(Zu) heftiger Gegenwind für Softbank

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Ich habe mich von der Softbank Group (WKN: 891624 / ISIN: JP3436100006) getrennt, weil aktuell eine ganze Reihe von Entwicklungen wenig verheißungsvoll verlaufen und in nächster Zeit zu Belastungen für das Unternehmen und damit auch für den Kurs auswirken dürften, da sie auch negative Auswirkungen auf den NAV haben – und der deutliche Abschlag von Kurs zu NAV ist eines der Hauptargumente für ein Investment in Softbank Group (gewesen).

Neben der Vielzahl von aussichtsreichen Frühphaseninvestments in Startups. Und hinter deren Bewertung steht angesichts der Zinswende und des Börseneinbruch im Technologiebereich ebenfalls ein zunehmend größeres Fragezeichen…

Vor einem halben Jahr hatte ich die Softbank Group zuletzt ausführlich vorgestellt in einem meiner Aktien Reporte.
Seitdem hat sich die Welt weiter verändert und es ist nicht mehr der regulatorische Crackdown in China, der im Fokus steht, auch wenn der sich nach wie vor belastend auswirkt. Es sind neue Faktoren hinzugekommen, die mich zum Abschied von der Softbank Group veranlasst haben, und auf die ich kurz eingehe:

Zinswende

Die US-Notenbank hat die Zinswende eingeläutet. Inzwischen steht fest, dass es im März zur ersten Zinsanhebung kommen wird; es ist allerdings noch nicht klar, ob es zum Auftakt 0,25% oder gleich 0,5% sein werden.
Einige Kommentatoren gehen nicht mehr von drei Zinsschritten in 2022 aus, sondern inzwischen wurden sogar bereits sieben genannt. Die stark anziehende Inflation ist hier die Triebfeder – allerdings zeigte die Konjunkturentwicklung zuletzt kräftige Bremsspuren, so dass die Fed kaum zu kräftig losballern wird. Die Erfahrung zeigt, dass Zinserhöhungen durch die Notenbank erst mit einer Zeitverzögerung von 18 Monaten auf die Realwirtschaft durchschlagen. Die aktuellen hohen Inflationszahlen sich auf die hohen Energiepreise und die Preissteigerungen bei vielen Rohstoffen und Baumaterialien zurückzuführen sind, die wiederum an der geringeren Verfügbarkeit aufgrund der Störungen der globalen Lieferketten basieren. Und diese beginnen, sich aufzulösen.
Des Weiteren hatte die Börsenparty dazu geführt, dass viele junge Neuanleger mit Kryptowährungen und Meme Stocks Anfang 2021 viel Geld verdient hatten und dieses leicht verdiente Geld sie davon abgehalten hat, sich einen Job zu suchen. Nun, dies hat sich wieder umgekehrt, viele haben inzwischen viel Geld verloren und dürften dem relativ leergefegten US-Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung stehen und so etwas Druck von ihm nehmen – und damit von der “Lohnfront”.
Ich glaube daher, dass die Zinswende kommt, dass die Notenbanken (allen voran die Fed) aber nur homöopathische Zinssteigerungen vornehmen wird, um die Wirtschaft nicht abzuwürgen. Die Zinsschritte werden eher symbolisch sein, da ich weiterhin davon ausgehe, dass die Inflationsrate sich deutlich langsamer entwickeln wird.

Börsenbeben

Die anstehende Zinswende ist auch mit verantwortlich für die schlechte Börsenstimmung, die seit Ende 2021 herrscht und im Januar kräftig an Abwärtsschwung gewonnen hat. Insbesondere hoch bewerte Wachstumswerte erleben bereits seit fast einem Jahr einen Bewertungsaderlass und notieren inzwischen teilweise um 80% oder 90% unter ihren vormaligen Allzeithochs.
Die Softbank Group investierte in den letzten Jahren Milliarden in dieses Segment und konnte innerhalb kurzer Zeit Gewinne hieraus erzielen – zumeist durch Börsengänge ihrer Beteiligungen. Doch die Zeit der IPOs von Wachstumsfirmen ist erstmal vorbei. Momentan will niemand Geld in diese Aktien investieren. Damit entfällt diese Exitmethode für die Softbank Group auf unbestimmte Zeit. Das wirkt sich zweifach negativ aus: es werden keine Gewinne realisiert und es fließt kein Geld zurück ins Unternehmen für neue Investments.
Die ausbleibenden Exitgewinne lassen die Performance-Fees aus den Milliardenschweren Investmentfonds der Softbank Group schrumpfen. Darüber hinaus führt die niedrigere Börsenbewertung bei den Wachstumswerten zu deutlichem Abwertungsbedarf bei den Investments in den Fonds. Und da die Softbank Group selbst zu mehr als 25% an ihren Vision Funds I beteiligt ist und zu 100% an ihrem Vision Funds II, treffen die Abwertungen auch den Mutterkonzern.
Das wird sich bei den Ergebnissen des 4. Quartals 2021 und noch viel deutlicher bei den Ergebnissen des 1. Quartals 2022 zeigen – auch wenn wir natürlich gerade erst Ende Januar haben und nicht Ende März, so dass die Entwicklung der nächsten zwei Monate noch nicht feststeht. Aber meine Prognose von heute ist, dass die Börse bis Ende März bei den Wachstumswerten kaum die bisher aufgelaufenen Kursverluste wieder aufholen oder gar in Kursgewinne wenden wird.

ARM-Verkauf an Nvidia ist gescheitert

Vor weit mehr als einem Jahr hatten sich Softbank mit Nvidia auf den Verkauf von Chipdesigner ARM verständigt – der Großteil des Kaufpreises sollte in Nvidia-Aktien erfolgen. Dank des starken Kursanstiegs der Nvidia-Aktie wuchs der ursprünglich vereinbarte Kaufpreis von $40 Mrd immer weiter an und toppte sogar die Schwelle von $75 Mrd. Doch die regulatorischen Hürden waren zu hoch und nun ist der Deal gescheitert. Womit auch die $75 Mrd für die Softbank Group verpufft sind…

Auf www.intelligent-investieren.net geht es weiter…

Kissig Ein Beitrag von Michael C. Kissig

Er studierte nach Abschluss seiner Bankausbildung Volks- und Rechtswissenschaften und ist heute als Unternehmensberater und Investor tätig. Neben seinem Value-Investing-Blog „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“ verfasst Michael C. Kissig regelmäßig eine Kolumne für das „Aktien Magazin“.

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