Das Ende des analogen Kennenlernens?

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Mal eben das Handy in die Hand genommen, in der Lieblings-Dating-App einige Male nach links und rechts geswipt und schon hat man die große Liebe fürs Leben gefunden oder den Partner für das kurze Abenteuer. Dating-Apps wie Tinder, Parship oder Bumble ersetzen immer mehr das analoge Kennenlernen in Bars, Cafés, durch das Verkuppeln von Freunden oder Arbeitskollegen sowie an den berühmten Supermarktkassen. Entsprechend sind die hinter diesen Apps steckenden Unternehmen auch längst ein interessantes Thema für Anleger.

Die heutige Generation weiß inzwischen, dass sich alle elf Minuten ein Single verliebt. Zumindest auf Parship. Eine Werbekampagne machte diesen Slogan hierzulande berühmt. Allerdings ist Parship bei weitem nicht allein, wenn es darum geht, Verliebte im Internet zusammenzubringen. Sie nennen sich ElitePartner, eDarling, Friendscout24, Neu.de, Badoo, Bumble, Tinder, Hinge, Happn, Grindr, Tantan, PlentyOfFish, OKCupid, eHarmony oder Zoosk. Rund um Singlebörsen und Partnervermittlungen ist in den vergangenen Jahren ein riesiges Geschäft entstanden. Sie verdienen ihr Geld insbesondere mit Werbung und Gebühren für weiterführende Leistungen, mit denen man seinen Flirt-Erfolg verbessern kann. Geködert werden die User in der Regel mit kostenlosen Angeboten.

So geht Kennenlernen in Corona-Zeiten

Im Frühjahr 2020 erfasste die Corona-Pandemie den gesamten Planeten. Neue Virusvarianten hatten für mehrere Wellen gesorgt. Weitere könnten folgen. Auf seinem Höhepunkt wurden in vielen Teilen der Welt vonseiten der Regierungen rigorose Eindämmungsmaßnahmen ergriffen. Dazu gehörten beispiellose Kontaktbeschränkungen, Ausgangssperren und sogenannte Lockdowns. Angesichts solcher Beschränkungen war es für Menschen auf Partnersuche alles andere als einfach, jemanden zu finden. Bars, Cafés oder Diskotheken waren plötzlich geschlossen. Größere Menschenansammlungen wurden untersagt. Und selbst bei einem Treffen an der frischen Luft zu einem Spaziergang galt es zu bedenken, dass es noch so etwas wie Abstandsregelungen gab.

Außerdem schwang die Sorge, dass der Gegenüber möglicherweise das Coronavirus verbreuten könnte, immer mit. Wie gut, dass sich Dating-Apps und -Internetseiten seit geraumer Zeit auf dem Vormarsch befinden. Das digitale Kennenlernen konnte seine Stärken im Zuge der Corona-Pandemie voll entfalten. Zumal die Menschen viel mehr Zeit zu Hause verbrachten als früher. Diese Zeit mussten sich nicht nur Singles irgendwie vertreiben. Warum also nicht auf Tinder, Parship, Bumble, Facebook oder einer der vielen anderen Dating-Plattformen nach dem passenden Partner suchen? Und dies für eine Nacht, ein kurzes, wildes Abenteuer oder als große Liebe für den Rest des Lebens.

Aufräumen mit den Vorurteilen

Viele der Online-Dating-Nutzer glauben nicht an die gängigsten Vorurteile, wonach diese Angebote eher für kurze Abenteuer gedacht und weniger gut geeignet sind, um den Partner fürs Leben zu finden. Jeder zweite Internetnutzer ab 14 Jahren ist überzeugt, dass man seine große Liebe online finden kann.

Und rund jeder Vierte hat schon einmal Online-Dating-Dienste genutzt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Bitkom-Studie, bei der 1.005 Bundesbürger ab 14 Jahren befragt wurden, darunter 823 Internetnutzer und 214 Nutzer von Online-Dating-Diensten. Am populärsten sind demnach kostenpflichtige Angebote wie Parship, eDarling oder ElitePartner.

