Kursdebakel bei Delivery Hero: Lohnt jetzt der Einstieg?

Bildquelle: Pressefoto Delivery Hero

„Wer hoch steigt, kann tief fallen“, lautet ein altes deutsches Sprichwort. Diese Weisheit passt aktuell perfekt zum einstigen Börsen-Highflyer Delivery Hero (WKN: A2E4K4 / ISIN: DE000A2E4K43). Denn beim Betreiber von Plattformen für Speisen-Lieferdienste glich die Aktienkursentwicklung in den vergangenen beiden Jahren einer steilen Berg- und noch steileren Talfahrt.

Stay-at-Home-Gewinner

Das Berliner Startup, das vor nicht all zu langer Zeit im Jahr 2011 gegründet wurde, glänzte in den zurückliegenden Jahren mit sprunghaft ansteigenden Umsätzen. Der Ausbruch der Corona-Krise sorgte Anfang 2020 für zusätzlichen Schub. Denn wegen der Lockdowns, Social Distancing und dem verstärkten Arbeiten per Home Office nutzen die Menschen immer stärker die Möglichkeit, sich ihre Speisen nach Hause liefern zu lassen.

Das schlug sich auch in der Aktienkursentwicklung bei Delivery Hero nieder. Nach einem kurzfristigen Rückschlag im März 2020 auf 50 Euro kletterten die Notierungen bis zum Januar 2021 auf ein Rekordhoch bei 145 Euro. Doch im Anschluss wendete sich langsam das Blatt.

Delivery Hero-Chart: Börse Stuttgart

Viele Anleger befürchteten, dass die Wachstumsdynamik bei Delivery Hero im Zuge der Lockerungen der Corona-Beschränkungen und der Wiedereröffnung der Wirtschaft deutlich abflachen könnte. Auch die Geschäftszahlen sorgten für zunehmende Skepsis. Während die Erlöse Jahr für Jahr neue Rekordmarken erreichten, stiegen die Verluste wegen hoher Investitionen immer weiter an.

Aktienkurs im Sturzflug

Die Aktie von Delivery Hero ging deshalb ab dem Jahresanfang 2021 in einen volatilen Seitwärtslauf über, der sich ab Ende 2021 in einen Sturzflug verwandelte.

Dabei brachen die Kurse bis Mitte Februar dieses Jahres auf zeitweise unter 42 Euro ein, wozu auch ein gewaltiger Rücksetzer von rund 30 Prozent am Donnerstag dieser Woche entscheidend mitbeitrug. Die Aktie notiert damit aktuell so tief wie zuletzt vor der Corona-Pandemie im November 2019.

Weiterhin hohe Verluste und ein enttäuschender Ausblick ließen die Aktie von Delivery Hero in die Tiefe rauschen. Geht es nach den Einschätzungen einiger Banken, könnte sich bei der Aktie jetzt kräftiges Aufholpotenzial eröffnen. (Bildquelle: Pixabay / puding8318)

Ein bitterer Ausblick verschreckt die Anleger

Grund für den beispiellosen Absturz am Donnerstag war eine enttäuschende Prognose, die der DAX-Konzern verkündete. Demnach avisiert der Vorstand für das laufende Jahr 2022 einen Bruttowarenwert von 44 bis 45 Mrd. Euro, wovon 1,0 bis 1,2 Prozent als operativer Verlust (EBITDA) hängen bleiben soll. Dementsprechend dürfte 2022 ein weiteres Jahr mit hohen Verlusten werden.

Außerdem lag Delivery Hero mit dem Zielwert beim Bruttowarenwert um sechs Prozent unter den Erwartungen der Analysten. Der erwartete Betriebsverlust würde die bisherigen Analysten-Prognosen sogar noch kräftiger verfehlen. Außerdem hat sich der Zuwachs bei den Aufträgen im vierten Quartal 2021 im Vergleich zum dritten Quartal fast halbiert, womit die Wachstumsdynamik gewaltig nachlässt.

Aufnahme in den DAX in der Kritik

Dass der Essensliefer-Dienst noch nie einen Gewinn erzielte, stieß zuletzt auf immer größeren Unmut bei den Anlegern. Die Aufnahme in den DAX im September 2021 wurde deshalb von vielen scharf kritisiert. Auch bei der Deutschen Börse fand ein Umdenken statt. Inzwischen muss deshalb ein Konzern profitabel sein, um in den deutschen Aktien-Leitindex aufgenommen zu werden.

Barclays sieht kräftiges Aufholpotenzial

Laut der britischen Investment-Bank Barclays steht die Erfolgs-Story von Delivery Hero mittlerweile vor Herausforderungen. Demnach agiere das Unternehmen in einem Umfeld, in welchem der Markt stark wachsende, aber verlustreiche Anlagen nicht mehr liebt. Barclays zufolge kommt es jetzt vor allem darauf an, dass der Konzern im Verlauf des zweiten Halbjahres die Profitabilität hochfahren kann.

Die Bank hat das Kursziel für die DAX-Aktie von 153 auf 80 Euro gesenkt und sieht damit trotz aller schlechten News deutliches Aufholpotenzial, schließlich notiert die Aktie aktuell zeitweise nur noch bei 41 Euro. Die Kaufempfehlung „Overweight“ wurde dementsprechend bestätigt. Barclays bleibt überzeugt vom Wachstum und dem Geschäftsmodell. Allerdings sei Delivery Hero vorerst eine weitere Internet-Aktie mit einem vorübergehenden Problem.

Kaufempfehlung von JPMorgan

Die US-Bank JPMorgan hat das Kursziel für die Delivery-Hero-Aktie von 114 auf 107 Euro nach unten angepasst und die Kaufempfehlung „Overweight“ bestätigt. Demnach zeigen die jüngsten Zahlen eine deutlich nachlassende Dynamik in Asien und weckten Sorgen über einen zunehmenden Wettbewerb. Außerdem würden die anhaltend hohen Investitionen die Finanzierung des Unternehmens in den Fokus rücken. Allerdings habe die Internet-Beteiligungsgesellschaft Prosus als Großaktionär bereits die Bereitschaft erklärt, Kapital in die Branche zu stecken.

Die Talfahrt könnte sich vorerst fortsetzen

Beide Banken sehen bei der Delivery-Hero-Aktie also kräftiges Aufholpotenzial. Bevor die Aktie allerdings noch keinen Kursboden ausgebildet hat, zeigen die Trendpfeile erst einmal nach unten. Das gegenwärtige Umfeld ist auf jeden Fall ungünstig. Schließlich stehen Tech-Werte derzeit unter besonders strenger Beobachtung bei den Anlegern. Solche, bei denen die Substanz in Form von Gewinnen fehlt, wie Delivery Hero, haben es dabei besonders schwer. Deshalb ist es gut möglich, dass sich die Talfahrt hier noch eine Weile fortsetzt.

Anleger, die auf weiter fallende Kurse bei der Delivery-Hero-Aktie setzen möchten, können mit einem Short-Zertifikat (WKN: MC5HP9 / ISIN: DE000MC5HP96) gehebelt profitieren. Optimisten, die von einer Trendwende nach oben überzeugt sind, können dagegen zu passenden Long-Zertifikaten greifen (WKN: MF2PTK / ISIN: DE000MF2PTK1).

Bildquelle: Pressefoto Delivery Hero