Fotografie – eine Kunst

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Die Fotografie ist ein beliebtes Medium, um Erinnerungen und Geschichten festzuhalten und für die Nachwelt zu dokumentieren. Einige Fotografen sind so kreativ und herausragend auf ihrem Gebiet, dass sie mit dem Fotoapparat wahre Kunstwerke zaubern und als Fotokünstler in die Geschichte eingehen. Wer kennt nicht die berühmten Fotografen wie Ansel Adams, den Meister der Landschaftsfotografie, Helmut Newton, den Erotikfotografen, Richard Avedon, einen der berühmtesten Portrait- und Modefotografen der Welt, Cindy Sherman, die amerikanische Konzeptkünstlerin oder Arnold Newman, einen der wichtigsten Portraitfotografen des 20. Jahrhunderts?

Wer Freude am Fotografieren oder an Fotografien hat, sollte sich einmal näher mit dem Thema Fotokunst als Art-Investment beschäftigen, denn Fotos können ein gutes Anlageobjekt sein. Fotokunst hat sich als Investment auf dem Kunstmarkt schon lange fest etabliert und eine steile Entwicklung vollzogen. Wer in Fotokunst investiert, kann über Jahre hinweg teils sogar enorme Wertsteigerungen erzielen und erfreut sich gleichzeitig an einem schönen Kunstwerk an der Wand.

Ron Galella, Steve McQueen taking a break during the shooting of “Papillon”, Jamaica, 1973, © Ron Galella

Fotografie im Wandel der Zeit

Die Fotografie durchlief im Laufe der Zeit einen stetigen Entwicklungsprozess, der durch technische Entwicklungen und Erfindungen gekennzeichnet war. Jede Zeit ermöglichte unterschiedliche Techniken und Fotos – angefangen von den Schwarz-Weiß-Aufnahmen mit Plattenkameras, der Technik des Nachkolorierens von Schwarz-Weiß-Fotos, über das Kleinformat, die Erfindung des Farbfilms, bis hin zur Digitalfotografie. Die Fotokunst durchlief all diese Steps und brachte immer wieder neue herausragende Fotografen hervor, die in einem speziellen Genre besonders erfolgreich waren und mit ihren berühmten Fotografien in die Geschichte eingingen. Die Entwicklung von der analogen zur digitalen Fotografie eröffnete ständig neue Techniken und künstlerische Umsetzungen und führte zu unterschiedlichen Fotostilen.

Die Anfänge der Fotografie

Das Wort Fotograf setzt sich aus dem griechischen photo=Licht und graph=zeichnen, schreiben zusammen und bedeutet soviel wie „mit Licht zeichnen“. Als Erfinder der Fotografie gelten die Franzosen Joseph Nicéphore Niépce und Louis Daguerre. Mit der „Camera Obscura“ gelang Joseph Niépce das erste Foto und seitdem gilt der 19. August 1839 als die Geburtsstunde der Fotografie. Mit den ersten Plattenkameras konnten die Bilder der Außenwelt erstmals auf Flächen projiziert werden. Durch sehr lange Belichtungszeiten konnten anfangs allerdings keine Menschen oder sich bewegende Gegenstände fotografiert werden.

Plattenkameras waren noch zu groß, um überall hin transportiert zu werden. Bildquelle: Pixabay / Zeitfaktor

Rollfilm ersetzt Plattenkamera

Im Jahr 1890 wurden die Plattenkameras von der Rollfilmkamera abgelöst. Erfunden hat den Rollfilm Leon Warnecke 1875, der erste kommerziell erfolgreiche Rollfilm wurde im Jahr 1884 von der Kodak Company auf den Markt gebracht, die erste „Detektiv-Kamera“ wurde 1881 von Thomas Bolas in Zusammenarbeit mit Professoren der Chemie entwickelt. Die erste Rollfilm-Kamera für die Öffentlichkeit war die Kodak Nr. 1 aus dem Jahr 1889, deren Grundprinzip bis heute Fotografie-Standard ist. Mit dieser neuen Technik konnten Fotos schneller gemacht und entwickelt werden, woraus sich der Beruf des „Paparazzo“ und das Pressefoto sowie die Boulevardpresse entwickelte.

Mit dem Rollfilm wurde das Fotografieren einfacher. Bildquelle: Pixabay / anaterate

Kleinbildkamera ermöglicht Schnappschüsse

Der deutsche Feinmechaniker Oskar Barnack konstruierte im Jahr 1914 die erste Kleinbildkamera, die „Ur“-Leica, eine handliche kleine Kamera, die einen überall hinbegleitete und für Schnappschüsse wie gemacht war. Ernst Leitz II übernahm die Erfindung seines Mitarbeiters im Jahr 1925 und präsentierte die handliche Kleinbildkamera Leica mit einem Aufnahmeformat von 24 x 36 mm in der Öffentlichkeit – eine Sensation. Das Format ist ein bis heute gängiges Format.

