Schlussgong: „Griechenland-Rettung“ – ein nettes Schauspiel, um die Märkte zu beruhigen

Die großen europäischen Aktien-Indizes haben heute kräftig zugelegt. Der DAX marschierte erneut Richtung 6.000 Punkte, wurde aber in den frühen Abendstunden von der durchwachsenen Stimmung an der Wall Street in New York etwas ausgebremst.

Es wird in den nächsten Tagen spannend, ob der DAX auch ohne Rückenwind aus den USA einen neuen Aufwärtstrend starten kann. Da am Freitag auch noch großer Verfallstag an den Terminmärkten ist – auch „Hexensabbat“ genannt – wird die Börsenwoche abwechslungsreich bleiben.

Finanzminister einigen sich auf Stützungsmaßnahmen

Der heutige kräftige Kursanstieg in Europa hat einen speziellen Grund: Die „Rettung“ Griechenlands. Die Finanzminister der Euro-Staaten haben einen Rettungsplan erarbeitet, der aber noch offiziell von den Staats- und Regierungschefs beim nächsten Gipfel-Treffen Ende März abgesegnet werden muss.

Genaue Details wurden noch nicht genannt. Jean-Claude Juncker, Chef der Eurogruppe, sagte nur im üblichen Politiker-Stil: „Wir haben die technischen Modalitäten geklärt, die uns Maßnahmen erlauben würden, die rasch aktiviert werden könnten, wenn sich die Notwendigkeit dazu abzeichnet.“

Rating-Agentur reagiert auf heiße Luft

Diese „heiße Luft“ reichte der Rating-Agentur Standard&Poor’s, um das Rating der Griechenland-Schulden zu bestätigen und das Land von der „Credit Watch-Liste“ zu nehmen. Kurzfristig droht also keine Abstufung mehr.

Natürlich ist diese Maßnahme der Rating-Agentur nur Teil eines grandiosen Schauspiels. Da keine Details veröffentlicht wurden, kann Standard&Poor’s nicht zu einem neuen Urteil gekommen sein. Und es ist auch erstaunlich, dass die Rating-Agentur, die bei den „Schrott-Krediten“ Jahre gebraucht hat, um eine Neueinschätzung vorzunehmen, nur Stunden nach der „Rettungs-Aktion“ der EU-Staaten bereits eine „fundierte“ Neueinschätzung präsentieren konnte. Ganz klar: Das Urteil stand schon vorher fest.

Devisen-, Edelmetall- und Aktienmärkte reagieren sofort

Erstaunlich ist nur, dass der Markt auf solche konstruierten Nachrichten reagiert. Mussten vor wenigen Tagen nur 1,35 Dollar je Euro bezahlt werden, kostet die EU-Währung jetzt schon wieder 1,375 Dollar. Auch der Goldpreisanstieg – eine Art Misstrauensvotum gegen die US-Währung – hat sich heute fortgesetzt.

Für die Aktionäre in Europa interessant: Das Kapital wird nicht mehr aus dem Euro-Raum abgezogen. Im Gegenteil. Offensichtlich fließt das Geld wieder zurück. Das erklärt auch, warum die europäischen Aktien in diesen Tagen besser laufen als die amerikanischen Werte.

ATX in Österreich vor Kauf-Signal

Sollte sich dieser Trend verfestigen, sind besonders die Märkte aussichtsreich, die überproportional unter der Kapitalflucht während der Griechenland-Krise gelitten haben. Ein Kandidat ist der österreichische Markt, der heute auch wieder kräftig zulegen konnte. Wird die ATX-Marke von 2.500 erfolgreich verteidigt, ist das ein mittelfristiges Kauf-Signal.