Und ewig lockt das Gold

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Krisenzeiten sind grundsätzlich ideale Zeiten für Goldanleger. Mit Ausnahme eines kurzen Kurssprungs zu Beginn des Ukraine-Kriegs hatten Edelmetallfans zuletzt aber nur wenig Freude an ihrer Anlage. Doch Goldinvestoren denken sowieso in anderen Kategorien.

Die Anleger in Deutschland und deren Vorliebe für Gold ist etwas ganz Spezielles. Auch heute noch schlägt die Hyperinflation und die große Depression vor inzwischen fast 100 Jahren im kollektiven Anlegergedächtnis durch. Deutlich wird dies wieder einmal im Rahmen der Heraeus Goldmarkt-Umfrage Deutschland 2022. Demnach befürchten die meisten deutschen Goldanleger weiter steigende Inflationsraten und eine schwächelnde Wirtschaft. So wird die Konjunktur in Deutschland nach Ansicht von 70 Prozent der Befragten in den nächsten zwölf Monaten schrumpfen oder sogar stark schrumpfen. Noch deutlicher fällt die Einschätzung der Befragten mit Blick auf das Thema Inflation aus: 94 Prozent erwarten hierzulande steigende Preise.

Inflation als Angstbarometer

Dass diese Ängste nicht ganz von der Hand zu weisen ist, belegen die jüngsten Inflationsdaten. Im Mai ist die Inflationsrate mit +7,9 Prozent auf den höchsten Stand seit Winter 1973/1974 gestiegen, als infolge der ersten Ölkrise die Mineralölpreise ebenfalls stark gestiegen waren. Noch im April hatte die Teuerung bei +7,4 Prozent gelegen. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs sind insbesondere die Preise für Energie merklich angestiegen und beeinflussen die ohnehin bereits hohe Inflationsrate zusätzlich. Im Januar hatte Inflationsrate noch bei +4,9 Prozent gelegen. Insofern verwundert es nicht, dass die Inflation längst auch im Supermarkt bei jedem Einkauf zu spüren ist. Preissteigerungen bei Geflügel und Milchprodukten oder bei Mehl und Öl hinterlassen ihre Spuren. Von einer Hyperinflation sind wir jedoch noch weit entfernt.

Die Suche nach „Sicheren Häfen“

Dennoch: Angetrieben durch diese Alltagserfahrungen machen sich Anleger natürlich auch Gedanken um ihre Geldanlage. Laut der Heraeus-Umfrage schätzen 56 Prozent Gold als Inflationsschutz, 62 Prozent sehen in dem Edelmetall einen „sicheren Hafen“ im Schatten des Ukraine-Kriegs. Für Alexander Zumpfe, Edelmetall-Experte von Heraeus, dürften die Sorge vor weiter stark steigenden Preisen sowie Rezessions- und Kriegsängste den Goldpreis antreiben. „Zugleich fällt auf, dass das Thema Nachhaltigkeit unter Goldanlegern an Bedeutung gewinnt.“ So finden 43 Prozent das Thema wichtig und 14 Prozent sehr wichtig. Der CO2-Fußabdruck des Goldes ist jedem dritten Befragten wichtig, sieben Prozent sehr wichtig. 54 Prozent wären bereit, für CO2-neutrales Gold mehr zu bezahlen. Eine unabhängige Zertifizierung von Gold halten 42 Prozent für wichtig, elf Prozent für sehr wichtig.

… und nach der Anlagestrategie

Angesichts des Kriegs in der Ukraine hat laut Heraeus fast jeder dritte Befragte seine Anlagestrategie verändert. Besonders Gold profitierte von diesen Umschichtungen – unter dieser Gruppe setzen 73 Prozent verstärkt auf das Edelmetall, 36 Prozent legen verstärkt in Bargeld und 29 Prozent in Aktien an. Die Aussichten für Gold sehen die meisten Befragten weiter positiv. 48 Prozent gehen davon aus, dass sich das Edelmetall im laufenden Jahr besser entwickeln wird als Aktien, Immobilien oder Anleihen. Ob die Fokussierung auf Gold die richtige Entscheidung ist, darf bezweifelt werden. Assenagon-Anlageexperte Thomas Romig verweist auf die schwierige Positionierung als Anleger. „‘Der sichere Hafen‘ – selbst unverzinst – ist nicht mehr ‚der sichere Hafen‘, der er einmal war“, so der Fondsmanager. Am Ende setzt er auf die richtige Mischung an Anlageklassen. Kein schlechter Ratschlag, denn die Portfoliotheorie beschränkt sich ja nicht nur auf Aktiendepots, sondern auf Investments generell.

Unser Fazit

Gold ist eine sinnvolle Beimischung in einem langfristig orientierten Depot. Der Schwerpunkt der Rendite kann aber nicht von dort kommen, sondern kommt vom Aktienmarkt – auch wenn wir uns derzeit in einem Bärenmarkt befinden. Langfristig steigen die Aktienkurse jedoch und das sollten sich Anleger immer wieder vor Augen führen.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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