Anleger feierten das Lübecker Unternehmen Drägerwerk (WKN: 555063 / ISIN: DE0005550636) Anfang 2020 als großen Profiteur der Pandemie. Schließlich gehören zum Angebots-Portfolio des Medizin- und Sicherheitstechnikers unter anderem Anästhesiearbeitsplätze, Beatmungsgeräte für die Intensiv-/Notfallmedizin und IT-Lösungen für Operationssäle, also zahlreiche Produkte, die gerade in solch einer Krisensituation besonders gebraucht werden.
Das sorgte dafür, dass die Aktie von Drägerwerk im ersten Quartal 2020 einen steilen Höhenflug verzeichnete und im März vergangenen Jahres auf ein Fünfjahreshoch bei über 108 Euro kletterte. Allerdings hielt die Kurs-Rallye nur kurz an, denn schon im folgenden Monat wechselte die Aktie in den Konsolidierungs-Modus.
Sonderkonjunktur nur von kurzer Dauer
Grund hierfür war, dass bei den Anlegern die Bedenken stiegen, dass die Corona-bedingte Sonderkonjunktur bei Drägerwerk nur von kurzer Dauer sein könnte. Auch das Unternehmen selbst ging von einem Abflachen der Nachfrage aus und gab im Frühling dieses Jahres bekannt, dass für das Gesamtjahr 2021 ein deutlicher Umsatzrückgang erwartet wird.
Enttäuschender Ausblick auf 2022
Der schwächere Ausblick wurde nun auch für 2022 bestätigt. Am Dienstag erklärte Drägerwerk erneut, dass auch für das nächste Geschäftsjahr 2022 mit einem Rückgang bei Umsatz und Ergebnis gerechnet wird, wobei die Erwartung in der entsprechenden Firmenmitteilung präzisiert wurde. Prognostiziert wird für 2022 ein Umsatz zwischen 3,0 und 3,1 Mrd. Euro. Die Erlöse lägen damit deutlich unter den beiden durch die Corona-Pandemie begünstigten starken Vorjahren.
Allerdings bedeutet die neue Schätzung laut Drägerwerk immerhin ein Umsatzwachstum von acht bis elf Prozent gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019. Die Gewinn-Marge (EBIT-Marge) wird für 2022 auf ein bis vier Prozent geschätzt.
Nachfrage hat sich merklich abgeschwächt
Drägerwerk erklärte, dass sich die Nachfrage nach Produkten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie merklich abgeschwächt hat. Dieser Trend soll sich auch 2022 weiter fortsetzen. Demnach kam es in einigen Märkten im Laufe der vergangenen zwei Jahre zu außergewöhnlich hohen Investitionen in intensivmedizinisches Gerät, wie zum Beispiel in Beatmungsgeräte, die in dieser Form nicht fortgesetzt werden.
Zahlreiche Belastungsfaktoren
Außerdem soll sich laut Drägerwerk im kommenden Jahr 2022 neben dem geringeren Umsatzvolumen auch eine erwartete niedrigere Bruttomarge negativ auf das Ergebnis auswirken. Demnach führen abnehmende Verkäufe von Beatmungsgeräten zu einer geringeren durchschnittlichen Marge. Ebenfalls belastend für die Profitabilität seien höhere Preise bei Vorprodukten, Rohstoffen und Elektronikkomponenten sowie hohe Fracht- und Logistikkosten.
Neue Hoffnung für 2023
Was die mittelfristige Entwicklung anbelangt, bleibt Drägerwerk aber optimistisch. Das Unternehmen will ab 2023 zu positivem Wachstum zurückkehren und auch wieder eine höhere Profitabilität ausweisen.
Aktie im Tiefflug
Der für 2022 erwartete Umsatz- und Ergebnisrückgang sorgte an der Börse für einen scharfen Kurseinbruch der SDAX-Aktie. Für den Kurs ging es seit Montag dieser Woche um rund 19 Prozent auf zeitweise 57 Euro nach unten.
Weiteres Abwärtspotenzial
Die Drägerwerk-Aktie notiert damit jetzt weit unter der 200-Tage-Linie (72 Euro), womit die Trendpfeile hier aktuell klar nach unten zeigen. Sollte sich die Korrektur noch ausweiten, könnte hier in Kürze das 2020er-Jahrestief vom vergangenen Februar bei 48 Euro angesteuert werden.
Die Analysten sind sehr enttäuscht
Ebenfalls weiteres Abwärtspotenzial bei der Drägerwerk-Aktie sehen aktuell einige Analysten. Die DZ Bank beispielsweise hat die Aktie am Mittwoch von „Kaufen“ auf „Verkaufen“ doppelt abgestuft und den fairen Wert je Aktie von 93,60 Euro auf 47,00 Euro fast halbiert. Demnach hat der quantifizierte Ausblick auf 2022 massiv enttäuscht, wobei die ohnehin schon niedrigen Erwartungen der DZ Bank deutlich verfehlt worden sind. Ebenfalls pessimistisch ist das Bankhaus Metzler, das die Aktie von „Buy“ auf „Sell“ abgestuft und das Kursziel von 100 auf 50 Euro halbiert hat.
Anleger, die auf eine Fortsetzung der jüngsten Talfahrt bei der Drägerwerk-Aktie setzen möchten, können mit einem Short-Zertifikat (WKN: MD04LL / ISIN: DE000MD04LL0) gehebelt von Kursverlusten profitieren. Optimisten können dagegen zu passenden Long-Zertifikaten greifen (WKN: MC4ES5 / ISIN: DE000MC4ES55).
Bildquelle: Pressefoto Drägerwerk AG & Co. KGaA