RWE: Der Druck steigt, aber …

Bildquelle: Pressefoto RWE

Viele Menschen dürften am Sonntagabend mit Spannung das zweite TV-Triell der Kanzlerkandidaten Baerbock, Scholz und Laschet verfolgt haben. Um hier jedoch etwas wirklich Überraschendes erfahren zu haben, mussten die Zuschauer sehr genau aufpassen. Ein Satz, der aufhorchen ließ, kam dabei beispielsweise vom amtierenden Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen Armin Laschet.

Der Frontmann der CDU versuchte in der Debatte mindestens einmal, die Grünen grün zu überholen. „Wir sagen den Menschen, dass ihr Leben besser wird, wenn sie CO2-neutral leben.“ Das klingt natürlich zunächst einmal gut, da die Menschen aber Lebewesen sind, die Sauerstoff verbrauchen und CO2 ausstoßen, ist ein CO2-neutrales Leben biologisch betrachtet leider gar nicht möglich.

Ökologische Vorteile unbestritten, aber auch kostenintensiv

Aber auch im übertragenen Sinne ist es fraglich, wie sich das Leben der Menschen konkret verbessert, wenn sie CO2-neutral leben würden. Denn egal ob es um das Autofahren, das Fliegen, Fleisch essen oder das Heizen der Wohnung geht, vieles müsste eingeschränkt werden oder würde durch den ökologischen Umstieg und damit verbundene Ausgleichsabgaben teurer werden.

Natürlich sind die ökologischen Vorteile unbestritten, auch wenn es darum geht, die negativen Folgen des Klimawandels einzugrenzen, doch das macht auch Verzicht, hohe Investitionen und Preiserhöhungen erforderlich.

RWE: Inzwischen grüner Ökostrom-Vorreiter in Europa

Welche hohen Kosten mit dem ökologischen Umstieg verbunden sind, zeigt sich seit Jahren in der deutschen Industrie und bei den Energieversorgern. Ein Beispiel hierfür ist RWE (WKN: 703712 / ISIN: DE0007037129). Der Essener Konzern hatte den Umstieg auf erneuerbare Energien zunächst verschlafen, was sich vor allem in den Jahren 2011 bis 2015 in einer steilen Börsen-Talfahrt der RWE-Aktie niederschlug. Doch in den vergangenen Jahren wurden hier große Fortschritte erzielt, mit denen der Versorger inzwischen zu einem der größten Ökostrom-Produzenten Europas aufgestiegen ist.

Doch die Kosten, die mit dem ökologischen Umstieg verbunden waren, sind immens, wie sich auch im ersten Halbjahr zeigte. Laut dem DAX-Unternehmen wurden im Zeitraum Januar bis Juni 2021 mit 1,8 Mrd. Euro doppelt so viel in den Bereich der erneuerbaren Energien investiert, wie noch im Vorjahreszeitraum.

Geplant ist, dass noch im laufenden Jahr neue Windkraft- und Solaranlagen und Speicher mit einer Leistung von 1,8 Gigawatt in Betrieb genommen werden. Im nächsten Jahr 2022 soll die Leistung um weitere 2,1 Gigawatt erhöht werden. Laut dem Vorstandsvorsitzenden Markus Krebber soll damit das Ziel von über 13 Gigawatt bis Ende 2022 erreicht werden.

RWE will zur Nummer eins aufsteigen

Auch international gesehen sind die Ambitionen groß. CEO Markus Krebber will, dass RWE in zahlreichen Industriestaaten einschließlich der USA zum führenden Anbieter erneuerbarer Energien wird. Auch die bisherigen Nachhaltigkeitsziele will Krebber dazu verschärfen. Ab 2040 soll vollständige Klimaneutralität erreicht werden, die auch die gesamte Kette von den Einkäufen bei Zulieferern bis hin zum Absatz bei den Kunden miteinschließt.