Zwei von drei Nutzern (67 Prozent) haben sie schon einmal in Anspruch genommen. Danach folgen teilweise kostenlose Online-Flirt-Dienste wie Tinder, Grindr oder Lovoo (28 Prozent), Single-Reisebörsen wie travelark.de, urlaubspartner.net und singlereisen.net (16 Prozent), Single-Foren in sozialen Netzwerken wie örtliche Facebook-Gruppen (15 Prozent) und kostenpflichtige Seitensprungportale wie Ashley Madison, Affaire.com oder meet2cheat (3 Prozent).

Online-Dating ist kein Nischenphänomen, sondern für viele Singles ein ganz normaler Weg bei der Partnersuche. Die Fülle der Angebote beim Branchenführer Matchgroup ist groß. (Bild: MatchGroup)

Hoffen auf die große Liebe

„Online-Dating ist kein Nischenphänomen, sondern für viele Singles ein ganz normaler Weg bei der Partnersuche“, sagt Bitkom-Expertin Julia Miosga. Die Mehrzahl der Nutzer von Online-Dating-Diensten hofft auf die große Liebe. Neun von zehn (89 Prozent) sind im Web auf der Suche nach einem festen Partner. Auf erotische Kontakte sind nach eigenen Angaben dagegen lediglich 7 Prozent aus.

Die Nutzer kostenpflichtiger Dienste sind überwiegend bereit, für Partnerbörsen auch größere Beträge auszugeben. 4 von 10 geben an, 30 Euro und mehr im Monat zu zahlen oder gezahlt zu haben. 30 Prozent geben oder gaben laut Digitalverband Bitkom 20 bis unter 30 Euro aus, weitere 21 Prozent weniger als 20 Euro. Das bevorzugte Gerät für Internet-Flirts ist das Smartphone, auf das nahezu jeder zweite Nutzer (47 Prozent) von Online-Dating-Diensten zurückgreift.

Dahinter folgen Tablet (42 Prozent) und Laptop (34 Prozent). Eher selten kommt ein stationärer Desktop-PC (11 Prozent) zum Einsatz. Die große Mehrheit geht zu später Stunde auf Flirtsuche im Internet. 80 Prozent nutzen Online-Dating-Dienste abends, 7 Prozent nachts. Morgens (2 Prozent) und mittags (4 Prozent) sind dagegen eher unübliche Zeiten, um online zu flirten.

Die Erfolgsbilanz fällt wiederum geteilt aus. Gut jeder Vierte (26 Prozent) hat über Online-Dating-Dienste seinen derzeitigen Partner kennenglernt. Bei etwa ebenso vielen (25 Prozent) ging eine zwischenzeitlich gefundene Partnerschaft wieder auseinander. 4 Prozent haben über Online-Dating einen erotischen Kontakt gehabt. 43 Prozent fanden dagegen weder einen festen Partner noch einen erotischen Kontakt.

Gesunde Beziehungen dank Online Dating

In der Fachzeitschrift „Plos One“ ist die Sozioökonomin Gina Potarca von der Universität Genf der Frage nachgegangen, welche Art von Beziehungen Online-Bekanntschaften hervorbringen. Für die Auswertung wurden die Daten der Familien- und Generationenerhebung 2018 aus der Schweiz verwendet. Im Speziellen richtete sich der Blick auf Paare, die sich über Dating-Apps kennengelernt haben.

Im Fokus standen zudem die drei Punkte: 1) Absichten zur Familiengründung, 2) Beziehungszufriedenheit sowie individuelles Wohlbefinden und 3) assortative Paarung, also so etwas wie die Frage, ob Individuen zu Partnern neigen, die ihnen in möglichst vielen Aspekten ähnlich sind. Laut Potarca zeigen die Daten, dass in der Schweiz Dating-Apps in letzter Zeit den Hauptkontext für Online-Dating übernommen haben.

