Allianz geht beim Umbau in die Vollen

(Bildquelle: Pressefoto Allianz)

Bei der Allianz (WKN: 840400 / ISIN: DE0008404005) ist der Konzernumbau in vollem Gange. Wie der Vorstandsvorsitzende Oliver Bäte bereits Ende 2019 in einem Interview mit dem „Manager Magazin“ ankündigte, soll der DAX-Konzern schneller, einfacher und digitaler werden.

Zum Umbau gehört unter anderem, dass die Konzernmutter der Allianz Deutschland AG bereits im Oktober 2020 die Führung zentraler Bereiche beim Kunden-Service entzogen hatte. Damals waren wesentliche Teile des Kundenservice in die Hände der Allianz Sach-, Lebens- und Krankenversicherung gegeben worden.

Lebensversicherungsgeschäft im Fokus

Erklärtes Ziel der Allianz ist es, sich in Deutschland neu aufzustellen und die Spartengesellschaften zu stärken. Auch in Sachen Profitabilität will der Branchen-Dino, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1890 zurückreichen, weiter vorankommen. Dabei steht auch das Lebensversicherungsgeschäft im Fokus.

Ende vergangener Woche wurde bekannt, dass sich Europas führender Versicherer Insidern zufolge von einem großen Lebensversicherungsbestand in den USA trennen will. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitagabend berichtete, könnte die Allianz auf diese Weise mehrere Mrd. US-Dollar an Kapital freisetzen.

Demnach geht es um einen Vertragsbestand mit Vermögenswerten und Verbindlichkeiten in zweistelliger Milliarden-Dollar-Höhe. Laut der Meldung lote der Konzern aktuell mit Beratern eine mögliche Rückversicherungslösung aus.

Die offenbar geplante Maßnahme kommt nicht ganz überraschend, denn bereits im April hatte die Allianz ein Paket von rund 90.000 Lebensversicherungsverträgen aus Belgien an den Erst- und Rückversicherer Monument Re abgestoßen. Die Verträge soll dessen Tochter MAB nach einer Übergangszeit bis zum Ablauf weiterführen.

Allianz will fit für die Zukunft werden

Ziel ist es, dass sich die Allianz in Belgien wie in Deutschland in Zukunft auf neuartige Lebensversicherungsverträge fokussiert, die weniger Kapital binden. Bisher hat der Konzern für das Deutschland-Geschäft einen Verkauf der alten Vertragsbestände aber immer wieder ausgeschlossen.

Auch in der Schweiz will die Allianz nun offenbar neue Wege bestreiten. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete zuletzt, dass die Schweizer Tochter Allianz Suisse mit dem Finanzunternehmen Resolution Life über die Übertragung eines Portfolios von Lebensversicherungs-Policen verhandelt.

Das Schweizer Portfolio umfasse demnach ein Volumen von gut 5 Mrd. Euro. Gemessen an der Größe könnte sich um das Geschäft in der beruflichen Vorsorge handeln.

Lebensversicherungs-Geschäft nicht profitabel genug

Wie es in dem Bloomberg-Bericht weiter heißt, könnte der Deal noch in dieser Woche bekanntgegeben werden und würde bei der Allianz regulatorisches Kapital freisetzen. Grund hierfür dürfte sein, dass das Lebensversicherungs-Geschäft vor dem Hintergrund extrem tiefer Zinsen, der zunehmenden Lebenserwartung der Bevölkerung und der strengen regulatorischen Vorgaben für die Allianz keine hohen Renditen abwirft und zu viel Kapitel bindet.

Mögliche Verbindung zur Hedgefonds-Affäre in den USA

Zwar gibt es noch keine offizielle Bestätigung, gemutmaßt wird aber, dass die Transaktionen in Verbindung mit der Structured-Alpha-Affäre in den USA stehen. Denn auf die Münchener könnten wegen dem Hedge-Fonds-Skandal, bei dem Anleger in den USA hohe Verluste erlitten, milliardenschwere Strafzahlungen zukommen. Mit dem durch den Lebensversicherung-Verkauf freigesetzten Kapital könnte sich die Allianz hierfür wappnen.

