Delivery Hero vs. HelloFresh: Die neuen DAX-Tech-Giganten?

Bildquelle: Pressefoto HelloFresh / Delivery Hero

Ein Kritikpunkt am deutschen Leitindex DAX war in der Vergangenheit das Fehlen von wachstumsstarken Technologiewerten. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass diese hierzulande nicht in dieser beeindruckenden Zahl vorhanden sind, wie beispielsweise in den USA. Nun werden mit Delivery Hero (WKN: A2E4K4 / ISIN: DE000A2E4K43) und HelloFresh (WKN: A16140 / ISIN: DE000A161408) zwei solche Vertreter in der auf 40 Titel vergrößerten ersten deutschen Börsenliga zu finden sein.

Es ist nicht gerade beeindruckend für den Technologiestandort Deutschland, wenn man zwei Essenslieferdienste als Vorzeige-Technologieunternehmen präsentieren muss. Apple, Amazon, Alphabet, Microsoft oder Facebook spielen natürlich in einer ganz anderen Liga. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Delivery Hero oder HelloFresh keine Renditemöglichkeiten bieten würden. Ihren jeweiligen Aufstieg in den neuen DAX-40 haben sie sich schließlich hart erarbeitet und in den vergangenen Jahren einen beeindruckenden Wachstumskurs hingelegt. Zudem hat das Coronavirus gewisse Trends im E-Commerce-Bereich beschleunigt.

Delivery Hero: Wachstum geht vor

Delivery Hero gehörte bereits zum DAX-30. Das 2011 in Berlin gegründete Unternehmen hatte im Vorjahr Wirecard ersetzt, nachdem der Zahlungsabwickler Insolvenz anmelden musste und für einen den gesamten Finanzplatz Deutschland erschütternden Bilanzskandal gesorgt hatte. Als Reaktion auf diesen Skandal sollen DAX-Kandidaten in Zukunft unter anderem ein positives EBITDA in den letzten zwei Finanzberichten aufweisen. Delivery Hero war davon jedoch noch nicht betroffen. Der Konzern wächst seit Jahren stark, mit den Gewinnen sollte es bisher jedoch nichts werden. Zumindest konnte das Management zuletzt auf Profitabilitätsverbesserungen verweisen.

Im ersten Halbjahr 2021 stieg die Zahl der Bestellungen gegenüber dem Vorjahr um 83 Prozent auf 1,4 Milliarden. Der Bruttowarenwert (GMV) wuchs um 78 Prozent auf 16,2 Mrd. Euro, während der Umsatz um 109 Prozent auf 2,9 Mrd. Euro stieg. Die bereinigte EBITDA/GMV-Marge hat sich von -3,6 Prozent im ersten Halbjahr 2020 auf nun -2,1 Prozent verbessert. Diese Verbesserung wurde trotz der Investitionen in neue Geschäftsfelder und Märkte erzielt. Für das Gesamtjahr 2021 geht das Management von einem GMV in Höhe von 33 bis 35 Mrd. Euro, einen Umsatz von 6,4 bis 6,7 Mrd. Euro und einer bereinigten EBITDA/GMV-Marge von rund -2 Prozent aus. Trotz dieser Fortschritte behält Delivery Hero vorerst weiterhin vor allem das Wachstum im Blick.

Neben Essensauslieferungen baut der Konzern das Dmarts-Netz aus. Dabei handelt es sich um kleine Lagerhäuser an strategisch relevanten Standorten. In Verbindung mit Kooperationen mit lokalen Geschäften sollen Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs geliefert werden. Und dies in weniger als einer Stunde und häufig sogar in nur 10 bis 15 Minuten. Auch Übernahmen wie Woowa in Südkorea bleiben Teil des Wachstumsplans. An der Börse ist die Euphorie zuletzt rund um Delivery Hero jedoch etwas abgeflacht. Für das Jahr 2021 steht ein für einen Wachstumswert wenig beeindruckendes Kursplus von gerade einmal rund 2 Prozent zu Buche. Sollte das Management jedoch weiterhin beeindruckende Wachstumszahlen abliefern und die Profitabilität endlich ankurbeln dürfte auch die Aktie neuen Schub erfahren.

HelloFresh denkt an die Umwelt

Genauso wie Delivery Hero will mit HelloFresh ein weiterer DAX-40-Wert von den sich bietenden Wachstumsmöglichkeiten im Bereich Essensauslieferungen profitieren. Zumal COVID-19 den Trend zu Essensauslieferungen verstärkt hat. Das Unternehmen, das für seine „Kochboxen“ bekannt ist, setzt auch auf eine Klima- und Umweltkomponente. In den „Kochboxen“ sind nicht nur die Rezepte für viele leckere Gerichte zu finden, die Zutaten sind auch gleich mit dabei. Und dies gramgenau. Auf diese Weise will HelloFresh dazu beitragen, die Verschwendung von Ressourcen zu bekämpfen. Ein Aspekt, der in einer Zeit mit Greta Thunberg, den „Fridays-for-Future“-Protesten sowie einem in der gesamten Gesellschaft größer werdenden Verständnis für Umwelt- und Klimathemen, immer wichtiger wird.

Lange Zeit war HelloFresh für seine Rezepte für ein leckeres selbst gekochtes Abendessen, bei dem jedoch der für Viele anstrengende und zeitaufwändige Einkauf wegfällt, bekannt. Wie im Fall von Delivery Hero wird jedoch das Angebot ständig ausgeweitet. So startete Ende Juli HelloFresh Market in den USA. Dabei werden Produkte wie Snacks, Desserts, Frühstücksflocken, Gemüse oder Gewürzmischungen angeboten. Diese können zu den wöchentlichen HelloFresh-Kochboxen hinzugebucht werden. Das Konzept wurde bereits in den Benelux-Ländern getestet und soll nun mit rund 150 zusätzlichen Produkten in den USA starten.

Ziel ist es mit solchen Angeboten das mittelfristige Ziel eines jährlichen Umsatzes von 10 Mrd. Euro zu erreichen. Im zweiten Quartal 2021 lagen die konzernweiten Umsatzerlöse bereits bei 1,56 Mrd. Euro. Ein währungsbereinigter Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um 66,5 Prozent und ein neuer Rekord für einen Dreimonatszeitraum. Im Gesamtjahr 2020 lagen die Erlöse bei 3,75 Mrd. Euro und sollen laut Unternehmensprognose in diesem Jahr um 45 bis 55 Prozent zulegen. Dies würde einem Wert zwischen 5,4 und 5,8 Mrd. Euro entsprechen.

FAZIT

Natürlich wäre es für den Technologiestandort Deutschland besser, wenn es hierzulande Unternehmen auf Augenhöhe mit Apple, Amazon, Alphabet, Microsoft oder Facebook geben würde. Allerdings existieren diese fast nirgendwo auf der Welt. Daher müssen die Essenslieferdienste Delivery Hero und HelloFresh als Tech-Wachstumswerte im neuen DAX-40 herhalten. Das ist auch gar nicht schlimm. Schließlich bringen diese einiges an Potenzial mit.

 

Multi Aktienanleihe mit Barriere (Worst-Of) auf Delivery Hero & HelloFresh

WKN: VQ2HG3

ISIN: DE000VQ2HG34

Emissionstag: 28. Dezember 2020

Produkttyp: Aktienanleihe

Emittent: Vontobel

 

Bildquelle: Pressefoto HelloFresh / Delivery Hero