Tesla & BYD: (K)eine große Sache

(Bildquelle: Pressefoto Tesla)

Noch immer steht Tesla-Chef Elon Musk vor allem wegen Twitter im Fokus. Für Tesla (WKN: A1CX3T / ISIN: US88160R1014) selbst stehen dagegen andere Dinge im Fokus.

BYD: Nummer eins bei NEVs

Anfang Juli herrschte am Markt für Elektroautos große Aufregung. In den Überschriften vieler Medien hieß es, dass BYD (WKN: A0M4W9 / ISIN: CNE100000296), ein Unternehmen hinter dem auch die Investorenlegende Warren Buffet steckt, Tesla bei den EV-Verkäufen im ersten Halbjahr hinter sich gelassen hätte.

Während Tesla zwischen Januar und Juni 2022 etwas mehr als 564.743 Elektroautos ausliefern konnte, brachte BYD sage und schreibe mehr als 640.000 sogenannte New Energy Vehicles (NEVs) an den Mann. Damit war auch klar, dass der chinesische Elektroauto- und Batterienhersteller die Corona-bedingten Störungen der Produktion in China besser überstanden hatte als Tesla. Allerdings gilt es festzuhalten, dass NEVs nicht gleich “Elektrofahrzeuge” sind.

Was ist ein Elektroauto?

Während Tesla nur Battery Electric Vehicles (BEVs), also Fahrzeuge mit einem batteriebetriebenen Elektromotor verkauft, setzt BYD zu einem großen Teil auf Plug-in Hybride (PHEV). Dies bedeutet jedoch nicht, dass BYD sich nicht tatsächlich eines Tages, den “echten” Titel des größten Elektrowagenbauers der Welt sichern könnte. Im Fall chinesischer Unternehmen stellt sich jedoch immer wieder die Frage, ob sie ihre heimischen Erfolge auch auf dem Weltmarkt bestätigen können.

Tu Le, Managing Director beim Beratungsunternehmen Sino Auto Insights sagte gegenüber der “Financial Times”, dass BYD “aus allen Rohren feuern” und mit Produkten in allen wichtigen Bereichen des Elektroautomarktes aufwarten würde. Le ist daher auch der Meinung, dass der Konzern bald ausländische Autobauer auf ihren Heimatmärkten herausfordern sollte, insbesondere in den USA. “Sie werden einige wirklich aggressive Schritte unternehmen, um international zu wachsen”, sagt Le.

Shanghai-Produktion kommt in Schwung

In den USA dürfte ein möglicher Angriff vor allem Tesla gelten. Das Unternehmen scheint nach den Corona-bedingten Lockdowns in Shanghai auch mit der Produktion in China wieder in Schwung zu kommen. Reuters berichtete, dass Tesla im Monat Juni so viele in China produzierte Autos verkaufen konnte wie noch nie zuvor. Dabei bezog man sich auf Daten der China Passenger Car Association (CPCA).

Demnach seien im Juni 78.906 in China produzierte Autos verkauft worden, während 968 Autos in den Export gegangen waren. Im Mai wurden noch 32.165 Autos abgesetzt und 22.340 Fahrzeuge exportiert. Besonders wichtig: Laut Cui Dongshu, Secretary General der CPCA, habe Tesla zuletzt so viele Autos wie noch nie in der Shanghai-Gigafactory produziert und damit die Lockdown-bedingten Produktionsunterbrechungen gewissermaßen hinter sich lassen können.

Im kommenden Bericht zum zweiten Quartal wird es jedoch noch einmal zu einem großen Teil um die finanziellen Auswirkungen der Shanghai-Lockdowns gehen. Emmanuel Rosner, Analyst bei der Deutschen Bank, sieht sogar eine kurzfristige Analgemöglichkeit. Daher wurde im Fall der Tesla-Aktie noch schnell eine „Catalyst Call: Buy“-Einstufung aufgelegt. Dabei handelt es sich um eine kurzfristige Anlageidee vor der Bekanntgabe der Q2-Ergebnisse.

Einstiegsgelegenheit bei der Tesla-Aktie

Tesla könnte aus Analystensicht ein potenzielles Aufwärtspotenzial gegenüber den niedrigen Konsenserwartungen für die Margen haben – angetrieben durch eine gute Kostenkontrolle und anhaltende Preisstärke. Rosner geht davon aus, dass das Management sein Wachstumsziel bei den Auslieferungen von 50 Prozent für das Gesamtjahr bekräftigen wird, was auf ein Gesamtvolumen von etwa 1,4 Millionen Einheiten schließen lassen würde.

Dies hätte wiederum laut Rosner in der zweiten Jahreshälfte eine beträchtliche Absatzsteigerung zur Folge. Der Kursrückgang der Tesla-Aktie von 30 Prozent seit Jahresbeginn sei größtenteils auf Lieferschwierigkeiten zurückzuführen. In dieser Hinsicht würde sich die Lage jedoch schnell verbessern.

Der Ausverkauf bietet seiner Meinung nach eine gute Gelegenheit, die Tesla-Position in der zweiten Jahreshälfte sowie bis in das Jahr 2023 hinein auszubauen, wenn Teslas Wachstum bei den Auslieferungen sowie bei den Margen deutlich ausfallen sollte. Das Kursziel für die Tesla-Aktie liegt bei 1.125 US-Dollar, was derzeit einem Potenzial von mehr als 50 Prozent entsprechen würde.

FAZIT

Die Tesla-Aktie zeigte zuletzt leichte Erholungstendenzen. Langfristig dürfte das Potenzial groß bleiben. Auch wenn andere Automobilkonzerne im Elektrobereich aufholen, hatte sich der kalifornischen Elektrowagenbauer einen riesigen Vorsprung erarbeitet, dass viele gestandene Branchengrößen bereits sehr neidisch auf die Profitabilität Teslas schauen. Und selbst wenn Tesla Marktanteile verlieren sollte, wächst der Gesamtmarkt, was Chancen für viele Branchenvertreter bereithält.

Bildquelle: Pressefoto Tesla