Der österreichische Kranhersteller Palfinger (WKN: 919964 / ISIN: AT0000758305) freut sich weiterhin über eine hohe Nachfrage nach seinen Produkten, wie die neuesten Geschäftszahlen zeigen. So wurde im ersten Halbjahr 2022 ein neuer Rekordumsatz verbucht.
Wie das Salzburger Unternehmen Ende Juli bekanntgab, legten die Erlöse im ersten Halbjahr 2022 auf Jahressicht um 17,5 Prozent auf 1,04 Mrd. Euro zu, womit erstmals in der bisherigen Firmenhistorie die Umsatzschwelle von 1 Mrd. Euro überboten werden konnte. In der umsatzstärksten Sparte Sales und Services wurde ein kräftiges Plus von 13 Prozent erzielt.
Zu dem starken Ergebnis in diesem Geschäftsbereich trugen neben gestiegenen Verkäufen auch Preiserhöhungen mit bei. „Die Inflation hat naturgemäß unsere Kosten beeinflusst und das mussten wir auch an den Markt weitergeben“, erklärte Finanzvorstand Felix Strohbichler von Palfinger. Auch Wechselkurseffekte hätten die Entwicklung begünstigt. Laut dem Finanzchef liegt der Auftragsstand auf Rekordniveau.
Produktionsausfälle und Lieferverzögerungen
Außerdem seien die Lagerbestände hoch. „Aufgrund des Kriegs von Russland in der Ukraine haben sich die Lieferzeiten und insbesondere die Liefertreue von Lastkraftwagen schwierig dargestellt. Es gab hier Produktionsausfälle und Lieferverzögerungen.“ Ähnliche Herausforderungen soll es im Bereich Operations geben, in dem Strohbichler zufolge Probleme in den Lieferketten ebenso hohe Bestände zur Folge hatten. Dies sei insofern problematisch, weil dadurch die Fertigung und der Vertrieb verzögert werden.
Laut dem Finanzchef haben sich die angespannten Lieferketten sowie die hohen Energie- und Materialkosten auch dämpfend auf die Ergebnisentwicklung und Profitabilität ausgewirkt. Zudem räumte Strohbichler ein, dass die erhöhten Kosten nicht vollständig an die Kunden weitergegeben werden konnten.
Gewinneinbruch und höhere Schulden
Der bereinigte Gewinn (EBIT) verringerte sich deshalb im ersten Halbjahr 2022 im Jahresvergleich um 12,9 Prozent auf 80,2 Mio. Euro. Das Konzernergebnis brach von 56,1 auf 39,2 Mio. Euro ein. Die Nettofinanzverschuldung erhöhte sich dagegen von 386,1 auf 604,1 Mio. Euro, was auf die hohen Lagerbestände bei Palfinger zurückzuführen sei.
Neues Preismodell soll die Planbarkeit verbessern
Um künftig besser auf steigende Kosten reagieren zu können, setzt der Konzern seit Kurzem auf ein dynamisches Preismodell. Dabei sollen die Preisvereinbarungen mit den Kunden an einen europäischen Erzeugerpreisindex gebunden werden. Wenn der Referenzpreis stark vom vereinbarten Preis abweicht, sind Anpassungen nach oben oder auch nach unten möglich. Damit wird das Ziel verfolgt, die Preise stabil zu halten.
„Ich denke das Umfeld wird nicht einfacher, Palfinger ist aber gut aufgestellt.“ (Andreas Klauser, CEO)
Palfinger bestätigt Prognose
Der weitere Ausblick fällt bei Palfinger positiv aus. Der Konzern ist optimistisch, das 2022er-Umsatzziel von 2 Mrd. Euro zu erreichen (2021: 1,8 Mrd. Euro).
Langfristig betrachtet befindet sich Palfinger auf einem Wachstumspfad, denn mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020 wurden die Erlöse hier schon seit vielen Jahren kontinuierlich gesteigert, was zeigt, wie groß die Nachfrage nach den Produkten ist. Das Angebot des Unternehmens, dessen Ursprung in einer von Richard Palfinger 1932 gegründeten Reparatur- und Schlosserwerkstatt liegt, umfasst eine Vielzahl von hydraulischen Hebe- und Ladevorrichtungen.
Über 95 Prozent der Produkte gehen in den Export
Bekannt ist Palfinger vor allem für die auf Lkw montierten Krane mit Knickarm. Mit diesem Produkt ist Palfinger mit rund 150 Modellen und einem Marktanteil von mehr als 30 Prozent die weltweite Nummer eins. Als multinationale Unternehmensgruppe verfügt Palfinger über 38 Fertigungs- und Montagestandorte in Europa, den GUS-Ländern (Gemeinschaft unabhängiger Staaten), Nord- und Südamerika sowie Asien. Dazu kommen über 5.000 Vertriebs- und Servicestützpunkte auf allen Kontinenten.
Über 95 Prozent der Produkte werden in mehr als 130 Länder exportiert. Neben den auf Lkws montierten Knickarm-Kranen ist Palfinger auch bei Forst- und Recyclingkranen im On- und Offroad-Bereich und bei Hooklifts (Hakenlifte) der weltweit führende Hersteller.
Produkte wie der Mitnahmestapler und Ladebordwände oder LKW-montierte Hubarbeitsbühnen erweitern seit Jahren Schritt für Schritt das Produktangebot. Mit High-Tech-Eisenbahn-Anwendungen und Brückeninspektionsgeräten ist Palfinger europäischer Technologie- und Marktführer in diesem Bereich. Palfinger Marine ist der global führende Hersteller von maßgeschneiderten Deckausrüster- und Handling-Lösungen für die maritime Industrie.
Neue Einstiegsgelegenheit bei der Palfinger-Aktie?
An der Börse wurde die Aktie von Palfinger im März 2020 im Zuge des Corona-Börsen-Crashs auf 15 Euro zurückgeschlagen. Nach einem steilen Anstieg bis zum Oktober 2021 auf 39,75 Euro ging die Aktie erneut in den Sinkflug über und brach bis Anfang Juli 2022 knapp unter die 22er-Marke ein. Inzwischen konnte sich der Kurs zeitweise im Bereich der 23er-Marke stabilisieren.
Im Fall einer neuen Aufholbewegung gilt es, die 200-Tage-Linie (29 Euro) zurückzuerobern, um in den übergeordneten Aufwärtstrend zurück zu wechseln. Oberhalb würde mittelfristig das 2021er-Jahreshoch bei 39,75 Euro in den Fokus rücken. Vorerst bleibt der Abwärtstrend bei der Palfinger-Aktie aber intakt.
Bildquelle: Pressefoto PALFINGER AG