Elon Musk und das Tesla-Krisenmanagement

Bildquelle: Pressefoto Tesla

In diesen Tagen wird deutlich, dass man auch bei Tesla (WKN: A1CX3T / ISIN: US88160R1014) nur mit Wasser kocht. Es wäre jedoch verfrüht, den kalifornischen Elektrowagenbauer abzuschreiben. Frühere Versuche sind kläglich gescheitert, da Tesla jede noch so brenzliges Situation meistern konnte.

“Gigantische Gelverbrennungsöfen”

Es ist kein gutes Zeichen, wenn ein ausgewiesenes Wachstumsunternehmen wie Tesla, seine Belegschaft reduzieren will. Konzernchef Elon Musk erwartet jedoch eine Rezession, dies sagte er in einem Interview auf dem von der Nachrichtenagentur Bloomberg organisierten Qatar Economic Forum. Also soll die Zahl der lohnabhängig Beschäftigten um 10 Prozent sinken, während die Zahl der stundenweise Beschäftigten gleichzeitig ansteigen soll. Letztlich sollen etwa 3,5 Prozent der Gesamtbelegschaft von den Stellenstreichungen betroffen sein.

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Die Gründe dafür sind nicht nur bei Tesla selbst zu suchen. Zuletzt gehörte der kalifornische Elektroautobauer zu denjenigen Vertretern der Automobilbranche, die relativ gut die Auswirkungen der Lieferkettenprobleme und des knappen Angebots bei Halbleitern wegstecken konnten. Doch nun bezeichnete Elon Musk die neuen Produktionsstätten Teslas in Austin im US-Bundesstaat Texas und in Grünheide bei Berlin als “gigantische Gelverbrennungsöfen”.

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Ein banger Blick nach China

Seit Anfang 2022 hat die Tesla-Aktie knapp 30 Prozent an Wert eingebüßt. Kein Wunder, wenn man die allgemeinen Marktturbulenzen bedenkt. Diese hatten infolge der Zins- und Inflationssorgen vor allem Technologie- und Wachstumswerte getroffen. Wie wir wissen, wird Tesla, insbesondere wenn es um die Bewertung geht, häufig eher zu den Tech-Werten und weniger zu den Automobilkonzernen gezählt. Entsprechend gerieten auch die Kurse der Tesla-Aktie unter Druck.

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Angesichts der düsteren Aussichten des Konzernchefs, bleibt es abzuwarten, wann eine Erholung einsetzen kann. Im Gespräch mit dem Fanclub Tesla Owners of Silicon Valley sprach Musk unter anderem davon, wie sehr ein Mangel an Batterien und Lieferkettenprobleme wegen der Lage in den chinesischen Häfen die Produktion in einigen Werken belasten würde. Und dann bleiben natürlich auch die Auswirkungen der Lockdown-Politik der chinesischen Regierung auf die Produktion in Shanghai.

Die Profitabilität von Tesla ist beeindruckend

Trotz der aktuellen Herausforderungen sollte man Tesla nicht abschreiben. Dies haben viele “Shorties” in der Vergangenheit versucht und sich die Finger verbrannt. Das Unternehmen stand schon einige Male kurz vor der Zahlungsunfähigkeit, wie selbst Chef Elon Musk gerne einräumt, nur um inzwischen eine Profitabilität an den Tag zu legen, die bei den großen Branchenkonkurrenten einiges an Neid hervorruft.

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Im März-Quartal 2022 kletterten die Umsatzerlöse im Vorjahresvergleich um 81 Prozent auf 18,8 Mrd. US-Dollar. Der Nettogewinn schoss auf 3,3 Mrd. US-Dollar, nach lediglich 438 Mio. US-Dollar im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der bereinigte Gewinn je Aktie lag bei 3,22 US-Dollar. Im Zuge dessen wartete der Konzern mit einigen Rekorden auf, unter anderem bei Umsatz, den Auslieferungen, dem operativen Gewinn sowie der operativen Marge.

Dabei hatte Tesla auch zu Jahresbeginn schon mit dem Hochfahren der Produktion in einigen Werken, Lieferkettenproblemen, COVID-19-Beschränkungen und höheren Kosten für Rohstoffe zu kämpfen. Langfristig ergeben sich weitere Chancen. Schließlich sollen Elektroautos Teil einer emissionslosen Mobilität der Zukunft sein, während Tesla zusätzlich mit dem Autonomen Fahren und seinen “Robotaxis” in Zukunft punkten will. Auch aus charttechnischer Sicht ist im Fall der Tesla-Aktie einiges geboten.

Elon Musk sieht dunkle Wolken aufzeigen und bereitet den Tesla-Konzern darauf vor. Bildquelle: Pressefoto Tesla

Charttecnik: Blick in Richtung 200-Tage-Linie

Nach einem jahrelangen Seitwärtslauf startete die Aktie von Tesla im Oktober 2019 eine beeindruckende Kurs-Rallye. Dabei konnte sich der Kurs in den folgenden zwei Jahren versechsundzwanzigfachen und markierte im November 2021 ein Rekordhoch bei 1.079 Euro. Nach einem Rücksetzer im Februar 2022 auf 622 Euro und einer Erholung bis zum April auf 1.048 Euro wechselte die Aktie in den Korrektur-Modus.

Dabei brach der Kurs bis Mitte Juni zeitweise bis knapp unter die 700er-Marke ein. Die Tesla-Aktie notiert dementsprechend inzwischen weit unter der bei 817 Euro verlaufenden 200-Tage-Linie, womit die Trendpfeile vorerst nach unten zeigen. Setzt sich die Konsolidierung fort, könnte als Nächstes die 600er-Marke getestet werden. Unterhalb besteht weiteres Rückschlagspotenzial bis zum 2021er-Jahrestief (Mai 2021) bei 441 Euro.

Tesla-Aktie verfügt über Aufholpotenzial

Im Falle wieder steigender Kurse stellt sich das nächste Kursziel dagegen auf 817 Euro. Hier würde die Rückeroberung der 200-Tage-Linie den Wechsel zurück in den übergeordneten Aufwärtstrend bedeuten. Im Anschluss könnte sich weiteres Aufholpotenzial bis zum November-2021-Allzeithoch bei 1.079 Euro eröffnen.

Trotz der jüngsten, heftigen Korrektur fällt die bisherige Börsen-Bilanz von Tesla hervorragend aus. Denn seit dem Börsengang im Jahr 2010 errechnet sich eine Kursrendite von im Schnitt 55 Prozent pro Jahr. Damit hätte eine Einmalanlage in Höhe von 1.000 Euro heute einen Wert von rund 188.000 Euro.

Angesichts dieser beachtlichen Aktien-Performance dürften es Aktionäre gut verschmerzen können, dass Tesla bisher keine Dividenden ausschüttete. Wegen der nach wie vor extrem hohen Bewertung (Börsenwert: rund 700 Mrd. Euro) sollten Anleger bei der Tesla-Aktie aber weiterhin eine entsprechend hohe Rückschlagsgefahr einkalkulieren.

Bildquelle: Pressefoto Tesla