Allianz-Chef hält sich bedeckt

Allianz-CEO Oliver Bäte hält sich zu den aktuellen Problemen in den USA bedeckt. In einem Interview mit dem „Handelsblatt“ vom vergangenen Freitag erklärte der Allianz-Chef lediglich: „Wir sind gerade dabei, das Thema systematisch aufzuarbeiten“.

Die Allianz will den Konzernumbau offenbar auch mit dem Verkauf großer Lebensversicherungs-Portfolios in den USA und in der Schweiz vorantreiben. Operativ konnte der DAX-Konzern zuletzt mit starken Geschäftszahlen überzeugen. Die Aktie bleibt deshalb weiterhin aussichtsreich. (Bildquelle: markteinblicke.de)

Operativ weiter auf Kurs

Welche Belastungen die Hedgefonds-Affäre nach sich zieht, ist noch vollkommen ungewiss. Allerdings dürfte die Allianz dadurch höchstwahrscheinlich nicht ernsthaft erschüttert werden, denn operativ laufen die Geschäfte weiter gut, wie die jüngsten Geschäftszahlen gezeigt haben.

So legten die Erlöse im zweiten Quartal auf Jahressicht um elf Prozent auf 34,3 Mrd. Euro zu. Die Allianz erklärte den kräftigen Umsatzanstieg mit einer starken Entwicklung des Lebens- und Krankenversicherungs-Bereichs sowie des Fonds-Geschäfts, das von den gestiegenen Handelsaktivitäten in der Corona-Krise besonders profitiert hatte.

Gewinnsprung im zweiten Quartal

Auch die Ergebnisseite konnte an die sehr erfolgreiche Entwicklung im ersten Quartal anknüpfen. Trotz höherer Schäden durch Naturkatastrophen wurde der operative Gewinn im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 29 Prozent auf 3,3 Mrd. Euro gesteigert. Der auf die Aktionäre entfallende Gewinn verbesserte sich um 46 Prozent auf 2,2 Mrd. Euro, womit ebenfalls die Erwartungen der Analysten übertroffen worden sind.

Optimistische Prognose

Da die Geschäfte auf Hochtouren laufen, wurde die Allianz auch für das Gesamtjahr zuletzt noch optimistischer. Der DAX-Konzern schätzt, dass der operative Gewinn in der oberen Hälfte der Zielspanne zwischen elf und 13 Mrd. Euro liegen wird, und das trotz der Schäden der Juli-Hochwasserkatastrophe.

Aktie im übergeordneten Aufwärtstrend

Wegen der starken Geschäftsentwicklung konnte die Allianz-Aktie in den vergangenen Jahren – trotz zwischenzeitlicher Rückschläge wie zuletzt Anfang 2020 im Zuge des Corona-Börsen-Crashs – überzeugen. Die Aktie notiert seit dem Finanzkrisenjahr 2009 in einem übergeordneten Aufwärtstrend und konnte seitdem im Schnitt um zehn Prozent jährlich zulegen.

Hohe Dividendenrendite

Auch aus Dividendensicht ist die Allianz-Aktie attraktiv, denn ebenfalls seit 2009 wurden die Ausschüttungen kontinuierlich gesteigert, wobei sich in diesem Zeitraum vergleichsweise hohe Dividendenrenditen in der Spanne zwischen vier und sechs Prozent errechneten (aktuell: 5,4 Prozent).

Fazit

Die Allianz treibt den Umbau konsequent voran, wozu auch die jüngsten Meldungen zum Thema Lebensversicherungen passen. Auch die Fortschritte im Bereich Digitalisierung dürften dazu mitbeitragen, dass der DAX-Konzern operativ auf Kurs bleibt. Auch an der Börse konnte die Allianz in den vergangenen Jahren mit einem durchschnittlichen jährlichen Kursgewinn von zehn Prozent und einer vergleichsweise hohen Dividendenrendite überzeugen.

Anleger, die mit einer Fortsetzung des langfristigen Aufwärtstrends bei der Allianz-Aktie rechnen, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MA3GTP / ISIN: DE000MA3GTP2) gehebelt von Kurssteigerungen profitieren.

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