Tempogegenstoß

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Dass ich ein leidenschaftlicher Basketballer bin, wissen sicher schon einige, und dass ich ganz gerne mal ein gutes Fußballspiel (wie zum Beispiel das am Mittwoch zwischen Dortmund und Madrid) anschaue, hat sich vermutlich auch schon herumgesprochen. Wobei ich da ja so ein typischer Mitläufer bin, sprich Championsleague und Euro- bzw. Weltmeisterschaften sehr gerne, aber bei der Bundesliga, da reichen mir die Ergebnisse des Spieltags am Sonntagabend vollkommen. Allerdings habe ich in diesem Jahr eine weitere Ballsportart für mich entdeckt. Also als Fan, versteht sich, für eine aktive Teilnahme fehlt mir die Zeit und vom Trainingszustand wollen wir an dieser Stelle lieber nicht sprechen. Jedenfalls habe ich während der fabelhaften EM im vergangenen Winter und dem ebenfalls großartigen Olympischen Turnier im August mein Herz für die selbsternannten „Bad Boys“ des DHB entdeckt und neuerdings sogar festgestellt, dass es inzwischen auch „Bad Girls“ gibt, denn die Damenauswahl schlägt sich derzeit bei ihrer Europameisterschaft ebenso tapfer. Was mir an dem Sport so gut gefällt, ist die Verbindung von (Wurf-)Technik, Kraft und Schnelligkeit, und wann kann man die am meisten bewundern? Richtig, beim berühmten Tempogegenstoß! Und wer hat einen solchen in der abgelaufenen Handelswoche ebenfalls aufs Parkett gelegt?

Jetzt aber!

Ganz genau, der DAX! Völlig überraschend – die Italiener hatten ihrem Ministerpräsidenten schließlich gerade eine schwere Wahlniederlage zugefügt, was zuvor noch als absolut marktschädlich interpretiert worden war – legten die Kurse ab Montag den Turbo ein und preschten mit einer Wucht und einem Tempo über die 11.000er-Marke, dass einem beim Zusehen geradezu schwindlig wurde. Dabei legte der deutsche Leitindex nach vier Gewinntagen in Folge eine Strecke von gut 600 Punkten bzw. rund 6 Prozent zurück und überrannte sämtliche Hindernisse, die ihm im Weg standen. Horizontale Widerstandslinie bei 10.800? Pulverisiert! Langfristige Abwärtstrendgerade? Ausradiert! Neues Jahreshoch? Kein Problem (übrigens auch schon zwischenzeitlich über 11.200 Punkte)! Volumenkanten? Makulatur! Damit bewahrheitete sich wieder einmal, dass aus einem Seitwärtsgeschiebe – vor allem, wenn es wochen- oder gar, wie zuletzt, monatelang anhält, ein enormes Ausbruchspotenzial entstehen kann. Nachdem auch an der Wall Street weiterhin im Rallye-Modus gehandelt wurde und der Dow Jones wie schon in den Vorwochen von Rekordhoch zu Rekordhoch jagte, platzte jetzt endlich auch beim DAX der Knoten. Die gesamte Ausgangslage hat sich somit um 180 Grad gedreht:

Zwei Italiener und ein Teufel

Mit dem Sprung über alle wichtigen Begrenzungen und Marken, die sich im Chart in dem Bereich zwischen 10.300 und 11.200 Zählern finden, hat der DAX ganz klar in den Rallyemodus geschaltet. Rückendeckung erhielt der deutsche Leitindex dabei gestern sogar noch einmal von einem weiteren Italiener, denn nachdem Matteo Renzi (zugegebenermaßen ziemlich überraschend) zum Wochenbeginn für Highspeed auf dem Parkett sorgte, legte Mario Draghi am gestrigen Donnerstag nach: Die Ankündigung, mit den EZB-Anleihekäufen bis Dezember 2017 fortzufahren, wurde von den Anlegern zunächst mit Beifall und hernach mit weiteren Anschlusskäufen quittiert. Allerdings, und das könnte im weiteren Verlauf des Jahresendspurts durchaus noch eine Rolle spielen, haben die Blue Chips mit dem Kursplus am gestrigen Tag ein Gap in den Chartverlauf gerissen. Wie es der Teufel will, liegt diese Lücke exakt im Bereich der neulich noch so hartnäckig unüberwindbaren 10.800er-Marke. Was das bedeutet, ist klar – ein Pullback auf dieses Niveau könnte angesichts der immensen Kursgewinne aus dieser Woche die logische Konsequenz sein. Und außerdem nicht verkehrt, denn dadurch würde der frischgebackene Aufwärtstrend schließlich mustergültig bestätigt!

PrimequantsEin Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants

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