Gelingt Peloton jetzt der Turnaround?

Bildquelle: Pressefoto Peloton Interactive

Der US-Konzern Peloton Interactive (WKN: A2PR0M / ISIN: US70614W1009) wurde vor nicht allzu langer Zeit noch als einer der großen Profiteure der Corona-Krise gehandelt. Denn wegen der Lockdowns und „Social Distancing“ nutzten immer mehr Menschen die Home-Fitnessgeräte und Online-Sportkurse des US-Konzerns.

Das schlug sich auch zunächst in der Aktien-Entwicklung nieder. Zwischen März 2020 und Januar 2021 hatte sich der Kurs rund verneunfacht und erreichte ein Rekordhoch bei 140 Euro. Doch dann wendete sich das Blatt. Für die Aktie ging es in den folgenden Monaten in mehreren Etappen immer weiter nach unten. Im Januar 2022 fiel der Kurs auf rund 20 Euro zurück, was den tiefsten Stand seit dem März 2020 bedeutete.

Große Sorgen und Probleme

Grund für den Absturz war zunächst die Sorge, dass die hohe Umsatzdynamik im Zuge der Lockerungen der Corona-Beschränkungen nachlassen dürfte, da die Menschen wieder verstärkt in die Fitness-Studios gehen. Es folgten weitere Negativ-Schlagzeilen wie der Laufband-Skandal und Lieferengpässe. Wegen des steigenden Konkurrenzdrucks im Markt für Home-Fitnessgeräte musste Peloton außerdem die Preise für seine Workout-Geräte senken.

Überraschender Kurssprung

Nach dem dadurch verursachten Aktien-Kursdebakel hatten viele Anleger Peloton schon abgeschrieben. Doch die Aktie machte nun zeitweise eine überraschende Kehrtwende nach oben. Seit dem Tief vom Januar bei rund 20 Euro legte der Kurs auf zwischenzeitlich über 30 Euro zu.

Übernahme-Spekulationen sorgen für Kurs-Feuerwerk

Den Startschuss für die jüngste Kurs-Rallye gaben Anfang der Woche zunächst Übernahmespekulationen. Wegen der wieder niedrigeren Börsen-Bewertung soll Peloton das verstärkte Interesse von Finanzinvestoren auf sich gezogen haben. Laut dem „Wall Street Journal“, das sich auf Insider beruft, sollen auch Amazon und Nike ein mögliches Interesse an einem Kauf haben. Demnach dränge ein aktivistischer Investor Peloton, einen Verkauf zu prüfen. Außerdem soll Amazon mit Beratern über ein mögliches Geschäft gesprochen haben.

Beim Online-Sportkurs-Anbieter Peloton gab es im vergangenen Jahr immer wieder neue Negativ-Meldungen, die zu einer Aktien-Talfahrt führten. Nun könnte es eine Trendwende zum Besseren geben. Der US-Konzern will die Kosten massiv senken. Auch der nun bekanntgegebene Chef-Wechsel sorgt für neue Turnaround-Hoffnungen. (Bildquelle: Pressefoto Peloton Interactive)

Hoher Verlust ausgewiesen

Am Dienstag folgten dann weitere spannende News, denn Peloton verkündete die neuesten Geschäftszahlen und einschneidende Maßnahmen zur weiteren Strategie. Wie zu befürchten war, hat das Wachstumstempo weiter nachgelassen. Im vierten Quartal 2021 (2. Geschäftsquartal 2022) legte der Umsatz auf Jahressicht um lediglich sieben Prozent auf 1,13 Mrd. US-Dollar zu, allerdings nur aufgrund einer Übernahme, wie Finanzchefin Jill Woodworth in einer Telefonkonferenz mit Analysten einräumte. Das Umsatzergebnis lag damit leicht unter der Analysten-Erwartung von 1,15 Mrd. US-Dollar.

Wegen hoher Investitionen wurde im vierten Quartal 2021 ein Verlust von 440 Mio. US-Dollar (-1,39 US-Dollar je Aktie) verbucht, nach einem Gewinn von 63,6 Mio. US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Der Verlust fiel damit deutlich höher aus als Branchenexperten erwartet hatten (-1,20 US-Dollar je Aktie). Die Umsatzprognose wurde außerdem deutlich nach unten korrigiert. Erwartet wird für das laufende Geschäftsjahr 2022 (per Ende Juni 2022) ein Umsatz von 3,7 bis 3,8 Mrd. US-Dollar (zuvor: 4,4 bis 4,8 Mrd. US-Dollar).

Peloton will die Kosten massiv senken

Vielmehr als die Zahlen sorgten aber die angekündigten Konzernmaßnahmen für Furore, mit denen Peloton aus der Krise kommen will. So sehen die geplanten Sparmaßnahmen vor, 2.800 Jobs zu streichen, womit ein Fünftel der Arbeitsplätze wegfallen soll. Außerdem wird der Bau einer Fabrik in den USA gestoppt, der damals noch in Erwartung weiter stark ansteigender Nachfrage nach den Peloton-Heimtrainern lanciert wurde. Ziel ist es, die Kosten um 800 Mio. US-Dollar jährlich zu verringern.

Chef-Wechsel bekanntgegeben

Ein Paukenschlag war am Dienstag auch die Bekanntgabe, dass Mitgründer John Foley den Chefposten räumt. Nachfolger wird Barry McCarthy, der früher Finanzchef bei den Streaming-Pionieren Netflix und Spotify war. Laut Foley versteht kaum jemand auf der Welt Abo-Geschäftsmodelle so gut wie McCarthy. Die Kostensenkungen und der Chef-Wechsel dürften darauf hindeuten, dass Peloton weiterhin als eigenständiges Unternehmen operieren will, eine Übernahme also nicht vorgesehen ist.

Das gewaltige Sparprogramm, das auch vorsieht, dass größere Teile der Logistik nicht mehr selbst betrieben werden, ist positiv einzuschätzen. Denn auch der künftige CEO McCarthy kritisierte im Wall Street Journal, dass Peloton die Kosten ausufern ließ, als wäre die Corona-Pandemie der neue Normalzustand.

Fazit

Peloton hat derzeit mit vielen Baustellen zu kämpfen. Das geplante Sparprogramm und der Chef-Wechsel könnten aber jetzt ein Schritt in die richtige Richtung sein. Wie sich die Aktie weiter entwickelt, ist sehr spekulativ. Angesichts der steilen Kurs-Talfahrt in den vergangenen Monaten ist das Aufholpotenzial auf jeden Fall groß. Die Peloton-Aktie ist dementsprechend eine heiße Turnaround-Wette.

Wer nicht nur auf Peloton, sondern gleich auf zehn Aktien setzen möchten, bei denen sich Comeback-Chancen eröffnen dürften, kann sich das folgende Index-Zertifikat (WKN: DA0ABB / ISIN: DE000DA0ABB0) auf den Reversal Index anschauen. In diesem Index sind neben Peloton beispielsweise auch Biontech, Plug Power und Zoom Video Communications enthalten.

Bildquelle: Pressefoto Peloton Interactive