DAX-40: Eine neue Zeitrechnung

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG

Nach langer Vorlaufzeit ist es endlich so weit. Seit dieser Woche befinden sich nicht mehr 30, sondern 40 Werte im DAX. Es ist die größte Veränderung in der rund 33-jährigen Geschichte des DAX. Allerdings hat diese nicht nur Fans.

Der neue DAX

Neu dabei sind Airbus (WKN: 938914 / ISIN: NL0000235190), Brenntag (WKN: A1DAHH / ISIN: DE000A1DAHH0), HelloFresh (WKN: A16140 / ISIN: DE000A161408), Porsche SE (WKN: PAH003 / ISIN: DE000PAH0038), Puma (WKN: 696960 / ISIN: DE0006969603), Qiagen (WKN: A2DKCH / ISIN: NL0012169213), Sartorius (WKN: 716563 / ISIN: DE0007165631), Siemens Healthineers (WKN: SHL100 / ISIN: DE000SHL1006), Symrise (WKN: SYM999 / ISIN: DE000SYM9999) und Zalando (WKN: ZAL111 / ISIN: DE000ZAL1111).

Die DAX-Reform hatte viele Gründe. Ganz besonders wollte man die Gegebenheiten rund um die wichtigsten deutschen Aktienindizes an internationale Standards anpassen. Dazu gehört vor allem ein besseres Abbild der deutschen Wirtschaft. Neben viele Industrieriesen sollten vermehrt Wachstumswerte aus dem Internet- und Technologiebereich aufgenommen werden.

Die neuen Tech-Superstars?

Die Indexaufnahme ist aus diesem Bereich letztlich Zalando und HelloFresh gelungen, nachdem Delivery Hero (WKN: A2E4K4 / ISIN: DE000A2E4K43) bereits Teil des DAX-30 war. Der Online-Modehändler Zalando sowie die beiden Essenslieferspezialisten HelloFresh und Delivery Hero sind kein Amazon, Apple, Facebook oder Alphabet, allerdings gilt es zur deutschen Ehrenrettung zu sagen, dass es fast nirgendwo auf der Welt Konzerne gibt, die mit den US-Technologieriesen mithalten können.

Mit dem DAX-40 soll jedoch nicht nur die deutsche Wirtschaft besser abgebildet werden. Andere wichtige Aktienindizes wie der S&P 500 oder FTSE 100 sind deutlich größer als der DAX. Zwar bleibt das wichtigste deutsche Börsenbarometer mit 40 Werten weiterhin eher ein Zwerg, nähert sich jedoch anderen Aktienindizes in Sachen Größe zumindest an.

Lehren aus dem Wirecard-Skandal

Die Aufarbeitung eines der größten Finanzskandale der deutschen Geschichte ist ein weiterer Grund, warum der DAX reformiert wurde. So sind die Aufnahmekriterien nun strenger. Es soll kein “Wirecard 2.0” geben. Der Zahlungsabwickler aus Aschheim bei München hatte es als Börsenliebling im Herbst 2018 in den DAX geschafft. Im Juni 2020 meldete das Unternehmen Insolvenz an.

Es dauerte jedoch Wochen, bis im August 2020 der Rausschmiss aus der ersten deutschen Börsenliga erfolgen konnte. Als Reaktion wurden die Indexregeln angepasst. In Zukunft soll die Indexzusammensetzung häufiger überprüft werden. Bereits ab Dezember 2020 gilt die Regelung, dass alle künftigen DAX-Kandidaten vor der Aufnahme ein positives EBITDA in den zwei letzten Finanzberichten aufweisen müssen.

Als Lehre aus dem Wirecard-Skandal müssen DAX-Mitglieder nun ihre Berichte und Testate fristgerecht abliefern. Neu ist auch die Regel, wonach Indexmitglieder nur noch nach Marktkapitalisierung bestimmt werden sollen. Der Börsenumsatz wird bei der Rangliste nicht mehr berücksichtigt; stattdessen müssen Indexmitglieder eine Mindestliquidität aufweisen. Zusätzlich müssen ab März 2021 alle Neuzugänge zur DAX-Familie den Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex hinsichtlich eines Prüfungsausschusses im Aufsichtsrat entsprechen.

Unterschiedliche Ansichten

Am Markt gibt es jedoch nicht nur Fans der Reform. Während einige auf die Vorteile der Reform verweisen, liegt die Kritik in vielen Fällen nicht an den Veränderungen in der ersten deutschen Börsenliga, sondern eher an den Veränderungen, die die Reform für den MDAX mit sich bringt.

„Die Erweiterung des DAX von 30 auf 40 Unternehmen kann nur ein erster Schritt im Rahmen einer allgemeinen Überarbeitung der DAX-Familie sein“, sagt beispielsweise Dr. Christine Bortenlänger, Geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts. Laut Bortenlänger würde der MDAX durch die Erweiterung des DAX stark an Bedeutung verlieren.

Auch Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), stellt die negativen Folgen für den MDAX heraus: „So gut die Entscheidung ist, den Leitindex DAX auf 40 Werte zu erhöhen, so schlecht ist sie für den MDAX. Hier sehen wir eine Kannibalisierung des MDAX, die deutlich über den Vorteil für den DAX hinausgeht.

FAZIT

Ob der DAX-40 ein Erfolg wird, wird sich mit der Zeit zeigen. In jedem Fall lässt es sich sagen, dass der am 1. Juli 1988 ins Leben gerufene DAX trotz aller Finanzskandale und oder wegen der vielen Veränderungen für Anleger und den deutschen Aktienmarkt zu einem Erfolg wurde.

Anleger, die gehebelt auf steigende DAX-Notierungen setzen möchten, könnten sich ein Long Mini Future Produkt (WKN: VP9YUS / ISIN: DE000VP9YUS6) anschauen.

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG