Deutsche Senioren leben sparsam, haben aber zahlreiche Ideen, was sie mit einer großen Geldspritze anstellen würden. Neben Reisen steht auch die Förderung der Familie im Blick der älteren Generation. Vernachlässigt wird dabei oft, dass aus bestehenden Immobilien finanzielle Spielräume geschaffen werden können.
Deutschlands Senioren leben nicht auf großem Fuß. Im Gegenteil, sie leben sparsam, wie eine aktuelle YouGov-Umfrage unter Senioren ab 60 Jahren im Auftrag der Deutschen Teilkauf aufzeigt. Vor allem bei den jährlichen Wohnkosten sind Senioren darauf bedacht, wenig Geld auszugeben.
So gaben 36 Prozent der Befragten an, dass ihr Haushalt weniger als 6.000 Euro an Wohnkosten im Jahr aufwenden muss – das entspricht einem Anteil von 18 Prozent am Nettohaushaltseinkommen, das bei Senioren über 60 laut Daten des Forschungsinstituts empirica bei 33.600 Euro im Jahr liegt. Bei 11 Prozent sind es gar unter 3.600 Euro, weitere 23 Prozent hingegen geben bis zu 8.400 Euro im Jahr für ihre Wohnung aus.
„Beinahe die Hälfte der Senioren lebt im Eigentum, oft schuldenfrei, das senkt natürlich die Wohnkosten“, erklärt André Dölker, Geschäftsführer der Deutschen Teilkauf. Senioren würden somit weniger Wohnkosten haben als Durchschnittsdeutsche, die laut Statista rund 10.680 Euro pro Jahr aufwenden müssen. „Auch insgesamt leben Senioren deutlich sparsamer als der Rest der Bevölkerung.“
Meisten Senioren weitgehend schuldenfrei
Dies spiegelt sich auch beim Thema Schulden wider. Die meisten Senioren sind weitgehend schuldenfrei sind. 71 Prozent der Befragten haben gar keine Kredite mehr zu tilgen, während 16 Prozent maximal 6.000 Euro pro Haushalt jährlich für die Tilgung von Hypotheken- oder Konsumkrediten aufwenden, nur 8 Prozent müssen monatlich mehr als 6.000 Euro für die Kredittilgung aufwenden.
Die Sparsamkeit der Senioren kommt deren Familien zugute. Denn über 37 Prozent der Senioren unterstützen die eigene Familie finanziell. 15 Prozent zahlen den Verwandten einen jährlichen Betrag von maximal 600 Euro. 4 Prozent gaben sogar an, die Familie mit Zahlungen von mehr als 3.600 Euro im Jahr zu unterstützen. „Viele Senioren möchten ihre Familie unterstützen, sei es mit einem kleinen Geldbetrag für die Enkel, einer Teilfinanzierung des Studiums oder gar einem Zuschuss beim Immobilienerwerb des eigenen Kindes, um die Eigenkapitalquote zu erhöhen,“ sagt Marian Kirchhoff, Geschäftsführer der Deutschen Teilkauf.
Mobilität hoher Kostenfaktor für Senioren
Während ältere Menschen laut der Umfrage mehrheitlich mit bis 600 Euro im Jahr nur vergleichsweise wenig Geld für die Freizeitgestaltung ausgeben, ist dies beim Thema Mobilität anders. 34 Prozent der Senioren geben maximal 600 Euro jährlich für Fahrkarten, Autoversicherung, Fahrrad etc. aus. 31 Prozent zahlen zwischen 600 und 1.200 Euro, um an ihr Ziel zu kommen. Auf über 1.200 Euro kommen immerhin noch 19 Prozent der Befragten. Insgesamt sind aber Senioren auch hier deutlich genügsamer als der Durchschnittsbürger, so die Umfrage.
Bei aller Sparsamkeit wünschen sich aber trotzdem die meisten Senioren (57 Prozent) mehr Geld, um ein für sie selbst sorgenfreies Leben zu führen. Nur 26 Prozent der Befragten gaben an kein zusätzliches Geld zu benötigen. So gehen 19 Prozent davon aus, dass sie mit maximal 50.000 Euro zusätzlich ein sorgenfreies Leben führen könnten.
13 beziehungsweise 9 Prozent benötigen hingegen schon 50.000 bis 100.000 beziehungsweise 100.000 bis 200.000 Euro zusätzlich auf dem Konto. Ganze 16 Prozent wünschen sich sogar eine Finanzspritze von mehr als 200.000 Euro, so die Ergebnisse. „Viele Senioren wollen sich gerne etwas gönnen wollen, glauben aber nicht, dass ihre finanzielle Situation große Sprünge zulässt“, so Dölker und ergänzt: „Oftmals scheitern schon eigentlich notwendige Maßnahmen, wie der altersgerechte Umbau des Eigenheims an der mangelhaften finanziellen Ausstattung der Seniorenhaushalte.“
Konkrete Pläne mit mehr Geld
Wenn Senioren eine Finanzspritze von mindestens 100.000 Euro erhalten würden, so hätten viele schon konkrete Pläne. Konkret verwenden die Befragten diese auch größtenteils zum Reisen (15 Prozent) oder als Zuwendung an die Familie, den altersgerechten Umbau der Immobilie oder als Rücklage für die Zukunft (jeweils 13 Prozent).
Ein kleinerer Anteil der Befragten würde es in Pflege und Gesundheit investieren oder mit dem zusätzlichen Geld vorhandene Kredite tilgen (jeweils 9 Prozent) – und dies vor dem Hintergrund, dass in Deutschland mehr als 13,5 Millionen Senioren eine Immobilie besitzen, an die das Vermögen gebunden ist.
Die gewünschte Finanzspritze könnten Senioren erhalten, wenn sie beispielsweise sich mit dem Thema Immobilienverrentung oder Immobilien-Teilverkauf auseinandersetzen. „Viele Senioren besitzen Immobilien und sind nur auf dem Papier reich“, sagt Kirchhoff. Ältere Menschen könnten so mehr finanzielle Freiheit erhalten, zum anderen bleiben sie aber auch in ihrem gewohnten Umfeld, sprich in den eigenen vier Wänden und bekommen ein lebenslanges ein Nießbrauchrecht eingeräumt.
Experten zu Rate ziehen
Dass der Trend zu mehr gewünschter finanzieller Freiheit bei Senioren geht, zeigt auch eine Umfrage des Immobilienbewertungsportal Hausfrage, die unter Eigenheimbesitzern zwischen 50 und 80 Jahren durchgeführt wurde, die sich für das Verkaufsmodell interessieren.
Laut der Umfrage verkaufen Rentner Teile Ihres gepflegten Eigentums hauptsächlich aufgrund finanzieller Engpässe. Insgesamt 46 Prozent der Eigenheimbesitzer geben laut dieser Umfrage Geldsorgen als Grund für den Teilverkauf an. Davon sagen rund 34 Prozent der Interessenten aus, mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen. Die übrigen 12 Prozent tragen eine Schuldenlast, die durch den Verkauf aufgelöst oder reduziert werden soll.
Sich von der Belastung der Immobilie zu befreien und die Rente genießen – das wollen 38 Prozent der Befragten, machen davon auch Gebrauch und verkaufen Teile ihres Eigentums. Wer letztlich über einen solchen Schritt nachdenkt, sollte das Thema aber nicht ohne Experten wie einen Rentenberater angehen sowie eine unabhängige Beratung bei einem Anwalt oder auch Notar einholen. Dies rät unter anderem der Haus & Grund Deutschland, da die Modelle unverändert komplex seien.
Bildquelle: Pixabay / pasja1000