Klimaschutz: Wunderwaffe Wärmepumpe?

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Die zeitweise stark gestiegenen Energiekosten sorgen bei vielen Verbrauchern für ein Umdenken, auch wenn es um das Heizen des eigenen Wohnraums geht. Doch wie lässt sich ein Gebäude ohne Gas oder Öl erwärmen? Eine echte Alternative können hier Wärmepumpen sein. Bislang sind Wärmepumpen hierzulande noch deutlich unterrepräsentiert, doch das könnte sich in den nächsten Jahren grundlegend ändern.

Aller Voraussicht nach dürfte der Weg zur weitestgehenden CO2-Reduktion lang und sehr steinig sein. Um diesen Weg zu meistern, sind gewaltige Kraftanstrengungen in den unterschiedlichsten Bereichen notwendig.

Dazu gehören der Ausbau der erneuerbaren Energien, der Umstieg von Verbrennern auf Elektrofahrzeuge oder gewaltige Investitionen in die Wasserstoff-Energieerzeugung. Eine immer größere Bedeutung wird auch den Wärmepumpen zugeschrieben. Um die Klimaziele zu erreichen, plant die Bundesregierung, bis zum Jahr 2030 die Zahl der Wärmepumpen hierzulande zu vervielfachen.

Die Zahl der Wärmepumpen soll sich versechsfachen

Konkret sollen bis 2030 in deutschen Häusern und Wohnungen sechs Millionen Wärmepumpen ihre Arbeit verrichten. Das würde einen enormen Anstieg bedeuten, schließlich sind bislang nur etwa eine Million Wärmepumpen im Einsatz.

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik kamen in einer Studie von 2017 zum Ergebnis, dass die Bundesrepublik diese sechs Millionen Wärmepumpen braucht, um das Ziel zu erreichen, die Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 zu verringern.

Dass gerade Wärmepumpen immer stärker in den Fokus rücken, liegt daran, dass viele CO2-Emissionen gerade auf den Gebäude-Sektor zurückzuführen sind. Denn hier dominieren immer noch die alten, klimaschädlichen Öl- und Gasheizungen. Welche Fortschritte hier mit Wärmepumpen möglich wären, zeigt dieser Vergleich: Berechnungen des Umweltbundesamtes zufolge verursacht ein Heizöl-Kessel im Schnitt 318 Gramm CO2 pro Kilowattstunde.

Wärmepumpen sind längst keine hässlichen Geräte, die man in dunklen Räumen verbergen muss. (Bildquelle: Pressefoto Viessmann)

Ein Erdgas-Kessel kommt auf 247 Gramm CO2 je Kilowattstunde. Zur besseren Vergleichbarkeit wertete das Umweltbundesamt aus, wie viel ein Einfamilienhaus im Jahr an Treibhausgasen für das Heizen erzeugt.

Mit Erdöl sind es demnach etwa 3,3 Tonnen, mit Erdgas rund 2,6 Tonnen. Bei Wärmepumpen hängt der Wert stark vom Strommix ab. Im Idealfall, wenn der zum Betrieb notwendige Strom aus erneuerbaren Energien stammt, läge der Wert des jährlichen CO2-Ausstoßes laut dem Umweltbundesamt bei nur 0,13 Tonnen.

Warum die Bedeutung von Wärmepumpen steigt

Bisher hat der Gebäude-Sektor die Klimaziele verfehlt. Dieser Bereich ist für rund 30 Prozent der Emissionen von Kohlendioxid (CO2) in Deutschland verantwortlich. Um den Anteil drastisch zu senken, sollen verstärkt Wärmepumpen zum Einsatz kommen, die aber natürlich Strom benötigen.

Wärmepumpen verursachen selber keine CO2-Emissionen. Wenn zum Betrieb Ökostrom verwendet wird, ist also eine klimaneutrale Wärmeerzeugung möglich. Sollte das aber nicht der Fall sein, wie im derzeitigen Strommix der Bundesrepublik, werden Emissionen verursacht. Dementsprechend bietet sich zur Stromerzeugung die Kombination mit einer Photovoltaikanlage an.

So funktioniert eine Wärmepumpe

Das Prinzip einer Wärmepumpe ist einfach zu erklären. Wärmepumpen nutzen die Energie aus der Umwelt und wandeln diese in Wärme um. Die Energie wird dabei aus Wasser, Erdreich, Außenluft oder Abluft gewonnen.

