Rolls-Royce – Für Könige und solche die es sein wollen

Wenn es um die automobile Fortbewegung von gekrönten Häuptern geht, gibt es eigentlich nur eine Marke: Rolls-Royce.

Bildquelle: Pressefoto Rolls-Royce

Wenn es um die automobile Fortbewegung von gekrönten Häuptern geht, gibt es eigentlich nur eine Marke: Rolls-Royce. Mit Queen Elisabeth II hatte das Unternehmen, das heute Teil des BMW-Konzerns ist, über 70 Jahre eine inoffizielle Markenbotschafterin der Sonderklasse. Ihr Sohn, King Charles III, dürfte in seiner Regentschaft nur wenig von dieser Botschaft abweichen. Doch nicht nur die Herrscher von England fahren die Marke mit der „Emily“ als Kühlerfigur. Rolls-Royce ist heute der Inbegriff von Luxus auf vier Rädern.

Die treueste Kundin von Rolls-Royce: Queen Elisabeth II (Bildquelle: Pressefoto Rolls-Royce)

Die Erfolgsgeschichte von Rolls-Royce fußt auf der Unterschiedlichkeit ihrer Gründer Charles Stewart Rolls und Frederick Henry Royce und ihrer gleichzeitigen Vorliebe für britische Perfektion. Dabei traf der auf unbedingte Qualität setzende Autohändler Rolls auf den innovativen Ingenieur Royce mit seiner eigenen Elektroanlagenfirma. Zugleich verfügte Rolls familienbedingt über notwendige finanzielle Ausstattung, um die technische Expertise von Royce in tatsächliche Produkte umsetzen zu können.

Aus einer anfänglichen Kooperation Anfang des 20. Jahrhunderts wurde schnell ein gemeinsames Unternehmen mit Fahrzeugen der Extraklasse. Im November 1906 wurde auf der Olympia Motor Show in London mit dem später als „Silver Ghost“ bezeichneten Rolls-Royce 40/50 hp das erste Rolls-Royce-Modell vorgestellt. Bis zum Jahr 1925 wurden hiervon 6.173 Stück gebaut.

Im November 1906 wurde auf der Olympia Motor Show in London mit dem später als „Silver Ghost“ bezeichneten Rolls-Royce 40/50 hp das erste Rolls-Royce-Modell vorgestellt. (Bildquelle: Pressefoto Rolls-Royce)

Die Qualität und die Fahreigenschaften des „Silver Ghost“ brachten Rolls-Royce den Ruf ein, das beste Automobil der Welt zu bauen. Wichtig an dieser Stelle ist zu erwähnen, dass bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs nur Fahrwerk und Mechanik von Rolls-Royce hergestellt wurden, während die Karosserien auf Kundenwunsch von einem Stellmacher aufgebaut wurden. Es waren also allesamt Unikate – was zusätzlich zum einzigartigen Ruf der Marke beitrug.

Schicksalsschläge bei Rolls und Royce

Die Zusammenarbeit von Rolls und Royce endete jedoch schon nach wenigen Jahren, denn der begeisterte Pilot Rolls starb 1910 bei einem Flugunfall. Royce wiederum zog sich anschließend aus gesundheitlichen Gründen nach Südfrankreich zurück und beschränkte sich auf die Herstellung von Zeichnungen und Entwürfen. Die Leitung der Firma oblag bis zu dessen Tod 1926 seinem Freund Claude Johnson, ebenfalls ein begeisterter Ingenieur. Royce wiederum starb 1933 und war bis zuletzt durch seine Kreativität am Erfolg des Unternehmens maßgeblich beteiligt.

Ein Rolls-Royce in der Wüste ist mehr wert als Rubine. (Lawrence von Arabien)

Mit dem Ersten Weltkrieg musste Rolls-Royce im Automobilbau auf Militärtechnik umsatteln. Das Resultat war das Rolls-Royce Armoured Car, das technisch im Wesentlichen auf dem Silver Ghost beruhte. Doch auch der Silver Ghost selbst wurde während des Ersten Weltkriegs eingesetzt. Der als „Lawrence von Arabien“ berühmt gewordene britische Offizier Thomas Edward Lawrence schrieb in seinem Buch „Die sieben Säulen der Weisheit“ über den Silver Ghost, den er selbst im Einsatz fuhr: „Ein Rolls-Royce in der Wüste ist mehr wert als Rubine“.

Rolls-Royce war schon immer ein Statement in Sachen Design. (Bildquelle: Pressefoto Rolls-Royce)

Der Adler muss fliegen

Parallel zum Automobilbau fokussierte sich Rolls-Royce zunehmend auch auf den Bau von Flugzeugmotoren – einem weiteren Bereich, in dem der Name Rolls-Royce auch ein Jahrhundert später noch für Weltklasse steht. Der 1915 entstandene Rolls-Royce Eagle war ein flüssigkeitsgekühlter Zwölfzylinder-Flugmotor, der erstmals eine Nonstop-Überquerung des Atlantiks mit dem Flugzeug ermöglichte. Bis in die späten 1920er-Jahre wurde der Motor mehrere tausendmal gebaut und demonstrierte nicht nur während des Krieges, sondern auch weit danach die Ingenieurskunst von Rolls-Royce.