Der Druck auf RWE wächst, beim Umstieg auf die erneuerbaren Energien noch schneller voranzukommen. So fordert der Finanzinvestor Enkraft die Abspaltung der Tochter RWE Power, die für das Geschäft mit konventionellen Energien aus Braunkohle und Atomkraft verantwortlich ist. (Bildquelle: Pixabay / mhollaen)

Finanzinvestor Enkraft macht Druck auf RWE

Doch manchen geht die Wandlung vom einstigen Klimasünder zum grünen Vorzeige-Versorger noch nicht schnell genug. Mit einer Aktion am Braunkohlekraftwerk Neurath forderten Aktivisten der Gruppe „Menschenrecht vor Bergrecht“ am vergangenen Donnerstag einen schnelleren Ausstieg. Außerdem wurde in der zurückliegenden Woche bekannt, dass der aktivistische Investor Enkraft Capital bei RWE eingestiegen ist und eine zügige Abtrennung der Braunkohletochter fordert.

Laut Enkraft bringt eine Fokussierung auf das zukunftsträchtige Erneuerbare-Energien-Geschäft und eine schnelle, wenn nötig auch schrittweise Ablösung der Braunkohleaktivitäten ein enormes Wertsteigerungs-Potential mit sich. Encraft zufolge würden sich durch die Trennung „enorme Werthebungspotenziale“ ergeben, weil RWE für die Braunkohleverstromung viele Verschmutzungszertifikate erworben habe. Demnach dürfte das dann auch die Aktie von RWE treiben.

Enkraft will die Abspaltung der Tochter RWE Power

Bei RWE ist für das Geschäft mit konventionellen Energien aus Braunkohle und Atomkraft die Tochter RWE Power verantwortlich. Für diese sind 11.000 Menschen beschäftigt. Geht es nach Enkraft, müsste RWE die Tochtergesellschaft abstoßen. Eigenen Angaben zufolge hat der in Unterhaching ansässige Finanzinvestor mehr als 500.000 RWE-Aktien gekauft, was einen Anteil von weniger als ein Prozent am Konzern bedeuten würde.

Enkraft hat also nur wenig Macht, um seine Interessen durchzusetzen, allerdings kommt für RWE auch von anderer Seite Druck. So mahnt beispielsweise Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit bei der Fondsgesellschaft Deka, dass auch größere strukturelle Veränderungen bei RWE kein Tabu sein dürfen. Laut Speich muss das Geschäftsmodell zügig weniger CO2-abhängig werden.

Allerdings kann man RWE auch keine Untätigkeit vorwerfen. So gehen bis Ende 2022 sieben weitere RWE-Braunkohleblöcke vom Netz. Bis 2030 will der Konzern die Kohlekapazitäten um zwei Drittel reduzieren.

Beeindruckende Aufholjagd der RWE-Aktie

An der Börse verzeichnete die RWE-Aktie in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Aufholjagd. Nachdem die Papiere zwischen 2008 (Rekordhoch bei 100 Euro) und 2015 (Tief bei 9 Euro) um über 90 Prozent einbrachen, startete für RWE ein neuer Bullenmarkt, im Zuge dessen die Aktie bis zum Januar dieses Jahres auf ein Neunjahreshoch bei 38,65 Euro kletterte.

Daraufhin setzte der Kurs bis zum Juli in den Bereich der 28-Euro-Marke zurück, konnte sich seitdem aber wieder auf zeitweise 33 Euro erholen. Setzt sich die jüngste Aufholbewegung fort, ist das nächste Kursziel das Januar-Top bei 38,65 Euro.

Stattliche Dividendenrendite

Auch aus Dividendensicht ist die Aktie interessant. Im Rahmen der Bekanntgabe der jüngsten Geschäftszahlen wurde das Dividendenziel für 2021 von 0,90 Euro je Aktie bestätigt. Damit errechnet sich bei der RWE-Aktie eine voraussichtliche Dividendenrendite von 2,7 Prozent.

Anleger, die von einer Fortsetzung des Aufwärtstrends der vergangenen Jahre bei der RWE-Aktie überzeugt sind, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MA42X0 / ISIN: DE000MA42X07) gehebelt von Kursgewinnen profitieren.

Bildquelle: Pressefoto RWE