Das lässt sich mit der umgekehrten Funktionsweise eines Kühlschranks vergleichen, der dem Innenraum die Wärme entzieht und nach außen weiterleitet. Wärmepumpen entziehen dem Außenraum Wärme und geben diese in Form von Heizenergie in das Haus oder die Wohnung ab.

Wärmepumpen gibt es für verschiedene geologische Gegegebenheiten. (Bildquelle: Pressefoto NIBE)

Dementsprechend kommen hauptsächlich drei Arten von Wärmepumpen zum Einsatz. Luft-Wasser-Wärmepumpen werden außen aufgestellt, sind am Haus sichtbar und teilweise durch ein Brummen zu hören.

Sole-Wasser-Wärmepumpen nutzen die Wärme aus der Tiefe des Erdreichs zum Heizen, Wasser erwärmen oder Kühlen und sind innerhalb von Gebäuden installiert. Auch die Wasser-Wasser-Wärmepumpen sind innen installiert. Diese nutzen als Energiequelle das Grundwasser.

Lohnt sich der Umstieg auf eine Wärmepumpe?

Ob sich die Installation einer Wärmepumpe lohnt, hängt vom jeweiligen Einzelfall ab, bei dem mehrere Faktoren berücksichtigt werden müssen. Bislang kommen Wärmepumpen besonders häufig im Neubau zum Einsatz, weil hier die Planung von Beginn an auf deren Betrieb ausgerichtet werden kann.

Dabei wird der Betrieb häufig mit Fußbodenheizungen kombiniert. Außerdem fallen im Neubau, im Gegensatz zu bereits bestehenden Häusern und Wohnungen, die Investitionen für die Heizung ohnehin an. Je nach Modell sollten hier für eine Wärmepumpe Investitionen von bis zu 30.000 Euro einkalkuliert werden.

Wärmepumpen-Nachrüstung ist oft problematisch

Bei Altbauten fällt die Nachrüstung mit einer Wärmepumpe oft umfangreich aus. Wie der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (Arge) Dietmar Walberg erklärte, ist die Mehrheit des Gebäudebestands für Wärmepumpen einfach nicht geeignet.

Laut Walberg sind die Heizungsflächen zu klein und die Vorlauftemperaturen zu hoch, was für die Bewohner wegen der höheren Stromkosten extrem teuer würde. Für den Wärmepumpen-Einbau im Altbau wäre deshalb eigentlich eine energetische Sanierung nötig, um den Heizbedarf zu senken, doch diese Sanierung würde die Kosten zunächst erhöhen.

„Das Gros des Gebäudebestands ist für Wärmepumpen schlicht nicht geeignet.“ (Dietmar Walberg, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen)

Eine intelligente Wärmewende ist notwendig

Die Umrüstung von Millionen Heizungen mit dem Ziel, die langfristigen Klimaziele zu erreichen, ist dementsprechend eine immense Herausforderung. Kritisiert wird dabei von einigen Experten die Heizvorgabe, die 65 Prozent erneuerbare Energien vorsieht, da diese die Möglichkeiten zu sehr auf Wärmepumpen und die Elektrifizierung eingrenzt.

Zu diesen Experten gehört auch Lamia Messari-Becker, Professorin am Lehrstuhl für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Universität Siegen. Messari-Becker hält eine intelligente Wärmewende für notwendig, die neben Wärmepumpen auch Erdwärme, Biomasse, Abwärme und Wasserstoff nutzt. Laut der Professorin sind unterschiedliche Wege und Offenheit gegenüber Technologien notwendig, um die Ziele technisch-innovativ, sozialverträglich sowie umwelt- und kosteneffizient zu erreichen.

Messari-Becker zufolge könne es nur so allen Menschen ermöglicht werden, in ihrer jeweiligen Situation mit passenden Lösungen beim Klimaschutz mitzumachen.

„Nötig sind unterschiedliche Wege und Offenheit gegenüber Technologien, um die Ziele technisch-innovativ, sozialverträglich, umwelt- und kosteneffizient zu erreichen. Nur so können wir allen Menschen ermöglichen, in ihrer jeweiligen Situation mit passenden Lösungen beim Klimaschutz mitzumachen.“ (Lamia Messari-Becker, Expertin für Gebäudetechnologie)

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Die Weichen für den Umstieg sind gestellt

Ob sich der Umstieg auf eine Wärmepumpe lohnt, hängt von den spezifischen Kosten und damit verbunden von den Gegebenheiten des Hauses oder der Wohnung ab. Dazu gehört der jeweilige Energieverbrauch, der Strompreis und der CO2-Preis. Für die nahe Zukunft sind die Weichen für den Gebäudesektor bereits gestellt.

