Die Wall Street straft Netflix ab

Bildquelle: Pixabay / afra32

Zunächst hatte Apple (WKN: 865985 / ISIN: US0378331005) Netflix (WKN: 552484 / ISIN: US64110L1061) bei den Oscars einen Tiefschlag versetzt, nun musste der Online-Streaming-Marktführer einen noch herberen Dämpfer hinnehmen.

Fast schon historisch

Über zehn Jahre ist es her, dass Netflix einen Kundenschwund ausweisen musste. Im ersten Quartal 2022 war es wieder einmal so weit. 200.000 weniger Abonnenten waren bei Netflix angemeldet als noch zum Ende des vierten Quartals 2021. Das Unternehmen rechnet damit, dass im laufenden zweiten Quartal sogar weitere 2 Millionen Abonnenten abwandern sollten.

Die Gründe sind reichlich vorhanden: Beispielsweise müssen viele Haushalte angesichts der hohen Inflation ihr Geld zusammenhalten und sich genau überlegen, welche Ausgaben am Ende tatsächlich noch sein müssen. Ein Abo bei einem der vielen Streaming-Dienste kann da schon einmal als überflüssig erachtet werden. Zumal die Pandemie mutmaßlich vorbei ist und man sich auch wieder außerhalb der eigenen vier Wände vergnügen kann.

Netflix hat außerdem damit zu kämpfen, dass Passwörter geteilt werden und sich Viele auf diese Weise Abos sparen. Zudem scheint die Konkurrenzsituation inzwischen unerbittlich zu sein. Konzerne wie Disney (WKN: 855686 / ISIN: US2546871060), Amazon (WKN: 906866 / ISIN: US0231351067), Warner Bros. Discovery (WKN: A3DJQZ / ISIN: US9344231041) oder Apple scheinen finanziell deutlich mehr zu bieten zu haben als Netflix.

Analysten senken den Daumen

Die schwachen Netflix-Zahlen sorgten dafür, dass die Anteilsscheine bereits im nachbörslichen Dienstaghandel in den USA um mehr als 25 Prozent einbrachen. Entsprechend pessimistisch zeigten sich auch viele Analysten. Bei der Bank of America ging es mit dem Rating für die Netflix-Aktie von „Buy“ auf „Underperform“ nach unten, während das Kursziel mal eben von 605 auf 300 US-Dollar mehr als halbiert wurde. Bei BMO Capital ist Netflix nach dem enttäuschenden Quartalsbericht kein „Top Pick“ mehr.

Negative Kommentare kamen auch von der Credit Suisse oder Guggenheim. Dort wurde das Netflix-Kursziel von 555 auf 350 US-Dollar gesenkt. Als Gründe dienten die schwachen Abonnentenzahlen sowie einige kurzfristige Herausforderungen wie das Teilen von Zugangsdaten oder der starke Wettbewerb.

Bei JPMorgan wurde zusätzlich auf die Schwächen beim Wachstum nach dem COVID-19-Hoch verwiesen. Selbst die Wechselkurse würden sich negativ auf das Umsatzwachstum auswirken.

Schwieriger als gedacht

Bei Netflix hatte man bisher fest daran geglaubt, dass mit genügend Investitionen in eigene Inhalte die Konkurrenz ausgestochen werden kann. Dass es dazu wohl doch etwas mehr braucht, zeigen die jüngsten Enttäuschungen rund um den Online-Streamingdienst. Insbesondere, wenn ganz neue Herausforderungen hinzukommen.

Dazu gehört insbesondere ein gehöriger Kater nach dem Rausch, den der “Stay-At-Home”-Wert im Zuge der COVID-19-Pandemie und der Lockdowns erlebt hatte. Auch das Vorgehen gegen das unerwünschte Teilen von Passwörtern wird alles andere als einfach. Zumal entsprechende Maßnahmen aus Marketinggesichtspunkten nicht besonders gut ankommen sollten. Und es ist ja nicht so, dass es keine Alternativen geben würde.

FAZIT

Die einzig gute Nachricht in Bezug auf die Netflix-Aktie scheint derzeit der Umstand zu sein, dass das Papier so günstig wie schon lange nicht mehr ist. Schließlich könnte dem Streaming-Marktführer noch immer ein Comeback gelingen.

Anleger, die das Risiko nicht scheuen und gerade jetzt auf einen Turnaround bei der Netflix-Aktie setzen wollen, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MD1CZV / ISIN: DE000MD1CZV7) gehebelt von Kurssteigerungen profitieren.

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