Erleben wir die Evolution einer neuen Anlageklasse?

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Massiv fallende Kurse, umstrittene regulatorische Vorstöße und nicht zuletzt der Crash des Stablecoins Terra (Luna) ließen seit Jahresanfang vermehrt Zweifel an der Zukunft von Bitcoin & Co. aufkommen. Und dennoch besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich Crypto-Assets in den kommenden Jahren als eine Standard-Anlageklasse etablieren – ähnlich wie zum Beispiel Edelmetalle.

Generelles Misstrauen

Auch wenn der Bitcoin oft als digitales Gold bezeichnet wird, wird die Anlage-Motivation eine anderen sein. Bei Crypto-Assets geht es weniger um einen Ausgleich im Falle von Kursverlusten anderer Anlageklassen, also um die Funktion als klassischer sicherer Hafen. Wichtiger ist das generelle Misstrauen klassischen Währungen wie Euro oder US-Dollar gegenüber, die durch mehr oder weniger politisch gesteuerte Notenbanken immer stärker inflationiert – und so entwertet – werden.

Wenn wir über den Bitcoin hinwegsehen, kann man viele Crypto-Assets, wie bspw. Ethereum, eher mit frühphasigen Investments in innovative, potenziell disruptive Technologien und Geschäftsmodelle vergleichen. Wer sich über die Auswirkungen der immer wieder extremen Volatilität von Crypto-Assets im Klaren ist und diese aushalten kann, sollte daher erste Gehversuche andenken. Anzuraten sind aber im ersten Schritt nur sehr kleine Beimischungen.

Neubewertung aller Anlageklassen

Da die enorme Schwankungsbreite nicht nur Risiken, sondern auch Chancen birgt, können bereits kleinere Positionen nennenswerte Performancebeiträge bringen. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass das Risiko eines breit gestreuten Portfolios hingegen nur geringfügig steigt, da in der Historie zumeist geringe Korrelationen von Crypto-Assets mit anderen Anlageklassen bestanden. Seit Anfang 2022 in der Phase sehr schnell und deutlich steigender Zinsen wurden jedoch alle Anlageklassen, auch Crypto-Assets, einer Neubewertung unterzogen.

Zudem wurden angesichts allgegenwärtiger Kursverluste hochliquide Positionen, mit denen ggf. sogar noch Kursgewinne realisiert werden konnten, bevorzugt verkauft. Grundsätzlich sind die Wertreiber von Crypto-Assets aber andere als bei Aktien, Anleihen und Rohstoffen. Daher dürfte sich deren Wertentwicklung künftig wieder stärker entkoppeln.

Trotzdem werden auch in den kommenden Jahren immer wieder einzelne Token von der Bildfläche verschwinden, weil sich ihre Funktionalität nicht durchsetzt. Daher sollten sich Anleger zunächst ein Grundverständnis der Funktionsweise und Zielsetzung bzw. des potenziellen Mehrwerts des jeweiligen Coins innerhalb der künftigen Token-Ökonomie verschaffen.

Ein Kommentar von Carsten Mumm

Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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