Bedenken ausgeräumt

Die Ergebnisse zeigen ferner, dass Paare, die durch mobiles Dating gebildet wurden, stärkere Absichten zum Zusammenleben haben als solche, die in nicht-digitalen Umgebungen gebildet wurden. Frauen, die ihren Partner über eine Dating-App gefunden hätten, haben laut Studienergebnissen auch stärkere Fruchtbarkeitswünsche und -absichten als diejenigen, die ihren Partner offline gefunden haben.

Im Allgemeinen gäbe es keine Unterschiede in Bezug auf die Beziehungs- und Lebenszufriedenheit zwischen Paaren, die sich über Dating-Apps kennengelernt haben und solchen, die sich auf irgendeine andere Weise getroffen hätten. Letztlich würden die Daten einige der Bedenken hinsichtlich der kurzfristigen Orientierung oder der schlechten Qualität von Beziehungen, die durch mobiles Dating entstehen, mildern.



Beliebte Dating Apps

Badoo – Genau wie Bumble gehört auch Badoo zur Bumble Inc. Neben Bildern geben die User einige Infos über sich preis. Auf diese Weise werden passende Singles in der Nähe als Kontakte vorgeschlagen, die man liken oder denen man Nachrichten senden kann. Zudem gibt es eine ähnliche Matching-Funktion wie bei Tinder.

bildkontakte.de – Diese App wirbt mit ihrer über 15-jährigen Erfahrung. Außerdem liegt ein besonderer Fokus auf den Themen Sicherheit der Daten und Schutz der Privatsphäre. Zu den mehr als 4 Millionen Mitgliedern kommen jeden Tag mehr als 2.000 hinzu, während mehr als 50.000 von ihnen täglich online sind. Für die Anmeldung ist ein Bild Pflicht. Zudem werden alle Profile überprüft und erst danach freigeschaltet.

Bumble – Ähnlich wie bei Tinder wird geswipt und anhand der Bilder sowie einiger weniger Infos im Profil gematcht. Allerdings können bei einem Match nur Frauen die erste Nachricht schreiben. Dafür haben sie 24 Stunden Zeit. Andernfalls verfällt der Match. Die Angebote „Bumble BFF“ und „Bumble Bizz“ sind dagegen nicht für das Dating gedacht.

Bei Bumble wird ähnlich wie bei Tinder geswipt und anhand der Bilder sowie einiger weniger Infos im Profil gematcht. (Bildquelle: Bumble)

Grindr – Bei Grindr handelt es sich um die weltweit größte Social-Networking-App für Homosexuelle, Bisexuelle, Transsexuelle und queere Menschen.

Happn – Diese App hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen zusammenzubringen, die sich schon einmal begegnet sind. Den Usern werden nur Profile von anderen Nutzern angezeigt, die ihnen über den Weg gelaufen sind oder sich in unmittelbarer Umgebung aufhalten. Das Matching erfolgt wie im Fall von Tinder. Nur wenn man sich gegenseitig gelikt hat, können Nachrichten verschickt werden.

Lovoo – Die App ging 2011 an den Start. Ähnlich wie bei Tinder & Co wird auch bei Lovoo geswipt, gelikt und per Bildauswahl gematcht. Nachrichten können aber auch an User, mit denen man noch kein Match hat, geschickt werden. Mit dem Radar können Nutzer zudem herauszufinden, wer sich gerade in der Nähe befindet, und sich auf andere User zubewegen.

Neu.de – Bei Neu.de handelt es sich um eine bereits 2002 gegründete deutsche Partnerbörse. Seit Januar 2008 gehört die Neu.de GmbH zur französischen Meetic Gruppe, dem europäischen Marktführer für die Online-Partnersuche. Nach der 2015 erfolgten Zusammenführung mit LoveScout24 ist die Zahl der User noch einmal deutlich angestiegen.

