Tech-Dino IBM trotzt dem schwachen Umfeld

Bildquelle: Pressefoto IBM Deutschland

In den USA ist inzwischen die Berichtssaison angelaufen. Neben den ersten großen Banken, die Einblick in ihre jüngsten Geschäftszahlen gaben, stand zuletzt auch IBM (WKN: 851399 / ISIN: US4592001014) im Fokus der Anleger.

Bekanntlich verzeichneten gerade viele Aktien aus dem Technologiesektor in den vergangenen Monaten teils heftige Kurseinbußen. Dementsprechend wurden die IBM-Zahlen mit Spannung erwartet, die möglicherweise erste, positive Impulse für die Tech-Branche geben könnten.

Weiterhin auf dem Wachstumskurs

Die Quartalsergebnisse beim US-Traditionskonzern fielen aber eher gemischt aus. Im Zeitraum April bis Juni 2022 legte der Umsatz im Jahresvergleich um neun Prozent auf 15,5 Mrd. US-Dollar zu, wie IBM am Montagabend nach US-Börsenschluss berichtete. Die Geschäfte wurden eigenen Angaben nach durch die starke Nachfrage nach Cloud-Software und IT-Services angetrieben.

Der Nettogewinn verbesserte sich im abgeschlossenen Geschäftsquartal auf Jahressicht von 1,3 auf 1,4 Mrd. Dollar. Die Zahlen hätten aber noch wesentlich besser ausfallen können, denn die Währungsentwicklung fiel für IBM in diesem Zeitraum sehr ungünstig aus

Ungünstige Währungsentwicklung

Denn durch die starke Dollar-Entwicklung hatten sich die Auslandseinnahmen nach Umrechnung in die Heimatwährung verringert. Ohne diesen negativen Wechselkurseffekt wären die Erlöse im abgeschlossenen Geschäftsquartal um 16 Prozent gestiegen.

„Im Quartal haben wir eine gute Umsatzleistung mit ausgewogenem Wachstum in allen Regionen erzielt, angetrieben von der Kundennachfrage nach unseren Hybrid-Cloud- und KI-Angeboten.“ (Arvind Krishna, Chairman und Chief Executive Officer von IBM)

Wegen den Folgen des Ukraine-Kriegs und der aktuell zahlreichen Belastungsfaktoren rückte der US-Dollar in den zurückliegenden Monaten wieder verstärkt als sicherer Anlagehafen in den Fokus. Außerdem ist jüngst die Fed mit ihren eingeleiteten Zinsanhebungs-Maßnahmen anderen Notenbanken vorausgeeilt. Das schlägt sich auch in den vergleichsweisen hohen Renditen bei zehnjährigen US-Staatsanleihen nieder (aktuell: 3,0 Prozent). Ausländisches Kapital strömt deshalb derzeit verstärkt in die USA, was den Dollar aufwerten lässt.

Für US-Konzerne wie IBM, die einen traditionell hohen Auslandsumsatz verzeichnen, bedeutet das Gegenwind, schließlich werden die angebotenen Produkte und Services für Unternehmen außerhalb des Dollar-Raumes kostspieliger, was die Nachfrage belastet.

IBM steckte viele Jahre lang in der Krise. Der Fokus auf wachstumsstarke Bereiche wie Cloud-Computing, Datenanalyse und Künstliche Intelligenz sorgt inzwischen aber für eine operative Trendwende, wie sich an der starken Umsatzentwicklung im ersten Halbjahr 2022 zeigt. (Bildquelle: Pressefoto IBM)

Der Ausblick enttäuscht

Die eigentlich immer noch positiven IBM-Zahlen, die deutlich über den Erwartungen der Analysten lagen, wogen bei den Anlegern aber nicht so schwer wie der Ausblick, von dem sich viele offenbar mehr versprochen hatten.

IBM bestätigte lediglich die bisherige Prognose, nach der für das Gesamtjahr 2022 ein Umsatzwachstum am oberen Ende des Modells im mittleren einstelligen Prozentbereich erwartet wird.

Nichtsdestotrotz scheint der Konzernumbau erfolgreich voranzuschreiten, denn mit dem Q2-Umsatzzuwachs um neun Prozent beschleunigte sich das Wachstum von Big Blue erneut. Im ersten Quartal dieses Jahres wurde ein Zuwachs von acht Prozent verbucht, was den größten Anstieg seit über zehn Jahren bedeutete.

Hohe relative Stärke

Der Firmenausblick, der bei Anlegern für Enttäuschung sorgte, schickte die IBM-Aktie am Dienstag auf Talfahrt. Der Kurs brach um sechs Prozent auf rund 127 Euro ein. Seit Jahresanfang steht aber damit immer noch ein Plus von acht Prozent zu Buche, womit IBM zu den derzeit stärksten Werten im Dow Jones gehört.

Charttechnisch notiert IBM nach wie vor im übergeordneten Aufwärtstrend, wie der deutlich positive Abstand zur 200-Tage-Linie (119 Euro) zeigt. Sobald sich dieser fortsetzt, stellt sich das nächste Kursziel auf das bisherige 2022er-Jahreshoch von Mitte Juli bei 140,90 Euro.

Bank of America sieht kräftiges Gewinnpotenzial

Was die weitere Kursentwicklung anbelangt, ist beispielsweise auch die Bank of America positiv gestimmt. Hier wurde die bisherige Kaufempfehlung nach der Bekanntgabe der Quartalszahlen bestätigt.

Das Kursziel wurde zwar von 163 auf 155 US-Dollar (151 Euro) gesenkt, liegt damit aber immer noch um 18 Prozent über dem aktuellen Kurs (127,80 Euro). Analyst Wamsi Mohan bemängelte insbesondere die IBM-Prognose für das dritte Quartal, die deutlich unter der bisherigen Konsensprognose der Analysten liegt. Seiner Ansicht nach ist die Trendwende bei IBM aber weiterhin in Gang.

IBM steckte viele Jahre lang in der Krise, was vor allem am schleppenden Geschäft mit Großrechnen und Servern, dem einstigen Aushängeschild von IBM, lag. Der US-Konzern setzte deshalb in den zurückliegenden Jahren verstärkt auf wachstumsstarke Bereiche wie Cloud-Computing, Datenanalyse und Künstliche Intelligenz, was sich nun immer stärker in einer operativen Trendwende niederschlägt.

Bildquelle: Pressefoto IBM Deutschland