Amazon: Ein echter Paukenschlag

(Bildquelle: Pressefoto Amazon)

Dank AWS zeigt sich ein Analyst besonders überzeugt von den Kursaussicht bei Amazon (WKN: 906866 / ISIN: US0231351067).

Technologiewerte legen den Rückwärtsgang ein

Anleger weltweit wollen das zweite Quartal und das erste Halbjahr 2022 am besten schnell vergessen. Wenn es um die Einordnung der schwachen Performance geht, wird es schon historisch. Während der deutsche Leitindex DAX den schwächsten Monat Juni aller Zeiten verbuchte, war es für Dow Jones und S&P 500 laut CNBC des schlechteste Dreimonatszeitraum seit dem ersten Quartal 2020, als der Ausbruch der COVID-19-Pandemie die Börsen weltweit auf Talfahrt schickte.

Im Fokus standen zuletzt angesichts der Inflations- und Zinssorgen vor allem die Technologiewerte. Entsprechend lag der NASDAQ Composite für die Zeit zwischen April und Juni mit 22,4 Prozent im Minus. Es war das schwächste Quartal seit 2008. Damals tobte noch die weltweite Finanzkrise. Zudem befindet sich der NASDAQ Composite rund 31 Prozent unterhalb seines Rekordstandes, der am 22. November 2021 erreicht werden konnte. Zu dieser schwachen Performance haben unter anderem Schwergewichte wie Amazon beigetragen.

Belastungsfaktoren für Amazon

Für die Amazon-Aktie ging es im zweiten Quartal um knapp 35 Prozent in die Tiefe, während seit Jahresbeginn ein Kursminus von etwas mehr als 36 Prozent zu Buche steht. Zumindest hat sich der Kurs zuletzt ein wenig stabilisiert und pendelt nun knapp oberhalb der Marke von 100 US-Dollar.

Dabei müssen sich Anleger seit kurzem angesichts eines Aktiensplits im Verhältnis von 1:20 daran gewöhnen, dass ein einzelner Anteilsschein nicht mehr eine vierstellige Summe kostet. Neben dem insgesamt schwachen Umfeld für Tech- und Wachstumstitel hat Amazon zusätzlich mit der Inflation oder den weltweiten Lieferkettenproblemen zu kämpfen.

Beispielsweise sorgen die hohen Teuerungsraten dafür, dass bei Verbrauchern der Geldbeutel nicht mehr ganz so locker sitzt. Außerdem ist die dynamische Phase rund um die Corona-Pandemie für den E-Commerce-Sektor inzwischen etwas abgeflacht. Allerdings bleibt vor allem der Blick auf die Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS) positiv.

Sehr optimistische Prognose

So war es der Cloud-Bereich AWS, der im Fokus einer kürzlichen Analyse des Redburn-Analysten Alex Haissl stand. Diese hatte es in sich. Haissl initiierte die Coverage zu Amazon und wollte sich offenbar gleich mit einem Paukenschlag einführen. Er gab für die Amazon-Aktie ein „Buy“-Rating und ein Kursziel von 270,00 US-Dollar aus, was derzeit einem Kurspotenzial von knapp 155 Prozent entsprechen würde.

In den vergangenen Jahren wurde das Cloud-Geschäft Amazon Web Services (AWS) für Amazon immer wichtiger. Könnte eine Abspaltung zum Thema werden? Bildquelle: Pressefoto Amazon

Damit ist es auch gleich die mit Abstand optimistischste Einschätzung zu Amazon. Marketscreener zählt derzeit 53 Amazon-Analysten. Das mittlere Kursziel liegt aktuell demnach bei 175,90 US-Dollar. Laut Haissl ist das Cloud-Geschäft AWS allein rund 3 Billionen US-Dollar wert und würde fast das Dreifache der aktuellen Marktkapitalisierung des gesamten Konzerns betragen. Dabei kommt dem Unternehmen aus Analystensicht seine herausragende Stellung zugute.

Haissl sieht eine Kosten- und Technologieführerschaft, die Marktanteilsgewinne in sämtlichen Bereichen vorantreiben würde. Und dann kommt er auch auf eines der Lieblingsthemen der Börsianer zu sprechen: Eine mögliche Abspaltung. Auch wenn eine Abtrennung von AWS derzeit nicht zur Debatte stehen würde, könnte aus Analystensicht in Zukunft auch dies ein Thema werden, wenn der Leistungsunterschied zu den Nicht-AWS-Teilen noch größer werden sollte.

Margen unter Druck

Andere Marktteilnehmer sind allerdings nicht ganz so begeistert. Wolfe Research-Analyst Deepak Mathivanan senkte sogar das Amazon-Kursziel von 145,00 auf 140,00 US-Dollar, während die „Outperform“-Einstufung jedoch bestätigt wurde. Seiner Ansicht nach ist die Amazon-Aktie gut geeignet, um in einem volatilen wirtschaftlichen Umfeld in der zweiten Hälfte des Jahres zu navigieren.

Die „aggressiven“ Konsensschätzungen für das Betriebsergebnis könnten das Kurspotenzial jedoch kurzfristig begrenzen. Mathivanan glaubt, dass Amazon mit mehreren Belastungsfaktoren konfrontiert ist, darunter höhere Inputkosten und Ineffizienzen aufgrund von Überkapazitäten, die seiner Meinung nach die operativen Margen in der zweiten Jahreshälfte belasten könnten.

FAZIT

Das allgemeine Börsenumfeld sowie Faktoren wie die Inflation und höhere Rohstof- und Transportkosten begrenzen das Kurspotenzial der Amazon-Aktie. Mittel- bis langfristig bleibt das Papier jedoch aussichtsreich, nicht nur wegen möglicher Spekulationen um eine AWS-Abspaltung.

Bildquelle: Pressefoto Amazon