Once – Diese App versucht sich von der Oberflächlichkeit und Schnelllebigkeit vieler Dating Apps abzuheben. Statt zwischen unendlich vielen Profilen nach links und rechts zu swipen, wird pro Tag nur ein Kandidat präsentiert. Nach reiflicher Überlegung kann man liken oder ablehnen. 24 Stunden später kommt der Nächste.

Parship – Die Partnerbörse Parship, auf der sich laut Leitspruch alle 11 Minuten ein Single verliebt, gibt es unlängst auch als App. Die Anmeldung ist kostenlos, während zu Beginn ein Fragebogen zur Partnerschafts-Persönlichkeit ausgefüllt wird. Neben persönlichen Infos enthält das Profil auch Fotos. Parship sucht die am besten passenden Partner aus. Diese können manuell weiter gefiltert werden. Parship wirbt damit, dass 91 Prozent der User ernste Absichten haben und eine feste Beziehung suchen, während das Geschlechterverhältnis mit 51 Prozent Frauen ausgewogen und die Erfolgsquote mit 40 Prozent hoch sei.

Tinder – Die am meisten heruntergeladene Dating App hat unter anderem mit ihrem einfachen Prinzip die Welt des Online-Dating revolutioniert. Neben einem großen Foto sehen Nutzer auch einige Daten wie Name, Alter, Entfernung und können per Links- oder Rechts-Swipe entscheiden, ob ihnen der Gegenüber zusagt. Bei gegenseitigem Gefallen spricht man von einem Match. In diesem Fall steht es beiden Usern frei, das Gespräch zu initiieren. Als größte Dating App bietet Tinder viel Auswahl, damit aber auch viel Konkurrenz, während die App als oberflächlich verschrien ist.

Zoosk – Diese App bringt passende Singles auf der ganzen Welt seit über 13 Jahren zusammen. Dabei kommt das sogenannte Behavioral Matchmaking™ zum Einsatz. Diese Technologie analysiert das Verhalten der 35 Millionen Mitglieder, um so bessere Partnervorschläge zu machen.



Positive Wachstumsaussichten

Die wachsenden Branchenumsätze sind ebenfalls ein Indiz dafür, dass an dem Phänomen Online-Dating etwas dran sein muss. Laut Grand View Research wies der Markt für Dating Apps 2020 ein Volumen von 7,05 Mrd. US-Dollar auf. Von 2021 bis 2028 wird ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 5,6 Prozent erwartet. Dabei wird das Wachstum insbesondere der Verbreitung von Smartphones und der zunehmenden Abdeckung mit dem mobilen Internet zugeschrieben.

Zudem habe der Ausbruch von COVID-19 die Bekanntheit und Beliebtheit vieler Anbieter positiv beeinflusst. Wenig verwunderlich dürfte der Umstand sein, dass Dating Apps vor allem bei der jüngeren Generation immer beliebter werden. Diese würde ohnehin sehr viel Zeit im Internet sowie an ihren Smartphones verbringen. 2020 waren laut Grand View Research 57 Prozent der weltweiten Dating-App-Nutzer zwischen 18 und 25 Jahre alt. Mit einem Umsatzanteil von rund 35 Prozent war der US-Markt für die Dating-App-Anbieter 2020 am wichtigsten.

Große Auswahl

Als Gründe werden leistungsstarke Smartphones und die breite Internetabdeckung in den USA genannt, während die Liste der Apps von Tinder, vor Bumble und PlentyOfFish angeführt wurde. Auch weltweit ist Tinder die Nummer eins. Sie ist die meistheruntergeladene Dating App. Die Marke, die inzwischen schon fast stellvertretend für die gesamte Dating-App-Welt steht, gehört zur Match Group (WKN: A2P75D / ISIN: US57667L1070). Zu dem in Dallas im US-Bundesstaat Texas beheimateten Unternehmen gehören viele weitere Apps, darunter PlentyOfFish, OKCupid oder Hinge.

