Palfinger: Licht und Schatten in den Zahlen

Bildquelle: Pressefoto PALFINGER AG

Der österreichische Kranhersteller Palfinger (WKN: 919964 / ISIN: AT0000758305) freut sich weiterhin über eine hohe Nachfrage nach seinen Produkten, wie die neuesten Geschäftszahlen zeigen. Allerdings wurde das Ergebnis im Jahresauftaktquartal deutlich belastet.

Wie Palfinger Ende April bekanntgab, wurde der Umsatz im ersten Quartal 2022 auf Jahressicht um 19,6 Prozent auf 485,6 Mio. Euro gesteigert. Eigenen Angaben nach war das der höchste Umsatz in einem ersten Quartal in der bisherigen Firmengeschichte.

Scharfer Gewinneinbruch

Palfinger zufolge stehen dem weiterhin positiven Marktumfeld und dem steigenden Auftragsstand aber erste Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, weiter rasant steigende Materialkosten und instabile Lieferketten gegenüber. Dadurch verringerte sich der Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) im ersten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 24,0 Prozent auf 30,4 Mio. Euro. Unter dem Strich wurde ein Gewinn von 13,6 Mio. Euro eingefahren, womit sich gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres ein Rückgang um 44,5 Prozent errechnete.

Der österreichische Kranhersteller Palfinger konnte den Umsatz im ersten Quartal kräftig steigern. Allerdings wurde ein scharfer Gewinneinbruch verzeichnet. Dieser resultiert aus den Folgen des Ukraine-Kriegs, hohen Materialkosten und instabilen Lieferketten. (Bildquelle: Pressefoto PALFINGER AG)

Eigenen Angaben nach profitierte das Unternehmen im ersten Quartal von dem sehr guten Marktumfeld der Regionen Europa, Nordamerika und Lateinamerika. Die hohe Nachfrage in diesen drei Regionen soll vor allem durch die Branchen Bauindustrie, Fortwirtschaft und Recycling getrieben worden sein. In den Zielmärkten Nordamerika und Lateinamerika sehe der Konzern auch in den nächsten Jahren ein enormes Wachstumspotenzial, das proaktiv ausgeschöpft werden soll.

Negative Auswirkungen durch den Ukraine-Krieg

Wie Palfinger erklärte, wird trotz der Material-, Personal- und Kapazitätsengpässe der Output auf hohem Niveau gehalten. Durch den Ukraine-Krieg verschärfen sich demnach aber die Probleme in der Lieferkette weiter, die zu Ineffizienzen und hohen Lagerständen in den Produktions- und Montagewerken führen.

„Wir setzen proaktiv alle Maßnahmen, um in den kommenden schwierigen und unvorhersehbaren Monaten unsere Liefertreue auf hohem Niveau zu halten und die negativen Effekte so weit als möglich abzufedern.“ (Andreas Klauser, CEO)

Laut Palfinger ist trotz des Rekordauftragsstands eine Prognose für den Umsatz und das Ergebnis im laufenden Jahr 2022 nur eingeschränkt möglich. Demnach limitiert das bestehende Orderbuch die Flexibilität des Konzerns, Kostensteigerungen an die Kunden kurzfristig weiterzugeben. Wegen der schwierigen aktuellen Rahmenbedingungen und den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs hat Palfinger die Erwartungen an Umsatz und Ergebnis für 2022 reduziert.

Positive Mittel- und Langfrist-Prognose

An den mittel- und langfristigen Zielen werde aber weiterhin festgehalten. Dementsprechend soll im Jahr 2024 ein Umsatz von 2,3 Mrd. Euro aus organischem Wachstum und eine EBIT-Marge von zehn Prozent erzielt werden. Im Jahr 2030 soll die Umsatzmarke von 3,0 Mrd. Euro überschritten werden.

Starke langfristige Geschäftsentwicklung

Mit Blick auf die langfristige Geschäftsentwicklung von Palfinger ist dieser positive Ausblick leicht nachvollziehbar, denn mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020 wurden die Erlöse hier schon seit vielen Jahren kontinuierlich gesteigert, was zeigt, wie groß die Nachfrage nach den Produkten ist. Das Angebot des Unternehmens, dessen Ursprung in einer von Richard Palfinger 1932 gegründeten Reparatur- und Schlosserwerkstatt liegt, umfasst eine Vielzahl von hydraulischen Hebe- und Ladevorrichtungen.

Der Kranen-Weltmarktführer

Bekannt ist Palfinger vor allem für die auf Lkw montierten Krane mit Knickarm. Mit diesem Produkt ist Palfinger mit rund 150 Modellen und einem Marktanteil von mehr als 30 Prozent die weltweite Nummer eins. Als multinationale Unternehmensgruppe verfügt Palfinger über 38 Fertigungs- und Montagestandorte in Europa, den GUS-Ländern (Gemeinschaft unabhängiger Staaten), Nord- und Südamerika sowie Asien. Dazu kommen über 5.000 Vertriebs- und Servicestützpunkte auf allen Kontinenten.

Über 95 Prozent der Produkte werden in mehr als 130 Länder exportiert. Neben den auf Lkws montierten Knickarm-Kranen ist Palfinger auch bei Forst- und Recyclingkranen im On- und Offroad-Bereich und bei Hooklifts (Hakenlifte) der weltweit führende Hersteller.
Produkte wie der Mitnahmestapler und Ladebordwände oder LKW-montierte Hubarbeitsbühnen erweitern seit Jahren Schritt für Schritt das Produktangebot.

Mit High-Tech-Eisenbahn-Anwendungen und Brückeninspektionsgeräten ist Palfinger europäischer Technologie- und Marktführer in diesem Bereich. Palfinger Marine ist der global führende Hersteller von maßgeschneiderten Deckausrüster- und Handling-Lösungen für die maritime Industrie.

Neue Einstiegsgelegenheit?

An der Börse wurde die Aktie von Palfinger im März 2020 im Zuge des Corona-Börsen-Crashs auf 15 Euro zurückgeschlagen. Nach einem steilen Anstieg bis zum Oktober 2021 auf 39,75 Euro ging die Aktie erneut in den Sinkflug über und brach bis Anfang April 2022 knapp unter die 22er-Marke ein. Seitdem konnte sich der Kurs leicht auf zeitweise rund 24 Euro erholen.

Hier liegen die nächsten Kursziele

Setzt sich die jüngste Aufholbewegung fort, stellt sich das nächste Kursziel auf das März-Top bei 28,50 Euro. Oberhalb würde mittelfristig das 2021er-Jahreshoch bei 39,75 Euro in den Fokus rücken. Für risikobereite Anleger könnten die wieder niedrigeren Kurse also eine neue Einstiegsgelegenheit eröffnen. Langfristig betrachtet konnte die Aktie von Palfinger wegen der immer wieder abwechselnden Berg-und-Tal-Fahrten aber nicht überzeugen.

Bildquelle: Pressefoto PALFINGER AG