Lohnt sich der Energie-Kraftakt?

(Bildquelle: Pixabay / Al3xanderD)

Die Energiewende steht nicht erst seit dem Ukraine-Krieg auf der Agenda. Die Länder der EU beantworten die sich daraus ergebenden Fragen länderspezifisch individuell. Dennoch steht über allem das gemeinsame Ziel CO2-Emissionen einzusparen. Der Aufwand und die Kosten hierfür sind enorm, weshalb sich viele Menschen fragen, ob sich der Kraftakt lohnt.

Europa steht vor einer großen Aufgabe

Der Energie-Mix muss mit Blick auf die Versorgungssicherheit durch fossile Brennstoffe komplett neu gemischt werden. Neben dem Atom- und Kohleausstieg sorgt auch die Lage am Öl- und Gasmarkt mit explodierenden Preisen für Handlungsbedarf. Die Inflationsraten verdeutlichen es: gestiegene Energiepreise machen uns alle ärmer. Und die Industrie warnt ebenfalls vor negativen Folgen, die Bezahlbarkeit von Energie steht bei Schlüsselbranchen in ganz Europa, angefangen bei Chemie über die Metallindustrie bis hin zur Glasproduktion, im Fokus.

Zwar kann durch die Verlängerung von Laufzeiten von Atom- und Kohlekraftwerken sowie den Ersatz von Erdgas durch per Schiff transportiertem Flüssiggas etwas Zeit erkauft werden. Mittelfristig muss aber das große Rad gedreht werden. Dazu braucht es Windkraft und Solarenergie, Biokraftstoffe, grünen Wasserstoff und moderne Wärmepumpen. Es werden Investitionen in unabhängige erneuerbare Energieerzeuger, Independent Power Producer (IPPs), in disruptive Technologien zur Erzeugung und Speicherung von Energie, in den Ausbau der Netze, aber auch in innovative Produkte und Werkstoffe, Dienstleistungen und Software zur Erreichung von mehr Energieeffizienz benötigt.

Langfristige Wachstumsaussichten

Aus Sicht von Christian Rom, Portfoliomanager des Renewable Energy Fonds bei DNB Asset Management, wünschen sich Investoren neben langfristigen Wachstumsaussichten und Gewinnen eine nachhaltige positive Wirkung auf die Transformation hin zum Netto-Null-Ziel, sprich zur Kohlenstoffneutralität.

Als Beispiel führt er das Unternehmen Plug Power an. Es ist führend bei Brennstoffzellen, revolutioniert mit einer disruptiven Technologie zur Erzeugung, Speicherung und Betankung von grünem Wasserstoff den Gabelstapler-Markt mit Kunden wie Walmart, Amazon oder Carrefour in Europa.

Das Unternehmen profitiert von seiner Produktüberlegenheit gegenüber batteriebetriebenen Staplern und hat Kapital zu sehr attraktiven Preisen aufgenommen, um mit Hilfe weiterer Subventionen durch den „Build-back-Better“-Plan von US-Präsident Joe Biden grauen, nicht klimaneutral hergestellten Wasserstoff durch grünen auszutauschen. Ein Blick in die Zukunft zeigt zudem weiteres Potenzial – etwa bei der Herstellung grünen Ammoniaks, der den globalen Düngemittelmarkt komplett verändern könnte.

Wind- und Solarenergie sind bereits seit Jahren auf Kostenbasis wettbewerbsfähig geworden

Das Beispiel veranschaulicht, dass sich mit dem Umstieg der Energieerzeugung auch ökonomisch einiges erreichen lässt. Portfoliomanager Rom verweist hier auf die Dynamik bei den Energiepreisen.

Diese werden trotz der derzeitigen Anstiege durch die Umstellung auf erneuerbare Energien die Energie- und Strompreise mittelfristig wieder sinken. Wind- und Solarenergie sind bereits seit Jahren auf Kostenbasis wettbewerbsfähig geworden – so lagen die Grenzkosten in 2020 für den Betrieb eines Gas- oder Kohlekraftwerks bei 90 bis 100 US-Dollar pro Megawattstunde, für Wind und Solar dagegen bei 40 bis 50 US-Dollar pro Megawattstunde, ein Trend, der gerade erst begonnen hat und sich in den nächsten Jahren fortsetzen wird.

Blicken wir auf den Energiemix im Laufe der Jahrhunderte, sieht man den Ersatz von Holz auf Kohle sowie von Kohle auf Erdölgase. In weiteren fünfzig bis siebzig Jahren wird der größte Teil aus erneuerbaren Energien bestehen.

Fazit

Auch wenn die Lage derzeit kompliziert und teuer erscheint, sind die Chancen der Energiewende gegeben. Neben wirtschaftlichen Aspekten darf man auch die Versorgungssicherheit und generell die Frage nach der Energieunabhängigkeit und deren Auswirkungen auf die geopolitische Sicherheitslage ausblenden. Von daher sollte man als Anleger hier vermehrt die langfristigen Chancen in den Blick nehmen und entsprechend handeln.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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