Zum 1. Januar 2025 soll jede neu eingebaute Heizung auf Basis von 65 Prozent erneuerbarer Energien betrieben werden. Damit nimmt die Wärmewende im Neubau und Bestand Konturen an, wobei Wärmepumpen eine entscheidende Rolle bei dieser Transformation spielen werden. Dementsprechend ist mit neuen Fördergeldern zu rechnen, welche die Installation einer Öko-Heizung noch attraktiver machen dürften.

„Die Wärmepumpe ist auf dem Weg zum Standardheizsystem in Deutschland.“ (Paul Waning, Vorsitzender des Bundesverbands Wärmepumpe)

Ein kleiner, aber schnell wachsender Markt

Mit hierzulande etwa einer Million Wärmepumpen handelt es sich noch um einen relativ kleinen Markt, der aber schnell wächst. Laut dem Vorsitzenden des Bundesverbands Wärmepumpe Paul Waning ist die Wärmepumpe auf dem Weg zum Standardheizsystem in Deutschland.

Wie der Verband mitteilte, wurden 2021 rund 154.000 Heizungs-Wärmepumpen verkauft, was ein kräftiges Plus von 28 Prozent gegenüber 2020 bedeutet. Bei Warmwasser-Wärmepumpen errechnete sich mit einem Absatz von 23.500 ein Anstieg um 15 Prozent. Insgesamt machten Elektro-Wärmepumpen 2021 aber nur einen Anteil von 2,8 Prozent an allen Bestands-Heizungsarten aus.

Der Löwenanteil bei den Heizungsarten entfällt weiterhin auf Erdgas (49,4 Prozent). Dahinter folgen Heizöl (24,8 Prozent) und Fernwärme (14,1 Prozent). Nach den Plänen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck soll sich das Kräfteverhältnis hier aber in den kommenden Jahren deutlich verändern.

Der Minister möchte, dass in Deutschland in zehn Jahren sechs Mal so viele Wärmepumpen in Betrieb sind. Um hierfür die nötigen Anreize zu schaffen, können für den Einbau einer Wärmepumpe Förderungen beantragt werden, entweder in Form eines Zuschusses vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) oder mittels eines zinsgünstigen Kredits der KfW-Bank. Die BAFA- und KfW-Förderzuschüsse sind in der „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG) zusammengefasst.

Das Verlegen der Wasserrohre ist nicht kompliziert. (Bildquelle: Pressefoto NIBE)

Wärmepumpen-Markt auch für Anleger aussichtsreich

Wegen des enormen Wachstumspotenzials ist der Wärmepumpen-Markt auch für Anleger interessant. Viele Hersteller haben ihren Sitz in Deutschland. Das Problem ist nur, dass es sich bei den meisten davon um mittelständische Gesellschaften handelt, die nicht an einer Börse notiert sind.

Dazu gehört zum Beispiel das in Allendorf (Eder), Nordhessen, ansässige Familienunternehmen Viessmann. Die 1917 gegründete Gesellschaft ist eigenen Angaben nach mit einem 2021er-Deutschland-Absatz von über 20.000 Wärmepumpen hierzulande die Nummer eins der Branche. Ebenfalls bekannte, aber nicht börsennotierte deutsche Unternehmen in diesem Bereich sind unter anderem Bosch, Brötje, Vaillant, Waterkotte und Wolf.

Für Anleger bieten sich im Wärmepumpen-Markt aber die Aktien einiger ausländischer Branchenvertreter an, die sich auch an den Börsen langfristig gut entwickelt haben. Vier aussichtsreiche Kandidaten sind zum Beispiel Nibe Industrier (Schweden), Daikin (Japan), Trane Technologies (Irland) und Lennox (USA).

Ein Haus lässt sich gut mit erneuerbaren Energieträgern versorgen (Bildquelle: Pressefoto NIBE)

Das mE-Fazit

Wärmepumpen spielen bei der angestrebten Energiewende eine entscheidende Rolle. In Deutschland ist der Markt dieser fortschrittlichen Heizungssysteme zwar noch klein, wegen des gesellschaftlichen Umdenkens und staatlicher Förderprogramme dürfte die Branche aber in den kommenden Jahren weiterhin stark wachsen.

Für Anleger eröffnen sich mit den Aktien einiger großer Vertreter der Wärmepumpen-Branche dementsprechend hervorragende Gewinnmöglichkeiten:

Markteinblicke Favoriten für Wärmepumpen-Hersteller

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