteht die Chance einer Vervielfachung des Wertes, wenn die Künstlerinnen und Künstler die richtige Entwicklung nehmen und sich zunehmender Aufmerksamkeit im Markt erfreuen. Die Preise ziehen stark an, wenn sie auf den richtigen Messen und Ausstellungen gezeigt werden und den Sprung in die größten Galerien schaffen. Mit steigender Präsenz und Bekanntheit wachsen Solidität und Preisniveau an. Zu gegebener Zeit sollte dann überprüft werden, ob mit dem Preisanstieg Überhitzung droht.

Der Einstieg in zeitgenössische Kunst ist also attraktiv, wenngleich auch in der Kunst das Gesetz gilt: je höher die Rendite-Erwartung, desto höher ist auch das Risiko. (Bildquelle: Pixabay / MoreLight)

Folgenden Regeln des Marktes sollte man sich bewusst sein:

  • Für den Einstieg bietet sich der Kauf zeitgenössischer Kunst an. Zu beachten ist die Motivation: möchte ich Rendite oder Sicherheit kaufen?
  • Bei Rendite-Absicht: Kauf eher jüngerer Kunst; diese ist noch nicht voll etabliert und dadurch günstiger im Preis; oder Kauf von bereits etablierter Kunst, die deswegen bereits hoch im Preis, aber mit der Erwartung weiterer Anstiege verbunden ist.
  • Wertspeicher-Funktion: Kauf bereits etablierter Kunst, die fest im Markt verankert und mit einem soliden Preis versehen ist. Diese hat aber eine geringere Renditeaussicht.

Den Einstieg wagen

Normalerweise erfolgt der Einstieg in den Kunstmarkt sachte, mit ersten Gehversuchen im geringerpreisigen Segment. Und das ist auch gut so. Erstens ermöglicht das eine breitere Streuung und zweitens verzeichnen solche Werke häufig einen – prozentual gesehen – höheren Wertzuwachs als hochpreisige Werke.

Entgegen der landläufigen Meinung kann man auf Auktionen zumeist günstig einkaufen. Man sollte aber unbedingt die Folgekosten im Blick behalten. Dazu gehört nicht nur das Aufgeld (bei Arbeiten im vierstelligen Bereich zwischen 20-30 %), sondern auch Verpackungs- und Transportkosten sowie mögliche weitere Abgaben durch Zoll, einzuholende Genehmigungen etc.

Für manche besteht die Kunst des Sammelns darin, das richtige Werk, vom richtigen Künstler zum richtigen Moment zu erwerben. Dieser hohe Anspruch sollte sicher nicht die grundsätzliche Basis sein, denn die Analogie zum Aktienmarkt ist leicht herzustellen. Die alleinigen „Volltreffer“ gibt es nicht und die Suche nach dem maximalen Erfolg ist begleitet von vielen richtigen Entscheidungen – aber auch dem einen oder anderen Misserfolg. Wichtig bleibt bei der Kunst immer eines: der Kauf sollte gefallen!

Ein Beitrag von Arne von Neubeck

Er ist Gründer & Geschäftsführender Gesellschafter von The Global Fine Art. Das Augsburger Kunsthandelshaus verbindet die Leidenschaft für die Kunst mit der kaufmännischen Analyse von Kunstwerken.
www.tgfag.de

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