Qualität besteht, wenn der Preis längst vergessen ist. (Frederick Henry Royce)

Schwarz ist immer eine gute Farbe für einen Rolls. (Bildquelle: Pressefoto Rolls-Royce)

Das Phantom – eine Legende wird geschaffen

Nach dem Ersten Weltkrieg rückte der klassische Automobilbau wieder in den Fokus von Rolls-Royce und es kam 1925 zur Vorstellung des Rolls-Royce Phantom I mit den beiden Nachfolgern II und III feierten die Briten bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs große Erfolge. Letzterer war sogar mit einem V12-Motor mit 134 kW Leistung ausgestattet, was noch einmal mehr für die Laufruhe einerseits und die unbändige Kraft andererseits stand. Bekanntheit erlangte der Rolls-Royce Phantom III auch durch seinen Auftritt im James-Bond-Film Goldfinger als Fahrzeug des von Gert Fröbe dargestellten Auric Goldfinger.

1931 übernahm Rolls-Royce den bankrotten Wettbewerber Bentley, der aufgrund seiner Sportwagen sehr gut ins Portfolio passte und dort auch lange Jahre blieb. Der 1938 und 1939 gebaute Rolls-Royce Wraith bildete das leuchtende Schlusslicht in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Während des Zweiten Weltkriegs dominierte erneut der Triebwerksbau das Geschäft. In der Folge war etwa die Hälfte der alliierten Flugzeuge mit Motoren von Rolls-Royce und seinen Lizenznehmern ausgestattet.

Im Bereich Chauffeurs-Limousinen setzt Rolls-Royce Standards – hier der Silver Cloud I. (Bildquelle: Pressefoto Rolls-Royce)

Bis in die 1970er-Jahre war das Triebwerksgeschäft ein wichtiger Bestandteil des Gesamtunternehmens Rolls-Royce. Dann führte es 1971 leider zur Pleite. Es wurde verstaatlicht und 1973 Automobil- und Triebwerksbau voneinander getrennt. Der Automobil-Hersteller firmiert seither unter dem Namen Rolls-Royce Motor Cars und der Triebwerks-Hersteller seit der Reprivatisierung 1987 als Rolls-Royce plc. 1980 wurde Rolls-Royce Motor Cars vom traditionsreichen britischen Rüstungskonzern Vickers übernommen.

18 Jahre später folgte die Übernahme durch den Volkswagen-Konzern. Da die Namensrechte jedoch weiterhin bei der Rolls-Royce plc lagen und diese an der Fortsetzung ihrer Zusammenarbeit mit BMW interessiert waren, folgte zunächst ein Gentlemans Agreement und später die Aufspaltung von Rolls-Royce und Bentley. Seit 2003 fertigt Rolls-Royce Motor Cars Automobile als Bestandteil von BMW in Goodwood.

Wiederaufbaujahre nach dem Weltkrieg

Direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann Rolls-Royce wieder mit der Entwicklung neuer Luxusfahrzeuge. Der Silver Wraith war dabei das letzte nicht vollständig von Rolls-Royce gebaute Fahrzeuge. Bis 1959 wurden 1883 Exemplare produziert. Parallel dazu wurde 1949 mit dem Bau des Silver Dawn begonnen. Er fußte zum Teil auf dem Silver Wraith und war der erste Rolls-Royce mit Werkskarosserie. Auf Wunsch waren auch reine Chassis erhältlich, die einen individuellen Aufbau erhielten.

Der Silver Cloud II ist eine Augenweide. (Bildquelle: Pressefoto Rolls-Royce)

Der Phantom kehrt zurück

Neben den beiden Standardmodellen besann man sich bei Rolls-Royce auch wieder auf den Erfolg des Spitzenmodells Phantom der 1920er und 1930er Jahre. Mit dem Phantom IV gelang dies in besonderem Maße, denn er war der exklusivste Pkw, den Rolls-Royce jemals fertigte. Nur 18 Exemplare wurden zwischen 1950 und 1956 ausschließlich für gekrönte Häupter und Präsidenten gefertigt. Heute existierten noch 16 davon. Der bekannteste Phantom IV steht heute noch im Dienst der Königin von England. Der Phantom V war wiederum ein Volumenprodukt und wurde zwischen 1959 und 1968 gebaut. Er wurde 516-mal hergestellt und basierte auf dem Silver Cloud II.

