Shopify sorgt für Chancengleichheit

Bildquelle: Pressefoto Shopify

Für E-Commerce-Unternehmen wie Shopify (WKN: A14TJP / ISIN: CA82509L1076) weht inzwischen ein rauer Wind. Allerdings bleiben viele von ihnen angesichts der voranschreitenden Digitalisierung aussichtsreich.

Neues Marktumfeld

Das waren noch Zeiten. Im Überschwang des Corona-bedingten Nachfrageanstiegs schoss die Shopify-Aktie im November 2021 auf einen Höchststand von etwa 176 US-Dollar. In Euro erreichten die Notierungen des Unternehmens aus Kanada aktiensplitbereinigt damals knapp 155 Euro. Seitdem ist viel passiert.

Die Welt hat sich weitergedreht. Auch wenn COVID-19 immer noch nicht aus der Welt ist, ist die Pandemie nicht mehr das allumfassende Thema, wie in den vergangenen Jahren. Inzwischen beschäftigen sich Marktteilnehmer mit anderen Herausforderungen. In Zeiten von Lockdowns hatte der E-Commerce weiter an Dynamik hinzugewonnen, nachdem dieser Bereich in den vergangenen Jahren im Zuge der Digitalisierung ohnehin starkes Wachstum erlebt hatte.

Nun aber normalisiert sich mit der Wiedereröffnung der Wirtschaft auch die Nachfrage im E-Commerce-Bereich. Die Menschen können wieder verstärkt in den Läden vor Ort einkaufen. Doch damit nicht genug. Für Shopify & Co sind zuletzt ganz spezielle weitere Belastungsfaktoren hinzugekommen.

Tiefer Fall

Angesichts der Zins- und Inflationssorgen wurden zuletzt vor allem Technologie- und Wachstumswerte von Börsianern abgestraft. Dies führte dazu, dass die Shopify-Aktie im Juni auf ein Zwischentief von knapp unter 30 US-Dollar oder etwas mehr als 28 Euro abrutschte und damit innerhalb von nicht einmal einem Jahr rund 83 Prozent an Wert einbüßte.

Während die Läden vor Ort wieder öffnen, leiden E-Commerce-Unternehmen aber auch unter dem Umstand, dass angesichts lange nicht gekannter Teuerungsraten bei vielen Menschen der Geldbeutel nicht mehr so locker sitzt wie früher. Entsprechend halten sich einige Konsumenten sowohl im Internet als auch in den Geschäften vor Ort mit Einkäufen zurück.

Zumal der Ukraine-Krieg sowie die Aussicht auf eine Rezession ebenfalls für Verunsicherung sorgt, die Viele wiederum veranlassen dürfte, ihr Geld zusammenzuhalten und Ausgaben nur auf das Nötigste zu beschränken. Trotzdem lässt sich Shopify nicht von seinem Kurs abbringen, Software-Tools anzubieten, die Firmen dabei helfen, ihre Produkte online an den Mann zu bringen. Schnelle Lieferungen sind dabei entscheidend.

Shopify stärkt Fulfillment-Netzwerk

Damit die bestellten Produkte in Zukunft noch schneller bei den Kunden ankommen, hat Shopify Deliverr übernommen. das Unternehmen kümmert sich unter anderem um den Bereich Fulfillment-Technologie. Ganz so weit wie Branchenprimus Amazon (WKN: 906866 / ISIN: US0231351067) wird Shopify in dieser Hinsicht auch mit Deliverr nicht sein, es ist aber ein Schritt nach vorne.

Während man bei Amazon bereits die Lieferungen am Tag der Bestellung vorantreibt, soll Deliverr im Zuge des Shopify-Netzwerks kostenlose Lieferungen innerhalb von zwei Tagen oder am nächsten Tag ermöglichen.

Mehr glückliche Kunden

Mit einem Wert von 2,1 Mrd. US-Dollar ist es die größte Übernahme in der Shopify-Geschichte. Deliverr wurde 2017 gegründet und liefert heute über sein Logistiknetzwerk mehr als eine Million Bestellungen pro Monat für Tausende von Händlern in den USA aus. Tobi Lütke, CEO von Shopify sagt dazu:

“Zusammen mit Deliverr gewährt das Shopify Fulfillment Network Millionen von wachsenden Unternehmen Zugang zu einer einfachen, leistungsstarken Logistikplattform, die es ihnen ermöglicht, ihre Kunden immer wieder glücklich zu machen.”

Zumal es das Unternehmensziel nicht nur sei, die Chancen für unabhängige Unternehmen anzugleichen, sondern diese zu ihren Gunsten zu erhöhen sowie “ihre Größe und Agilität in eine Supermacht zu verwandeln.” Allerdings muss sich Shopify erst einmal auch mit deutlich weniger schönen Dingen auseinandersetzen.

Trotz des aktuell für den E-Commerce nicht gerade einfachen Marktumfeldes treibt Shopify seine Wachstumsbemühungen voran. Bildquelle: Pressefoto Shopify

Schwieriger Vergleich

Marktteilnehmer wurden überrascht, wie schnell sich die Corona-bedingte Dynamik abschwächte. Die Ergebnisse zum ersten Quartal 2022 enttäuschten die Markterwartungen, obwohl der Quartalsumsatz im Vorjahresvergleich um 22 Prozent auf 1,2 Mrd. US-Dollar gestiegen war. Zudem hatte das Management einen enttäuschenden Ausblick geliefert, insbesondere in der ersten Jahreshälfte.

Grund dafür ist de Umstand, dass man es mit hohen Vergleichswerten aus dem Vorjahr zu tun hat. Der kommende Bericht zum Jun-Quartal dürfte mehr Aufschlüsse liefern, wie Shopify mit dem derzeitigen Umfeld zurechtkommt.

Analysten gehen laut Refinitiv im Schnitt von einem EPS von lediglich 4 Cents, nach 29 Cents im Vorjahreszeitraum aus. Für das Gesamtjahr 2022 wird mit einem bereinigten Gewinn in Höhe von 12 Cents gerechnet, während 2021 noch ein Wert von 83 Cents erzielt werden konnte.

FAZIT

Shopify, aber auch Branchenriesen wie Amazon haben es derzeit mit einem schwierigen Umfeld und hohen Vergleichswerten infolge des Corona-bedingten Nachfragehochs zu tun. Es dürfte eine Weile dauern, bis sich auch die Erwartungen normalisieren. Mittel- bis langfristig hat sich wenig an den positiven Aussichten für den E-Commerce-Sektor im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung geändert. Zudem sollte der jüngst durchgeführte Aktiensplit ein breiteres Anlegerinteresse generieren.

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