Tesla kommt endlich ins Rollen!

Bildquelle: Pressefoto Tesla

Die Konkurrenzsituation wird für Tesla (WKN: A1CX3T / ISIN: US88160R1014) immer schwieriger. Allerdings wächst der gesamte Elektroautomarkt, sodass der Pionier in diesem Bereich auch bei etwas kleineren Marktanteilen Chancen mitbringen dürfte.

Der Unterschied zwischen BYD und Tesla

Bei Tesla drehte sich im abgelaufenen Quartal fast alles um die COVID-19-bedingten Produktionsausfälle in der Gigafactory in Shanghai. Zumal sich der Erfolg des texanischen Elektrowagenbauers seit einiger Zeit am Absatzmarkt und Produktionsstandort China zu entscheiden scheint. Noch interessanter wurde die gesamte Situation dadurch, dass der chinesische Konkurrent BYD zuletzt nicht in dem gleichen Maße von den Corona-Stilllegungen betroffen war wie Tesla.

Auch deshalb hatte BYD die Amerikaner im ersten Halbjahr 2022 bei den Verkäufen scheinbar überholen können. Während die Kalifornier zwischen Januar und Juni 2022 etwas mehr als 564.743 Elektroautos ausliefern konnten, lieferte BYD (WKN: A0M4W9 / ISIN: CNE100000296) mehr als 640.000 sogenannte New Energy Vehicles (NEVs) aus.

Die Unterscheidung zwischen „Elektroautos“ und NEVs ist jedoch wichtig, da in die NEV-Kategorie nicht nur reine, also mit einem batteriebetriebenen Elektromotor ausgestattete, Elektroautos fallen, sondern auch Plug-in Hybride (PHEV). Trotzdem sorgte dies für noch etwas mehr Würze im Vorfeld des Berichts der Tesla-Zahlen zum zweiten Quartal. Dabei zeigte der Konzern einmal mehr, dass er trotz einer herausfordernden Lage, Erfolge einfahren und auch weiterhin auf ein starkes Wachstum in der Zukunft verweisen kann.

Tesla fährt Produktion hoch

Das Tesla-Management hat für die zweite Jahreshälfte 2022 bereits neue Rekorde in Aussicht gestellt. Zumal das Ziel, die Zahl der jährlichen Auslieferungen im Schnitt, um etwa 50 Prozent zu steigern, bestätigt wurde. Für dieses Jahr würde dies rund 1,4 Millionen an Kunden ausgelieferte Elektroautos bedeuten, nachdem 2021 rund 936.172 Elektrofahrzeuge der Modelle der höherpreisigen Fahrzeuge „S“ und „X“ sowie der günstigeren Autos „3“ und „Y“ an Kunden übergeben worden waren.

Die stärker anlaufende Produktion legt nahe, dass diese Ziele von Tesla erreichbar sind. Laut Konzernangaben konnten die Gigafactories in Fremont, Kalifornien und Shanghai im Juni den höchsten Monats-Output überhaupt bewerkstelligen, während die Produktionsstätte in der Nähe von Berlin erstmals die Marke von 1.000 produzierten Autos pro Woche knackte und im abgelaufenen Quartal für eine positive Bruttomarge sorgen konnte.

Konzernweit sorgten jedoch Belastungsfaktoren wie die Inflation, ein stärkerer Wettbewerb, Störungen in den Lieferketten sowie die Produktionsunterbrechungen in Shanghai dafür, dass die Bruttomarge im Automotive-Geschäft im Juni-Quartal bei 27,9 Prozent lag. Im Vorquartal 2022 lag diese noch bei 32,9 Prozent und bei 28,4 Prozent im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Robotaxis werden als große Chance angesehen

Marktteilnehmer reagierten überwiegend positiv auf die jüngsten Tesla-Zahlen und die weiteren Aussichten für den Elektrowagenbauer. Auch auf Analystenseite waren zuletzt einige positive Stimmen zu vernehmen. George Gianarikas, Analyst bei Canaccord, hat die Tesla-Aktie weiterhin mit einem „Buy“-Rating versehen, während das Kursziel von 801 auf 815 US-Dollar erhöht wurde.

Sollte kein deutlicher rezessionsbedingter Nachfrageeinbruch erfolgen, dürfte Tesla aus Sicht von Gianarikas dank der Erholung der Produktion in China, Austin, Berlin und Fremont den wöchentlichen Output gegenüber dem zweiten Quartal verdoppeln können. Damit würde die wöchentlichen Produktionsrate bis Jahresende auf 40.000 Autos steigen.

Tesla trumpft auch bei Energiespeicherlösungen auf

Darüber hinaus trumpft Tesla nicht nur mit Elektroautos auf, sondern auch in Bereichen wie Solar oder Energiespeicherlösungen. Dies mache den Konzern zu einem Schwergewicht im Bereich Nachhaltigkeit, der zudem mit einer starken Free-Cashflow-Generierung aufwarten könne. Außerdem hat Tesla das Autonome Fahren im Angebot und rechnet sich in Zukunft mit seinen Robotaxis ganz neue Einnahmequellen aus.

Oppenheimer-Analyst Colin Rusch hebt ganz besonders die Möglichkeiten hervor, die sich aus dem Betrieb der Robotaxis ergeben würden. So würde sich Tesla auf diese Weise immer mehr einem Technologie-Plattformunternehmen annähern. Daher sieht Rusch das Potenzial für eine operative Marge von 25 Prozent.

Im zweiten Quartal lag diese auf Konzernebene bei 14,6 Prozent, erreichte im Auftaktquartal des Jahres allerdings schon einen Wert von 19,2 Prozent. Das Kursziel liegt bei 1.293 US-Dollar, während die Einschätzung „Outperform“ lautet. Auch kurzfristig ergäbe sich Potenzial.

Demnach würden sich die Lieferketten sowie die Produktion in Austin und Berlin auf einem guten Weg befinden. Zudem findet das Unternehmen Lösungen für Probleme rund um die neuen eigenen 4680-Batterien. Im jüngsten Quartalsbericht meldete Tesla, dass die ersten Fahrzeuge mit diesen neuen Batterien, die unter anderem mehr Reichweite bieten sollen, das Werk in Austin in Richtung der ersten Kunden in den USA verlassen hätten.

mE-Fazit

Wenn es um Kritik an der Tesla-Aktie geht, spielt die hohe Bewertung eine wichtige Rolle. Zudem könnte die Konkurrenz irgendwann zu stark werden. Allerdings hat sich das Unternehmen in vielen Bereichen einen riesigen Vorteil erkämpft, sodass es keine Konkurrenz im Automobilbereich fürchten muss.

Vielmehr sehnen sich andere Hersteller nach der starken Profitabilität Teslas. Außerdem wächst der Elektroautomarkt stark. Daher sollte Tesla selbst bei Marktanteilsverlusten Chancen mitbringen.

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