Große Herausforderungen für Home24

Bildquelle: Home24

Die Aktie von Home24 (WKN: A14KEB / ISIN: DE000A14KEB5) gehörte 2020 zu den Höhenfliegern im Nebenwertebereich. Auf Jahressicht legte der Kurs um rund 360 Prozent zu.

Grund für die Kurs-Rallye war, dass der in Berlin ansässige Online-Versandhändler für Möbel und Wohnaccessoires sein Geschäft in der Corona-Krise kräftig ausbauen konnte und deshalb von den Anlegern als großer Profiteur der Pandemie gehandelt wurde.

Die Zweifel nahmen zu

Allerdings wuchsen im vergangenen Jahr 2021 die Zweifel, ob die hohe Umsatzdynamik bei Home24 auch nach der Corona-Krise anhält. Das machte sich auch in der Kursentwicklung bemerkbar. Nachdem die Aktie im Februar 2021 auf ein Zweieinhalbjahreshoch bei 26,90 Euro kletterte, gingen die Notierungen in den Sinkflug über und setzten bis zum März 2022 auf zeitweise 6 Euro zurück.

Dementsprechend mit Spannung wurden deshalb die 2021er-Geschäftszahlen erwartet, die gemischt ausfielen. So legte der Umsatz 2021 auf Jahressicht um währungsbereinigt 27 Prozent auf 615,5 Mio. Euro zu, womit sich das hohe Wachstumstempo der Vorjahre fortsetzte.

Allerdings lag das bereinigte Betriebsergebnis (EBITDA) nur bei 1,4 Mio. Euro, nach 15,8 Mio. Euro im Vorjahr. Belastend wirkten laut Home24 die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Frachtkosten und Lieferketten.

„Unser Jahresergebnis unterstreicht, dass der Online-Kauf von Home & Living-Produkten gegenüber dem stationären Handel weiter Marktanteile gewinnt und wir einen attraktiven Service und bedeutenden Mehrwert für unsere Kundschaft bieten.“ (Marc Appelhoff, CEO)

Wie Home24 positiv hervorhob, konnten Bestellungen im vergangenen Jahr durch eine Verbesserung der Warenverfügbarkeit in den Zentrallagern schneller und verlässlicher ausgeliefert werden, was für eine stärkere Unabhängigkeit bei globalen Verzögerungen und Engpässen gesorgt hat.

Außerdem werden eigenen Angaben nach mit der Übernahme des Wohnaccessoires-Experten Butlers zum 1. April 2022 und dem kuratierten Marktplatz für Dritthändler ab Sommer 2022 strategische Impulse für zukünftiges Wachstum gesetzt.

Die Corona-Sonderkonjunktur ist bei Home24 inzwischen abgeebbt, wie der weitere Firmenausblick zeigt. Allerdings bleibt der Expansionskurs vorerst intakt. (Bildquelle: Home24)

Verhalten optimistischer Ausblick

Was den weiteren Ausblick betrifft, gibt sich Home24 verhalten optimistisch. Unsicherheitsfaktoren sind demnach weiterhin hohe Frachtkosten und gestörte Lieferketten sowie hohe Rohstoff- und Energiepreise, die sich in den Lebenshaltungskosten niederschlagen und dementsprechend die Konsumentenstimmung dämpfen.

Positiv sollte sich laut Home24 dagegen die Übernahme von Butlers auswirken, da das Unternehmen dadurch den Zugang zu 40 Millionen Besucherinnen und Besuchern jährlich gewinnt. Dies erlaube es außerdem, sich auf direkt beeinflussbare Faktoren wie Sortimentserweiterung, Eigenmarkenkompetenz und Marktpositionierung zu konzentrieren.

Da sich die Marktnachfrage im ersten Quartal sichtbar abgeschwächt hat und es gesamtwirtschaftliche Unsicherheitsfaktoren gibt, wurde die 2022er-Prognose sehr weit gefasst. Aus aktueller Sicht wird mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von zwei bis 17 Prozent und einer bereinigten EBITDA-Marge von ein bis fünf Prozent (2021: 0,2 Prozent) gerechnet.

Fokus auf die Kernprofitabilität

Die Prognose zeigt, dass sich das Umsatzwachstum im laufenden Jahr gegenüber den Vorjahren wesentlich abschwächen wird, allerdings bleibt der Expansionskurs weiterhin intakt. Positiv zu bewerten ist auch, dass eigener Aussage nach gesteigerter Wert auf die Beibehaltung der „Kernprofitabilität“ gegenüber dem Umsatzwachstum gelegt werden soll. Dementsprechend wird mit einer deutlich verbesserten EBITDA-Marge im Vergleich zu 2021 gerechnet.

Gut aufgestellt in einer herausfordernden Branche

Generell lässt sich sagen, dass der Verkauf von Möbeln über das Internet zu den schwierigsten Disziplinen im E-Commerce überhaupt gehört. Gründe dafür sind die großen logistischen Herausforderungen, die geringe Preistransparenz und das nur schwach ausgeprägte Markenbewusstsein der Kunden.

Auch ist die Planung schwierig, da die Taktung im Einkaufsverhalten gering ist. Online-Bestellungen im Möbel-Bereich können sich bei den einzelnen Kunden in kurzen Zeiträumen häufen, woraufhin es dann wieder Jahre dauern kann, bis ein einzelner Kunde die nächste Bestellung aufgibt – wenn überhaupt.

In dieser herausfordernden Branche hat sich Home24 vergleichsweise gut positioniert, auch wenn die Corona-Sonderkonjunktur nun abgeebbt ist und es derzeit schwierige Rahmenbedingungen gibt.

Aktie vorerst noch im Abwärtstrend

An der Börse konnte sich die Aktie von Home24 seit dem März-Tief bei 6 Euro wieder ein Stück nach oben arbeiten (aktuell: 7,70 Euro). Ob es sich hier um einen tragfähigen Boden handelt, muss sich in den kommenden Wochen noch zeigen. Vorerst bleibt der Abwärtstrend noch intakt.

Anleger, die mit einer Aufwärtstrendwende bei der Home24-Aktie rechnen, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MD1GHJ / ISIN: DE000MD1GHJ1) gehebelt von Kurssteigerungen profitieren. Skeptiker können dagegen zu passenden Short-Zertifikaten greifen (WKN: MA3WY2 / ISIN: DE000MA3WY27).

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