Apps wie OurTime.com, Hawaya oder Chispa richten sich an spezielle Gruppen. OurTime.com wirbt beispielsweise damit, dass die App die speziellen Bedürfnisse älterer Menschen erfüllt, während sich Hawaya an muslimische Singles richtet. Hawaya wirbt als „eine unterhaltsame und sichere Plattform für seriöses Dating und den Aufbau langfristiger Beziehungen, die auf Liebe, Respekt und gemeinsamen Werten basieren.“ Wenn es um den Geschäftserfolg von Match geht, dann liegt die Hauptlast jedoch bei Tinder.

Match-Chart: Börse Stuttgart

Tinder: Dating App Nummer eins

Konzernweit lagen die Umsatzerlöse im Geschäftsjahr 2021 bei knapp 3 Mrd. US-Dollar. Ein Anstieg von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Tinder trug rund 1,65 Mrd. US-Dollar bzw. etwa 55 Prozent zu den gesamten Erlösen bei. Das Wachstum lag bei 22 Prozent. Konzernweit stieg der bereinigte operative Gewinn um 19 Prozent auf 1,1 Mrd. US-Dollar. Das Unternehmen profitierte von einer steigenden Zahl von Abonnenten sowie höheren Einnahmen pro zahlendem Kunden.

Insbesondere bei Tinder. Konzernweit legte die Zahl der zahlenden Kunden im Schlussquartal 2021 um 15 Prozent auf 16,2 Millionen zu, während der Zuwachs bei Tinder bei 18 Prozent auf 10,6 Millionen Abonnenten lag. In jedem der vier Quartale des Jahres 2021 wurde die Zahl der User im Vorjahresvergleich stetig gesteigert. Es reicht Tinder jedoch nicht aus, immer mehr Singles anzuziehen. Das Unternehmen hat neue Produkte im Blick. Beispielsweise führt die Match Group Tinder Coins ein, eine virtuelle In-App-Währung.

Diese ist bereits in rund einem Dutzend Ländern erhältlich. Die Münzen sollen dazu beitragen, das Ökosystem für virtuelle Güter von Tinder zu betreiben, das im Laufe dieses Jahres aufgebaut werden soll. Es geht jedoch nicht nur darum, mit den Coins etwas zu bezahlen. Nutzer könnten mit ihnen für positives Verhalten und ein verstärktes Engagement auf der Plattform belohnt werden. Dazu könnte beispielsweise das Hochladen interessanter Videos zum Profil gehören.

Zukunft im Metaverse

Die Tinder Coins dienen auch dazu, ein anderes Vorhaben des Konzerns voranzutreiben. Dabei handelt es sich um die Verschmelzung realer und virtueller Welten. Solche Projekte laufen heutzutage unter dem Namen Metaverse. Einen weiteren entsprechenden Schritt hat Tinder mit der Einführung von Explore getan. Dabei handelt es sich um einen virtuellen Treffpunkt innerhalb der App, welcher völlig neue, interaktive Möglichkeiten zur Nutzung von Tinder bietet.

Mit Explore haben die Mitglieder mehr Kontrolle darüber, wen sie treffen, indem sie die angezeigten Profile nach Interessen ordnen können. Gleichzeitig wird Explore der Ort sein, wo eine wachsende Auswahl an exklusiven sozialen Erlebnissen ausprobiert werden kann. Dazu zählen neue Chat-Feature wie „Fast Chat“, „Vibes“ oder „Swipe Night“. Auch der Test mit Singletown in Südkorea zeigt, wohin die Reise für Tinder geht.

