Nachhaltigkeit ist (nur) ein Randthema

(Bildquelle: Pixabay / ejaugsburg)

Das Thema Nachhaltigkeit geistert seit Monaten durch die Finanzpresse. Die Anleger sollen damit vertraut gemacht werden und sich auch bei ihrer Anlage damit auseinandersetzen. Ein Boom an entsprechenden Produkten soll es dabei den Investoren leicht machen, nachhaltig anzulegen. Doch denen scheint das Thema nicht so sehr unter den Nägeln zu brennen, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.

Nachhaltig – ja, aber…

Der aktuelle DDV-Trend stellte die Frage: „Wie wichtig ist Ihnen Nachhaltigkeit im Verhältnis zu den anderen Faktoren bei der Geldanlage – Laufzeit, Risiko, Rendite?“. Dabei gab mehr als die Hälfte aller Teilnehmer (54 Prozent) an, Nachhaltigkeit nehme im Vergleich zu anderen Anlagekriterien eine nachgeordnete Rolle ein. Wie lange ist das Geld gebunden, welches Risiko bin ich bereit einzugehen und wie sind meine Renditeerwartungen – diese Fragen sind für die Mehrheit der Anleger wichtiger als Nachhaltigkeitskriterien. Da die Umfrage auf mehreren Online-Finanzportalen geführt wurde, an denen sich üblicherweise gut informierte Selbstentscheider beteiligen, dürfte eine gewisse Aussagekraft auch tatsächlich bestehen.

Mit 28 Prozent gab ein gutes Viertel der Befragten an, Nachhaltigkeit habe oberste Priorität, vor Laufzeit, Risiko und Rendite. Ein Anteil von 17,8 Prozent sind noch unschlüssig. „Es ist gut, wenn Anleger klare Prioritäten bei der Geldanlage haben, ganz unabhängig davon, wie diese im Einzelnen aussehen“, sagte Lars Brandau, Geschäftsführer des Deutschen Derivate Verbands (DDV). Es lohne sich, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, denn das Spektrum an Nachhaltigkeitsmerkmalen und Ziele ist breit und reicht von „ganz grün“ bis hin zu gewissen Mindestausschlüssen.

Seit dem 2. August müssen Kunden in der Wertpapierberatung verpflichtend zu ihren Nachhaltigkeitspräferenzen gefragt werden. Brandau: „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, sich mit Nachhaltigkeit der eigenen Geldanlage zu beschäftigen und zu einer eigenen Haltung zu kommen.“

Die neuen Nachhaltigkeitsstandards des DDV

Der DDV hat aufgrund der neuen Regeln auch den DDV Nachhaltigkeits-Kodex überarbeitet. Er enthält Produkt- und Transparenzstandards, so dass Kunden, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, auch zu strukturierten Wertpapieren mit Nachhaltigkeitsmerkmalen greifen können. Dem neuen DDV Nachhaltigkeits-Kodex liegt das überarbeitete Zielmarktkonzept der Finanzwirtschaft in Deutschland zugrunde. Das Zielmarktkonzept wurde von der Deutschen Kreditwirtschaft (DK), dem Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) und dem DDV gemeinsam entwickelt. Es unterteilt – entsprechend den europäischen regulatorischen Vorgaben – Wertpapiere mit Nachhaltigkeitsmerkmalen in drei Kategorien:

(A) Auswirkungsbezogene Investments in der Ökologie im Sinne der EU-Taxonomie-Verordnung,

(B) Produkte mit Auswirkungsbezug Nachhaltigkeit gemäß der Sustainable Finance Offenlegungsverordnung (SFDR) und

(C) Produkte mit Berücksichtigung von Umwelt- und Sozialthemen, die gewisse nachteilige Auswirkungen ausschließen (Principle Adverse Impacts – PAI).

Strukturierte Wertpapiere können zur Nachhaltigkeit entweder durch die Geschäftstätigkeit des Emittenten beitragen oder – und das ist neu – durch Allokation des Emissionserlöses in Projekten oder Investitionen mit bestimmten Nachhaltigkeitsmerkmalen, im sogenannten Sustainable Asset Pool. Dabei trägt der Emittent dafür Sorge, dass er mindestens in Höhe des Emissionsvolumens und über die Laufzeit des jeweiligen strukturierten Wertpapiers hinweg Vermögenswerte vorhält, die einen Auswirkungsbezug „Ökologie“ oder „Nachhaltigkeit“ haben oder Umwelt- und Sozialthemen (PAI) berücksichtigen. Auf diese Weise wird die Investition des Anlegers mit der Finanzierung einer Wirtschaftstätigkeit verknüpft, die einen Auswirkungsbezug „Ökologie“ oder „Nachhaltigkeit“ hat oder Umwelt- und Sozialthemen (PAI) berücksichtigt. Diese Vermögenswerte werden von den übrigen Bilanzaktiva des Emittenten buchungstechnisch abgegrenzt und ihr Bestand regelmäßig überprüft.

mE-Fazit

Nachhaltigkeit ist für viele Anleger nach wie vor kein Herzensthema. Wenn es passt, wird es genutzt. Sonst bleibt es bei der Anlageentscheidung außen vor. Ob sich das ändert? Das hängt auch von den Anbietern ab, die noch mehr erklären müssen, dass Nachhaltigkeit und Rendite kein Widerspruch sind.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

Bildquelle: Pixabay / ejaugsburg