Leica Classic 35 mm M2 aus den 60er Jahren. Bildquelle: istockphoto / kieferpix

Blitz revolutioniert die Belichtung

Nur drei Jahre danach entdeckte Johannes Ostermeier die Blitzlichtbirne, einen Vorläufer des Blitzes, im Jahr 1932 entwickelte Dr. Bruno Lange den ersten deutschen Belichtungsmesser, und 1939 gelang es dem Professor Harold Edgerton, das erste Elektronenblitzgerät herzustellen, mit dem schnell aufeinanderfolgende Blitzaufnahmen gemacht werden konnten. Dies führte zu neuen Belichtungsmöglichkeiten in der Fotografie.

Farbfilm macht Fotos bunt

Erfinder der Farbfotografie ist der schottische Physiker James Clerk Maxwell, der im Jahr 1861 das erste Farbfoto präsentierte. Doch während Fotos zu dieser Zeit durch Foto-Kolorierung Farbe bekamen, erfanden die Gebrüder Lumière die Farbfotografie nach dem Autochromverfahren und stellten 1893 erstmals ein fotografisches Porträt in natürlichen Farben vor, ein Farbbild, das mit nur einer Aufnahme angefertigt wurde. Erst im Jahr 1936 brachte die Firma Agfa den ersten Farbfilm „Agfacolor-Neu“ als Kleinbildfilm auf den Markt.

Spiegelreflex und Automatik

Im selben Jahr brachte auch die Firma Ihagee aus Dresden die erste in Serie produzierte einäugige Kleinbild-Spiegelreflexkamera, die Kine Exakta, auf den Markt. Durch die Spiegelung des Lichteintritts konnte das spätere Foto bereits im Sucher betrachtet werden. 1976 folgte von Canon die erste vollelektronische Spiegelreflexkamera und Minolta stellte 1978 die erste Spiegelreflex-Systemkamera mit Mehrfachbelichtungsautomatik und zahlreichenstellte Kamerafunktionen vor. Fotografieren für eine große Masse wurde jetzt möglich.

Digitalisierung der Fotografie

Der letzte Quantensprung in der Fotografie kam durch die Digitalisierung. Voraussetzung war die Erfindung eines Chips zur Datenspeicherung von Willard Boyle und George Smith im Jahr 1969. Bei der digitalen Fotografie wurden die Filmrollen schließlich durch Speicherkarten ersetzt. Die Vorteile sind uns allen bekannt: Fotos müssen nicht mehr entwickelt werden, können gleich betrachtet und gelöscht werden, viel mehr Fotos insgesamt können geschossen und gleich auf den Rechner übertragen werden. Dazu können Fotos mit Bildbearbeitungsprogrammen nachträglich verändert werden, was das Erstellen eines guten Fotos für viele Menschen möglich macht, aber auch neue Kreativität in Form der digitalen Fotokunst ermöglicht.

Die meisten Fotos entstehen heutzutage mit dem Smartphone. Bildquelle: Pixabay / tookapic

Fotografie wird massentauglich

Die Entwicklung zeigt, dass der Weg zum guten Foto immer leichter wurde. Denn während das Fotografie-Handwerk anfangs noch erlernt werden musste und es technischer Finessen bedurfte, um ein gutes Foto zu zaubern, kann dank der automatisierten Fototechnik mittlerweile auch der Laie gute Fotos machen – sogar mit dem Smartphone. Doch richtige Fotokunst erfordert wie im gesamten Kunstbereich nicht nur der Beherrschung der Technik, sondern dahinter steckt noch viel mehr, wie Kreativität, Ehrgeiz und der Blick für das perfekte Fotomotiv.


Zeitgenössische Fotografie

Diese Fotokünstler sollten Sie kennen

Ron Galella

Der amerikanische Fotograf Ron Galella, geboren am 10. Januar 1931 in der Bronx, New York City, diente während des Koreakrieges als Fotograf bei der United States Air Force und besuchte anschließend das Art Center College of Design für Fotojournalismus. Galella gilt als „der Pate der amerikanischen Paparazzi“ und ist durch seine unerschrockenen und kompromisslosen Bilder von Prominenten bekannt. Seine fotografische Herangehensweise brachte ihm körperliche Übergriffe wie ausgeschlagene Zähne oder Klagen ein, doch das ist dem Paparazzo egal: „Mein Job ist voller Risiken, Drohungen, gelegentlicher Gewalt und manchmal der notwendigen Torheit, die manchmal Erniedrigung und Spott heraufbeschwört. Aber es ist mir egal. Ich sehe mich als Dekan der amerikanischen Paparazzi.“ So bekam er schon Stars wie Elizabeth Taylor, Jacqueline Kennedy Onassis, Marlon Brando, Greta Garbo, Andy Warhol, Robert Redford, Mick Jagger oder Audrey Hepburn vor die Linse. Ron Galellas Arbeiten sind in Hunderten von Zeitschriften und Zeitungen erschienen, darunter Vanity Fair, The New York Times, The New Yorker und Life. Seine persönlichen Drucke wurden unter anderem in der Tate Modern in London und im Museum of Modern Art in New York ausgestellt. Galella lebt und arbeitet in Montville, New Jersey.