Mithilfe eines Avatars können sich Tinder-User in verschiedenen virtuellen Räumen treffen. Dazu gehören Bars, aber auch Parks, in denen man Einzel- oder Gruppengespräche führen kann. In dieses Bild passt auch die Hyperconnect-Übernahme. Das südkoreanische Unternehmen brachte vor allem die beiden Apps Azar sowie Hakuna und damit Know-how in den Bereichen Künstliche Intelligenz im Bereich Gesichtserkennung und Echtzeitübersetzungen mit.

Bumble fordert Tinder heraus

Auf den ersten Blick unterscheidet sich Bumble (WKN: A2QMTA / ISIN: US12047B1052) nicht besonders vom großen Konkurrenten Tinder. Allerdings hatte Firmengründerin und CEO Whitney Wolfe Herd mit der App von Beginn an ein wichtiges Ziel. In diesem Fall sollten die Frauen im Mittelpunkt stehen und beim Dating die Initiative ergreifen. Zunächst wird, ähnlich wie bei Tinder, geswipt und anhand der Fotos gematcht.

Die Männer dürfen jedoch nicht das Gespräch beginnen. Der erste Schritt obliegt den Frauen. Diese haben 24 Stunden Zeit, auf ein Match zu reagieren und die Konversation zu starten. Andernfalls verfällt der Match. Eine Ausnahme stellen gleichgeschlechtliche Kontakte dar. Außerdem gibt es einen Modus zum Freunde („Bumble BFF“) treffen. Auch die Suche nach Geschäftspartnern („Bumble Bizz“) wird ermöglicht. Genauso wie Tinder ist die App zunächst kostenlos, hält jedoch ebenfalls kostenpflichtige Premiumangebote und Extras bereit.

Am Zeitgeist

Auch wenn Bumble Tinder in vielerlei Hinsicht ähnlich ist, versucht sich die App in Bezug auf wichtige Themen für die Gesellschaft wie Sexismus, Rassismus oder Homophobie abzugrenzen und Diskussionen sowie das Engagement der User zu fördern. Entsprechend haben Bewegungen wie #MeToo. #TimesUp oder Black Lives Matter der App zu seinem Erfolg verholfen. Dieser machte sich auch im Zuge des vielbeachteten Börsengangs Anfang Februar 2021 bemerkbar.

Das starke Anlegerinteresse sorgte dafür, dass der Einstandskurs am ersten Handelstag mit 76 US-Dollar knapp 77 Prozent über dem Ausgabepreis von 43 US-Dollar lag. Das Unternehmen, das neben Bumble auch die Apps Badoo und Fruitz betreibt, war zu Beginn mehr als 8 Mrd. US-Dollar wert. Kein Wunder, zumal Bumble im Geschäftsjahr 2021 einen Gewinn von 286,9 Mio. US-Dollar ausweisen konnte, nach einem Verlust von 110,2 Mio. US-Dollar ein Jahr zuvor.

FAZIT

Die Corona-Pandemie hat dazu beigetragen, dass Singles nun noch häufiger bei der Partnersuche auf Partnerbörsen im Internet oder Dating Apps wie Tinder zurückgreifen. Die Nummer eins unter den Dating Apps zeigt außerdem, dass das Geschäftsmodell mit neuen Funktionen weiter ausgebaut werden kann. Irgendwann werden Tinder & Co möglicherweise Teil des Metaverse sein, in dem sich Partnersuchende in virtuellen Bars oder anderen digitalen Räumen treffen und kennenlernen.

Tinders Muttergesellschaft Match Group, Inc. sowie verschiedene Marktprognosen zeigen wiederum, dass es sich bei der digitalen Partnersuche um ein einträgliches Geschäft handeln kann und dieses damit auch für Anleger interessant ist. Es gilt jedoch zu bedenken, dass es sich bei den Branchenvertretern um relativ junge Unternehmen handelt, die erst noch eine gewisse Größe erreichen müssen. Bis dahin kann die Volatilität stark ausfallen, während nicht immer klar ist, welche Player sich am Ende durchsetzen werden.

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