Kommt die Stagflation?

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Die wirtschaftliche Dynamik schwächelt. Dabei wird die deutsche Industrie, insbesondere der Automobilsektor, durch anhaltende Lieferengpässe und resultierende Produktionsdrosselungen ausgebremst.

Wirtschaftliche Abkühlung in Sicht?

Die Kapazitätsauslastung gab zuletzt um 2,1 Prozentpunkte auf 84,7 Prozent nach. Auch in den Sektoren Dienstleistungen und Handel drücken zunehmende Lieferengpässe auf die Geschäftsaussichten der Unternehmen, so dass die ifo-Konjunkturuhr mittlerweile sogar eine wirtschaftliche Abkühlung, also eine Kombination aus einer überdurchschnittlichen Lage- und einer nachgebenden Erwartungskomponente, anzeigt.

Das ebenfalls nachgebende Wachstum der Auftragseingänge verdeutlicht, dass sich die globale Abschwächung zunehmend auch auf die Nachfrageseite auswirkt – und gerade in Deutschland auf die Exportnachfrage durch die konjunkturelle Schwächephase Chinas. Schon im August waren rückläufige Auftragseingänge für das Verarbeitende Gewerbe vor allem auf nachgebende Orders für Investitionsgüter aus dem nichteuropäischen Ausland zurückzuführen.

Corona-Fallzahlen befürchtet

Insgesamt ist in Deutschland für das vierte Quartal eine wirtschaftliche Stagnation wahrscheinlich. Auf europäischer Ebene ist ebenfalls eine Abkühlung der wirtschaftlichen Dynamik zu verzeichnen, wenngleich diese weniger stark ausfällt. Als zusätzlicher Grund wird gemäß Einkaufsmanagerindizes die Befürchtung wieder steigender Corona-Fallzahlen mit negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft befürchtet.

Andererseits widerspricht die Zunahme der Beschäftigungsrate der These einer beginnenden Stagflation. Trotz wirtschaftlicher Schwächesignale ist bei der Inflation allerdings vorerst keine Entlastung zu erwarten. In dieser Woche werden für Deutschland und die Eurozone die Oktober-Verbraucherpreisindizes sowie der Anstieg der deutschen Importpreise veröffentlicht.

Die EZB ist gefordert

Erwartet wird jeweils ein erneut stärkerer Anstieg, der schon in den letzten Wochen für steigende Zinsen bei Staatsanleihen gesorgt hat. Damit rückt auch die Sitzung des EZB-Rates in den Vordergrund.

Zwar ist keine veränderte Einschätzung der Inflationserwartungen der EZB wahrscheinlich, doch wird eine Indikation zur weiteren Handhabung des Ende März auslaufenden PEPP-Anleihekaufprogramms erwartet.

Angesichts des steigenden Inflationsdrucks ist davon auszugehen, dass nach der US-Notenbank Fed ab dem 2. Quartal auch die EZB die Volumina ihrer Anleihekäufe reduziert. Während die Zinsen sukzessive weiter anziehen dürften, trüben sich die Aussichten für Aktien zunehmend ein.

 

Ein Kommentar von Carsten Mumm

Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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