Ron Galella, Windblown Jackie, New York City, 1971, Gelatin silver print, © Ron Galella

Albarrán Cabrera

Albarrán Cabrera sind die Fotografen Anna Cabrera, geboren 1969 in Sevilla, und Angel Albarrán, geboren 1969 in Barcelona, die als Künstler-Duo mit Sitz in Barcelona zusammenarbeiten. Anna und Angel haben beide in Drucktechniken und Fotokonservierung promoviert und unter anderem bei Fotografen wie Humberto Rivas und Toni Catany studiert. Die Künstler beschäftigen sich mit der Zeit, Realität, Existenz, Identität und Empathie und die Beziehung zwischen ihnen: „Besonders interessieren uns Erinnerungen. Wir wollen mit den Erinnerungen des Betrachters spielen, um eine Repräsentation in seinen Köpfen zu konstruieren. Natürlich werden wir nie wissen, wie das Endergebnis aussehen wird, denn jeder Mensch hat andere Erinnerungen und ist in verschiedenen Kulturen und Umgebungen aufgewachsen. Unsere Bilder werden nur die nackten Knochen dieser mentalen Konstruktion sein“. Die Fotografie soll helfen, mit dem Betrachter die gleiche Wellenlänge zu schaffen, um Konzepte auf dieselbe Weise zu verstehen. Albarrán Cabrera experimentieren mit einer Vielzahl von Druckverfahren wie Platinum, Palladium, Cyanotypie und Gelatinesilberdruck. Während sie die Abzüge oft mit Selen, Sepia oder Tee färben, erfinden sie ihre eigenen Methoden, um den Kunstwerken eine tonale Tiefe zu verleihen. Handgeschöpftes Gampi-Papier mit Blattgold oder Mica-Pigmente verleihen den Werken einen feinen Schimmer, der an die japanische Seidenmalerei erinnert.

Albarrán Cabrera, Kairos, #4028, 2019, Pigment print on gampi paper and gold leaf, © Albarrán Cabrera

Christopher Thomas

Christopher Thomas, geboren 1961 in München und Absolvent der Bayerischen Staatslehranstalt für Fotografie, ist bekannt für seine Städteporträts. Seine Stadtansichten werden mit der Großbildkamera festgehalten und auf Büttenpapier geprintet, das Filmmaterial ist ein Schwarz-Weiß-Film vom Typ 55 von Polaroid. Den Auftakt zu den Stadtansichten bildete die Serie Münchner Elegien (1999-2017), gefolgt von der Serie New York Sleeps, die zwischen 2001 und 2009 entstand. Weitere Städteporträts folgten: Venedig. Die Unsichtbare (2012), Paris im Licht (2014) und zuletzt Lost in L.A. (2017).  Seine jüngste Werkserie „Eternity“ wird derzeit im Kallmann-Museum in Ismaning ausgestellt. Die Arbeiten von Christopher Thomas werden weltweit von renommierten Fotogalerien in Ausstellungen und auf Messen gezeigt und befinden sich in wichtigen privaten und institutionellen Sammlungen wie der François Pinault Collection, der Sir Elton John Photography Collection, der SØR Rusche Sammlung und der Kunstsammlung des Deutschen Bundestags.

Christopher Thomas, Walt and Mickey, Disney Land, Anaheim, 2017, Pigment print on Aquarelle Arches paper, © Christopher Thomas

Klaus Frahm

Klaus Frahm wurde 1953 in der Nähe von Hamburg geboren und interessierte sich schon als Kind mit neun Jahren für die Fotografie. Als im Jahr 1969 bei einer Demonstration in Hamburg seine Kamera zerstört wurde, war er davon überzeugt Fotojournalist zu werden: „Tief beeindruckt von den Turbulenzen dieser Zeit fand ich Stabilität in Landschaften, die man mit Großformatkameras auf einem Stativ einfangen konnte. Wilde und unberührte Landschaften existierten jedoch nur in meinem Kopf und in meinen Büchern – wo ich lebte, spiegelte die Landschaft meist ihre extensive (Miss-)Nutzung durch den Menschen wider“. Frahm studierte Ethnologie und Publizistik und arbeitet seit 1980 als selbständiger Fotograf. Schwerpunkt seiner Arbeiten ist die Architektur, mitunter auch mit politisch-ethischen oder gesellschaftlichen Subtexten. Seine Werke wurden vielfach ausgestellt und befinden sich in zahlreichen Sammlungen. Klaus Frahm lebt und arbeitet in Hamburg und ist für bekannte Architekturzeitschriften und Magazine tätig.

Klaus Frahm, Semperoper Dresden, 2012, Archival Pigment Print on Tecco Baryt, © Klaus Frahm

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