Medios-CEO Gärtner: NewCo Pharma-Übernahme ist im Sinne der Aktionäre

Bildquelle: Pressefoto Medios

Das Berliner Pharma-Unternehmen Medios (WKN: A1MMCC / ISIN: DE000A1MMCC8) hat zuletzt starke Geschäftszahlen präsentiert. Seitens der Analysten wird die Aktie (derzeit bei rund 38/39 Euro) mit sehr positiven Kurszielen eingestuft.

Die Deutsche Bank hat das Kursziel von 50 auf 60 Euro angehoben, beim Bankhaus Metzler sieht man das Ziel nun bei 52 Euro nach 49 Euro. Auch Berenberg stuft Medions nun mit einem Kursziel von 56,50 Euro ein.

marktEINBLICKE hat kurz nachgefragt bei Matthias Gärtner, CEO der Medios AG, unter anderem zu den jüngsten Zahlen sowie den aktuellen Übernahmepläne.

Herr Gärtner, Medios konnte starke Zahlen für die ersten neun Monate 2021 präsentieren. Der auf Patientenindividuelle Therapien entfallene Umsatz lag aber nur auf dem Vorjahresniveau. Weshalb konnte in diesem Bereich kein Wachstum verzeichnet werden?

Der Umsatz in diesem Segment ist in der Tat stabil geblieben, gleichzeitig ist aber das EBITDA um 38 Prozent gestiegen. Das liegt daran, dass wir uns in diesem Segment verstärkt auf höhermargige Produkte fokussieren. Diese haben aber meistens niedrigere Preise. Wir wollen unseren Kunden – den spezialisierten Apotheken – ein möglichst breites Spektrum an patientenindividuellen Therapien anbieten.

Bildquelle: Pressefoto MEDIOS AG

Die Preise und Margen unserer Produkte können je nach Indikationsgebiet sehr unterschiedlich sein. Es gibt Infusionslösungen, die mehrere Tausend Euro kosten, aber nur eine geringe Marge haben. Auf der anderen Seite gibt es Therapien, die nur wenige Hundert Euro kosten, aber eine deutlich höhere Gewinnspanne aufweisen– diese Produkte sind für uns besonders attraktiv. Aber natürlich haben wir die Verantwortung, all unsere Partnerapotheken vollumfänglich mit allen von uns angebotenen Indikationsgebieten abzudecken.

Ihr Unternehmen will sich durch die Übernahme der NewCo Pharma Gruppe neue Wachstumspotenziale erschließen. Auch die Ergebnismarge soll dadurch deutlich gesteigert werden. Wie trägt die Übernahme zu einer verbesserten Profitabilität mit bei?

NewCo Pharma wächst stark und profitabel. Von 2016 bis 2020 ist der Umsatz jährlich im Durchschnitt um rund 14 Prozent und das EBITDA jährlich im Durchschnitt um rund 52 Prozent gestiegen. Dabei erwirtschaftet NewCo Pharma den Großteil seines Umsatzes mit der Herstellung von patientenindividuellen Infusionslösungen – im Jahr 2020 waren es mehr als 75 Prozent. Dieses Geschäft generiert – auch bei uns – wesentlich höhere Margen als der Großhandel, mit dem wir bislang den Löwenanteil unserer Erlöse erzielen.

Im Jahr 2020 lag die EBITDA-Marge von NewCo Pharma bei 8,6 Prozent – doch ist hier der Handel rauszurechnen. Die sich dann ergebende Marge entspricht weitgehend der von Medios im Segment Patientenindividuelle Therapien. Unsere bereinigte EBITDA-Marge lag auf Konzernebene zuletzt bei 2,9 Prozent. Insofern bauen wir mit der Akquisition unser attraktives Segment „Patientenindividuelle Therapien“ deutlich aus und stärken damit auch die Profitabilität der gesamten Medios-Gruppe.

Wir wollen gemeinsam mit der NewCo Pharma Gruppe im Jahr 2022 die Umsatzmarke von 1,5 Milliarden Euro erreichen.

Die Produktion von Infusionslösungen und weiteren Parenteralia wird sich durch die Integration der Kapazitäten von NewCo Pharma fast verdreifachen und im Geschäftsjahr 2022 voraussichtlich auf über 300.000 Herstellungen ausweiten. Durch den erhöhten Anteil der patientenindividuellen Therapien soll unsere bereinigte EBITDA-Marge deutlich auf über 3 Prozent steigen.

Zugleich wollen wir gemeinsam mit der NewCo Pharma Gruppe im Jahr 2022 die Umsatzmarke von 1,5 Mrd. Euro erreichen. Hinzu kommen Skaleneffekte und Synergien – zum Beispiel im Einkauf oder in den Bereichen klinische Studien und Studienmedikation. Dadurch können wir Kosten spürbar senken.

Die Geschäfte des Wie der Anbieters von Specialty-Pharma-Lösungen laufen gut. Der NewCo Pharma-Deal soll Medios auch Skaleneffekte verschaffen. Bildquelle: Pressefoto MEDIOS AG

Der Kaufpreis von NewCo Pharma soll zum Teil in Form von neu auszugebenden Aktien im Rahmen einer Sachkapitalerhöhung bezahlt werden. Welche Auswirkungen hat die Kapitalmaßnahme kurz- und mittelfristig auf die Medios-Aktie?

Die Akquisition eröffnet uns Mehrwert, Wachstumspotenzial und verbesserte Margen. Das ist im Sinne der Aktionäre. Wir sind der festen Überzeugung, dass die geplante Sachkapitalerhöhung das geeignete Instrument ist, um die Transaktion mitzufinanzieren. So haben wir noch genügend finanzielle Mittel, um unseren dynamischen Wachstumskurs fortzuführen. Auch in Zukunft setzen wir auf die Kombination von organischem Wachstum und Akquisitionen.

Für die geplante Übernahme von NewCo Pharma ist noch die kartellrechtliche Freigabe erforderlich. Ist von Seiten des Bundeskartellamts Gegenwind zu erwarten?

Damit rechnen wir nicht. Wir gehen von einer Entscheidung in den kommenden Wochen aus und erwarten das Closing der Transaktion für das erste Quartal 2022.

Herr Gärtner, wir danken Ihnen für das Gespräch.