Der Silver Cloud wurde in drei Baureihen zwischen 1955 und 1966 hergestellt Er war der Nachfolger des Silver Dawn und wurde 1966 durch den Silver Shadow ersetzt. Dieser wiederum prägte zwischen 1965 und 1980 das weltweite Gesicht der Marke. Mit über 29.000 Exemplaren (alle Modelle inkl. Corniche) war er der bis dahin mit Abstand meistgebaute Rolls-Royce. Im Bereich Chauffeurs-Limousinen setzte Rolls-Royce zu dieser Zeit mit dem Phantom VI langjährige Standards. Zwischen 1968 bis 1991 wurde das Modell 374-mal gebaut.

Die Flotte von Rolls-Royce im Hongkonger Hotel Peninsula. (Bildquelle: Pressefoto Rolls-Royce)

Unter dem Namen Corniche, benannt nach der gleichnamigen Küstenstraße zwischen Monaco und Nizza, wurden von 1971 bis 1995 die Coupé- und Cabriolet-Varianten des Rolls-Royce Silver Shadow verkauft. Parallel dazu hatte Rolls-Royce mit dem von 1975 bis 1986 gebauten Camargue erstmals ein zweitüriges Coupé im Angebot. Entworfen wurde es von der legendären Turiner Designschmiede Pininfarina. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen, fand das eigenwillige Modell nur wenige Fans – es wurde lediglich 526-mal gebaut. Rolls-Royce ist am Ende eben doch nicht für Experimente gut.

Oben ohne macht die aktuelle Rolls-Royce-Generation eine gute Figur. (Bildquelle: Pressefoto Rolls-Royce)

Der Spirit erobert die Welt

Der Silver Spirit war der Nachfolger des Silver Shadow. Er wurde in vier verschiedenen Serien sowie unter verschiedenen Namen von 1980 bis 1998 produziert. Das damalige Design blieb aber weitgehend unverändert. Ein besonderes Merkmal des Silver Spirit war die versenkbare Kühlerfigur. Dabei handelte es sich um eine Reaktion auf verschärfte Sicherheitsanforderungen. Bei einer Neigung von mehr als 30 Grad sowie bei äußerer Druckanwendung verschwand die Spirit of Ecstasy im Gehäuse des Kühlergrills.

Phantom ist ein guter Name für einen Rolls-Royce – egal welcher Generation. (Bildquelle: Pressefoto Rolls-Royce)

Mit der Übernahme durch BMW änderte sich Rolls-Royce grundlegend. Zwar hatte der Autobauer bereits zuvor BMW-Motoren genutzt, nun folgten aber auch weitere aus dem Münchner Konzern eingeführte Fahrzeugteile. Der neue Phantom war 2003 dann das erste vollständig aus BMW-Planung und -Fertigung hergestellte Rolls-Royce-Modell. Bemerkenswert sind dabei vor allem die sich gegenläufig öffnenden Türen.

Bemerkenswert am neuen Phanton sind vor allem die sich gegenläufig öffnenden Türen. (Bildquelle: Pressefoto Rolls-Royce)

Vielfältige Gegenwart

Im aktuellen Angebot hat Rolls-Royce neben der absoluten Luxuslimousine Phantom auch einen SUV. Unter dem Namen Cullinan, benannt nach dem legendären Diamanten, reagierte der Autobauer auf den Wunsch vieler Kunden nach einem geländegängigen Fahrzeug der Extraluxusklasse. „Mit dem Cullinan erfüllen wir diesen Wunsch, denn er meistert jede Herausforderung mühelos: Effortless, Everywhere. Er ist einzigartig und definiert luxuriöses Reisen völlig neu“, so Torsten Müller-Ötvös, CEO von Rolls-Royce Motor Cars, bei der Vorstellung des Modells.

Im aktuellen Angebot hat Rolls-Royce neben der absoluten Luxuslimousine Phantom auch einen SUV, den Cullinan. (Bildquelle: Pressefoto Rolls-Royce)

Nichts verdeutlicht diesen Anspruch so sehr, wie die Viewing Suite. Auf Knopfdruck treten zwei nach hinten gerichtete, fein gearbeitete Ledersitze mitsamt Cocktailtisch hervor – was für ein Platz für Picknick.



Spirit of Ecstasy

Die legendäre Kühlerfigur ziert seit 1911 den Verschluss des Wasserkühlers eines Rolls-Royce. Unternehmensgründer mochte die landläufig auch Emily genannt Figur nie. Er hielt sie für modischen Schnick-Schnack, der die Linien seiner Autos störte. Der Auftrag zur Gestaltung der Spirit of Ecstasy war vergeben worden, als er krankheitshalber nicht in der Firma war.

Die legendäre Kühlerfigur Spirit of Ecstasy ziert seit 1911 den Verschluss des Wasserkühlers eines Rolls-Royce. (Bildquelle: Pressefoto Rolls-Royce / James Lipman / jameslipman.com)


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