Anlage in „middle of nowhere“

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG

Mit der ersten Zinserhöhung seit elf Jahren reagieren Europas Währungshüter nun also zeitverzögert auf die Rekordinflation.

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, hat für die nächste Sitzung im Juli die erste Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte angekündigt. Bis dahin bleibt der Leitzins aber auf dem Rekordtief von null Prozent.

Europas Währungshüter hatten lange an der Einschätzung festgehalten, die steigende Inflation sei von Sonderfaktoren getrieben und daher vorübergehend. Nun versucht die EZB eine Gratwanderung zwischen hoher Teuerungsrate und gestiegenen Risiken für die konjunkturelle Erholung aus dem Corona-Tief wegen des Ukraine-Krieges.

Die Ankündigung der EZB löste nicht gerade ein Feuerwerk der guten Laune aus; eher im Gegenteil; die Kurse gingen einmal mehr in diesen Wochen zurück.

Gegenwärtig erscheint die Börsenstimmung allerdings schlechter, als es die Unternehmensdaten zeigen. Entsprechend niedrig sind viele Aktien bewertet. Die Frage lautet jedoch: Wieviel Potenzial haben die Kurse nach oben, wenn sich die Stimmung bessert und die Bewertungen wieder Normalniveau erreichen?

Die Antwort liefert ein simpler Dreisatz, den wir in der Schule gelernt haben: Wenn der DAX bei rund 14.500 mit einem niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,5 bewertet ist, wo liegt er dann, wenn das KGV wieder ein Normalniveau von 15 erreicht? Ganz einfach: bei 17.400!

Wem das entschieden zu optimistisch erscheint, der könnte beispielsweise mal wieder über ein Investment in Aktienanleihen nachdenken. In Seitwärts- oder moderaten Abwärtsmärkten garantiert der Zinsertrag bei Aktienanleihen eine stetige Ertragsquelle, in steigenden Märkten bewirkt die Partizipationsbegrenzung eine Minderrendite.

So verhielt es sich auch im Mai. Sowohl die zwischenzeitlichen Rücksetzer, aber auch die Anstiege fielen für den Aktienanleihen-Index wesentlich moderater aus als beim Vergleichsindex, dem EURO STOXX 50. Die defensive Ausrichtung machte sich aufgrund der wechselhaften Börsenlage aber positiv bemerkbar.

Wichtig für Anlegende ist immer das stetige Beobachten der Märkte. Informieren Sie sich und leiten aus dem, was Sie sehen, Ihre Investmententscheidungen ab. Insbesondere das Produktuniversum der strukturierten Wertpapiere bietet für die individuelle Allokation ausreichend Opportunitäten, um mehr oder etwas weniger Risiko ins Depot zu kaufen. Letztlich spielt sich die Zeitenwende nicht von heute auf morgen ab; es wird Zeit brauchen. Nehmen Sie sich die Zeit, in Ruhe nachzudenken und sich entsprechend aufzustellen.

DDV, Lars BrandauEin Beitrag von Lars Brandau

Er ist seit Gründung des Deutschen Derivate Verbands (DDV) im Jahr 2008 dessen Geschäftsführer und vertritt den DDV auch in den Arbeitsgruppen des europäischen Dachverbands EUSIPA. Der DDV ist die Branchenvertretung der führenden Emittenten strukturierter Wertpapiere in Deutschland. Außerdem unterstützen mehr als 20 Fördermitglieder die Arbeit des Verbandes. Brandau ist studierter Germanist und Politologe und gilt als ausgewiesener Kommunikationsprofi. Weitere Informationen unter: www.derivateverband.de

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