Nun sind es noch 7 Handelstage bis das Aktienjahr 2012 beendet und bei den Anlegern abgerechnet wird. Die Performance kann sich durchaus sehen lassen: Der DAX gewann mehr als 1500 Punkte auf Jahressicht hinzu. Und dabei muss es nicht bleiben. Die Stimmung ist durchaus positiv, getreu dem alten Motto: Die Hausse nährt die Hausse. Dabei fallen lediglich zwei Titel heraus, die wir aber in den vergangen Wochen schon näher beleuchtet haben: E.ON (WKN ENAG99) und Deutsche Telekom (WKN 555750). In beiden Fällen sind negative Kursverläufe auf 12-Montassicht (-16 Prozent bzw. -5 Prozent) zu verzeichnen. Doch das muss nicht so bleiben. Window-Dressing und verstärkte Nachfrage nach „Verlierer-Aktien“ könnte auch hier noch das Minus ausmärzen bzw. zumindest deutlich kleiner werden lassen.
Wie groß bei den Indexschwergewichten der Nachholbedarf ist, verrät ein Blick auf die Topperformer: Die DAX-Neulinge Continental (WKN 543900) und LANXESS (WKN 547040) gewannen in den letzten 12 Monaten stolze 75 Prozent bzw. 86 Prozent hinzu. Und selbst Urgesteine performten im Jahr 2012 überdurchschnittlich stark: BASF (WKN BASF11) legten 39 Prozent, VW (WKN 766403) 41 Prozent und Lufthansa (WKN 823212) sogar 58 Prozent zu.
Zum Schluss noch etwas allgemeines: An diesem Freitag endete eine Ära. Ich sage „endlich!“. Da schloss die Deutsche Börse nämlich das First Quotation Board (FQB), das in der Vergangenheit leider viel zu oft der Schauplatz von Anlagebetrug wurde. Aufgrund der schwachen Regulierungsbestimmungen konnten sich Unternehmen ohne jegliches Geschäftsmodell listen lassen, um Anleger mit falschen Versprechungen in die Falle zu locken. Mehr dazu hier.
Der DAX und sein Chart
Der DAX zeigte in der vergangenen Woche keine Anzeichen von Schwäche. Wie wir in unserem Ausblick DAX schrieben, sind damit die Tiefs vom Jahr 2008 überwunden. Nun sind die Wege nach oben frei. Ein Angriff auf die zentrale Widerstandszone bei 8.000 und 8.200 Punkten dürfte erfolgen und dann könnte im neuen Jahr das Allzeithoch bei 8.152 Punkten auf der Agenda stehen. Kurz zusammengefasst: Kein Land für alte Bären.
Einzeltitel aus Deutschland
Für einige DAX-Titel war die vergangene Woche nicht allzu schön. Am härtesten traf es dabei sicher die Deutsche Bank (WKN 514000), aber das auch nur auf Raten. Am Donnerstag hat die vage formulierte Gewinnwarnung das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Kursverluste von rund 3 Prozent waren zwar keine Katastrophe, aber es hatte sich schlicht zu viel angesammelt, als dass der Markt einfach weiter so machen konnte. Vor allem der Steuerfahndereinsatz in Frankfurt am Mittwoch und die entsprechenden Ermittlungen gegen Führungspersonal sorgten für Unruhe. Zuvor schon jede Menge kleine und große Skandälchen, die aber an der Großbank folgenlos abprallten (Stichworte: Mögliche Teilnahme an LIBOR-Manipultion, Klagen von Kommunen wegen Finanzinstrumenten). Der Aktie konnte dies bislang nicht schaden, aber die Kosten der Umstrukturierung könnten nun die Anleger nun nachhaltiger verschrecken, als gedacht. Aber keine Angst eine zweite Commerzbank droht nicht, wie wir hier ausgeführt haben.
Ebenfalls im Fokus stand vergangene Woche ThyssenKrupp (WKN 750000). Beim größten deutschen Stahlkonzern mündeten die jüngsten Negativschlagzeilen nun in der zweiten Dezember-Woche in der Entlassung des halben Vorstands. Mit den Entlassungen des Technik-Vorstands Olaf Berlien, des Compliance-Vorstands Jürgen Claassen und des Stahlchefs Edwin Eichler zum 31. Dezember 2012 reagiert ThyssenKrupp auf die anhaltenden Meldungen über Luxus- und nicht sauber abgerechnete Dienstreisen, Milliardenabschreibungen bei den Stahlwerken in den USA und Brasilien und Millionenforderungen wegen der Verwicklung in Preisabsprachen und Kartelle. Mehr dazu hier.
Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben sollte der überraschende Vorstandswechsel beim adidas-Konkurrenten PUMA (WKN 696960). Warum dies der Aktie einen Impuls geben kann, haben wir hier geschrieben.
Zum Schluss noch ein Blick auf die Nebenwerte. Hier gab es vergangene Woche vorzeitige Bescherung in Karlsruhe: Der Verkehrstelematikspezialist init (WKN 575980) hat vom Verkehrsverbund Luxemburg einen weiteren Großauftrag erhalten und damit einen neuen Referenzkunden in Europa gewonnen. Vor allem letzteres ist von herausragender Bedeutung für die Aktienentwicklung, denn es zeigt einmal mehr, dass init weltweit als Partner gesucht ist. Hinzukommt ein schönes Auftragsvolumen, das für 2013 ein solides Geschäftsjahr erwarten lässt. Mit dem neuen Auftrag im Rücken könnte die Aktie ihr bisheriges Hoch erneut in Angriff nehmen.
Internationale Einzelwerte
International stand wieder einmal Apple (WKN 865985) im Blick. Der i-Konzern möchte die Produktion seiner Macs in die Heimat zurückholen und zu diesem Zweck umgerechnet 77 Mio. Euro investieren. Diese patriotisch anmutende Maßnahme dürfte zu einem sehr großen Teil den zuletzt sehr schlechten Nachrichten rund um Apples größten Zulieferer Foxconn geschuldet sein. Dem chinesischen Unternehmen werden immer wieder schlechte Arbeitsbedingungen vorgeworfen, was letztlich auch auf das Saubermann-Image des Konzerns zurückfallen könnte. Mehr dazu hier.
Ein weiteres Dauerthema war Nokia (WKN 870737). Es war ein tiefer Fall, den der einstmals größte Handyhersteller der Welt zu einem relativ unbedeutenden Anbieter auf dem lukrativen und immer weiter wachsenden Markt für Smartphones durchleben musste. Jedoch könnten sich mit einer wichtigen Vertriebsvereinbarung in China und der wachsenden Verbreitung des Betriebssystems Windows Phone 8 von Microsoft einige Chancen ergeben haben. Mehr dazu hier.
Zuletzt noch in Blick zu den südlichen Nachbarn. Unabhängig davon, ob es sich um Automobilhersteller oder Modekonzerne handelt, für viele europäische Unternehmen bedeutet der chinesische Markt das Gelobte Land in Sachen Wachstum. Doch das österreichische Bekleidungsunternehmen Wolford (WKN 893975) musste nun neben Euro-Krise, die hohen Kosten der China-Expansion als Grund für einen Verlust im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2012/13 anführen. Mehr zu den begrenzten Kurschancen hier.
Wochenvorschau: Unternehmenstermine
In der kommenden Woche stehen nur noch wenige Quartalszahlen auf der Agenda. Aus Deutschland werden u.a. die Bilanzen von MVV Energie (Dienstag); Schuler, TUI (Mittwoch); Hymer (Donnerstag) sowie HORNBACH HOLDING, HORNBACH-Baumarkt-AG (Freitag) veröffentlicht.
Aus den USA berichten u.a. Jeffries Group, Oracle (Dienstag); Accenture, Bed Bath & Beyond, FedEx, General Mills, Jabil Circuit, Paychex (Mittwoch); Carnival, ConAgra, Darden Restaurants, KB Home, Micron, Nike, Red Hat, Research In Motion, Rite Aid (Donnerstag); Walgreens (Freitag).
Wochenvorschau: Konjunkturdaten
In Sachen Konjunkturdaten stehen in der Woche vor Weihnachten nur noch wenige Termine auf der Agenda. Am Wichtigsten dürfte dabei die Veröffentlichung des ifo-Geschäftsklimas (Dezember) sein. Daneben werden am Donnerstag noch die November-Zahlen der deutschen Erzeuger- und Einfuhrpreise bekannt gegeben, bevor am am Freitag nach dem GfK Konsumklima (Dezember) und dem „Dreifachen Hexensabbat“ die Börse in die Weihnachtspause geht.
In den USA stehen zu Wochenbeginn noch der Empire State Manufacturing Index (Dezember) auf der Agenda. Am Dienstag folgen die Daten zur Leistungsbilanz (Oktober) und der NAHB Wohnungsmarktindex (Dezember). Am Mittwoch werden die Baubeginne und Baugenehmigungen (November) veröffentlicht, bevor am Donnerstag die BIP-Zahlen, die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, der Philly-Fed-Index (Dezember) und die Frühindikatoren (November) bekannt gegeben werden. Zum Wochenschluss stehen dann noch die Daten zu den Persönlichen Einnahmen und Privaten Konsumausgaben (November), die Auftragseingänge langlebiger Güter (November) und das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan (Dezember) an.