OMV: Die Kehrseite des Russland-Geschäfts

Bildquelle: Pressefoto © OMV Aktiengesellschaft

Das intensive Russland-Geschäft kommt dem österreichischen Erdöl-, Erdgas- und Chemie-Konzern OMV (WKN: 874341 / ISIN: AT0000743059) teuer zu stehen. Wie das teilstaatliche Unternehmen am 8. April im Rahmen der veranstalteten Hauptversammlung und des veröffentlichten Quartalsberichts bekanntgab, müssen wegen des Ukraine-Kriegs im ersten Quartal 2022 rund 2 Mrd. Euro abgeschrieben werden, die das operative Ergebnis belasten.

Milliardenschwere Abschreibungen belasten

Rund 1 Mrd. Euro entfällt dabei auf die umstrittene und inzwischen auf Eis gelegte Ostsee-Pipeline Nord Stream zwei, die von OMV mitfinanziert wurde. Wie OMV am vergangenen Freitag im Quartalszwischenbericht erklärte, entfällt eine weitere Mrd. Euro der Abschreibungen auf den Viertel-Anteil des Wiener Konzerns am Juschno-Russkoje-Gasfeld in Sibirien.

Die Abschreibungen sind dementsprechend wesentlich höher, als es der Vorstandsvorsitzende Alfred Stern noch Mitte März prognostiziert hatte. Damals wurden noch Wertberichtigungen in der Spanne zwischen 1,5 und 1,8 Mrd. Euro erwartet.

„Wir haben das Risiko unterschätzt, das sich mit Russland ergibt.“
Alfred Stern, CEO

Keine Investitionen mehr in Russland

Wie der Konzernchef erklärte, hat OMV das Risiko unterschätzt, das sich mit Russland ergibt. So sei es aber vielen ergangen. Schon im Vorfeld verkündete OMV, dass Russland in Zukunft keine Kernregion mehr ist und dort keine Investitionen mehr getätigt werden.

Unberührt davon sollen aber die jahrzehntelangen Gasliefer-Verträge mit dem russischen Gas-Unternehmen Gazprom bleiben. Die Lieferverträge wurden erst vor einem Jahr bis 2040 verlängert.

Laut OMV sind diese Lieferverträge wichtig für die Versorgungssicherheit. Mitte März erklärte der OMV-Chef Stern, dass ein Ausstieg aus dem Vertrag nicht geprüft wird. Nichtsdestotrotz werden nach dem am Donnerstag vereinbarten EU-Boykott für russische Kohle auch Öl- und Gas-Sanktionen in der Europäischen Union hitzig diskutiert.

Das Russland-Geschäft kommt OMV nun wegen des Ukraine-Kriegs teuer zu stehen. Der österreichische Öl-, Gas- und Chemie-Konzern muss hier im ersten Quartal 2022 rund 2 Mrd. Euro abschreiben, die das Ergebnis belasten. (Bildquelle: Pressefoto © OMV Aktiengesellschaft)

Strategie-Schwenk in Richtung Kunststoff-Geschäft

Bereits unter Sterns Vorgänger Rainer Seele wurde mit dem Kauf der Mehrheit an dem Kunststoff-Unternehmen Borealis ein Strategiewechsel eingeleitet, der nun endgültig abgesegnet wurde. Demnach will OMV sukzessive das Öl- und Gasgeschäft herunterfahren. Im Gegenzug soll stärker in das Kunststoff-Geschäft investiert werden.

Um die CO2-Emissionen zu verringern, plant OMV, bis zum Jahr 2030 rund 5 Mrd. Euro in neue Geschäftsbereiche zu investieren. Dazu gehören insbesondere die Geothermie und die Abscheidung und Speicherung von CO2.

Im ersten Quartal 2022 war die Öl- und Gas-Förderung bei OMV rückläufig. Die Gesamtproduktion verringerte sich auf 457.000 Barrel pro Tag, nach 491.000 Barrel im Vorquartal. Der durchschnittlich realisierte Ölpreis im Upstream legte gegenüber dem Vorquartal von 77,0 auf 90,50 US-Dollar pro Fass zu. Die Marge in der Weiterverarbeitung verbesserte sich von 6,25 auf 9,75 US-Dollar je Barrel.

Laut OMV sind die positiven Effekte aber durch höhere Energiekosten und Rohölpreis-Unterschiede mehr als aufgehoben worden. Die finalen Geschäftszahlen zum ersten Quartal will OMV am 29. April veröffentlichen.

Berg-und-Tal-Fahrt an der Börse

An der Börse verzeichnete die OMV-Aktie in den vergangenen beiden Jahren eine Berg-und-Tal-Fahrt. Nachdem die Papiere im März 2020 auf 16 Euro zurückgeschlagen wurden, startete eine volatile Aufhol-Rallye, im Zuge der es bis zum Februar 2022 auf ein Mehrjahreshoch bei 58,14 Euro steil nach oben ging.

Der Ausbruch des Ukraine-Kriegs sorgte dann für einen scharfen Kurseinbruch bis zum März auf 37,60 Euro, woraufhin sich die ATX-Aktie bis Mitte April wieder auf zeitweise über 43 Euro erholen konnte. Setzt sich die jüngste Aufholbewegung fort, rückt die 200-Tage-Linie (49 Euro) in den Fokus.

Hier liegen die nächsten Kursziele

Ein Ausbruch nach oben würde den Wechsel in den übergeordneten Aufwärtstrend bedeuten. Die nächsten Kursziele wären dann das Mehrjahreshoch vom Februar 2022 (58,14 Euro) und das 2006er-Top (61,16 Euro).

Anleger, die auf eine Fortsetzung der jüngsten Aufholbewegung bei der OMV-Aktie setzen möchten, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MA4H0W / ISIN: DE000MA4H0W2) gehebelt von Kursgewinnen profitieren. Skeptiker können dagegen zu passenden Short-Zertifikaten greifen (WKN: MD02M0 / ISIN: DE000MD02M05).

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