Glücksspielstaatsvertrag: Änderungen und Ausblick

(Bildquelle: Unsplash / Benoit Dare)

Was hat der Glücksspielstaatsvertrag bisher erreicht?

2021 war ein Epochenjahr für die deutsche Glücksspielbranche – zum ersten Mal ist das Online-Glücksspiel in Deutschland legal. Zuvor gab es lediglich in Schleswig-Holstein eine Glücksspiellizenz für Online-Casinos. Das entsprechende Gesetzeswerk der Legalisierung ist der Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV), der im Juli 2021 verabschiedet wurde.

Man merkt der Präambel bereits an, dass in der Behörde keine Freunde der Glücksspielindustrie sitzen. Sollte sich anlässlich der Legalisierung Euphorie bei den Glücksspielern hierzulande eingestellt haben, so reicht der Essig im Wein des Vertragswerks aus, schnell wieder Nüchternheit herzustellen.

Die Ziele des GlüStV

Mit der Zielsetzung gehen die Verantwortlichen des 67 Seiten umfassenden Gesetzestextes sehr offen um. Bereits in § 1 in den Allgemeine[n] Vorschriften werden die Ziele mit erfreulicher Klarheit vorgestellt. In der Summe sind es fünf Absichten, die mit dem Glücksspielstaatsvertrag verbunden sind und die wir in gekürzter Form wiedergeben:

  • Vorbeugung und Bekämpfung der Spielsucht
  • Lenkung des natürlichen Spieltriebs der Bevölkerung in geordnete und überwachte Bahnen und Bekämpfung des Schwarzmarktes
  • Gewährleistung des Jugend- und Spielerschutzes
  • Ordnungsgemäße Durchführung der Glücksspiele unter Vermeidung von Glücksspielkriminalität und Betrug
  • Eindämmung von Manipulationen im Sport und Wahrung der Integrität der Wettbewerbe

Zentrale Spielersperrdatei und IT-Infrastruktur

Für den Erhalt einer deutschen Spiellizenz sind die Online-Casinos dazu verpflichtet, jedes Spielerkonto mit einem Melderegister zu verbinden, damit die Aktivitäten jedes Glücksspielers zentral verfolgt werden können. Auf diese Weise soll spiel- und casinoübergreifendes paralleles Spielen erkannt und verhindert werden.

Außerdem wurde eine zentrale OASIS-Spielersperrdatei (OASIS steht für Onlineabfrage Spielerstatus) entwickelt, sodass sich gesperrte Spieler mit problematischem Spielverhalten nicht nach der Sperrung in einem anderen Online-Casino anmelden können. Eine Sperre gilt für jeden Spieltempel. Auch in diesem Fall suchen Spieler in Deutschland nach Alternativen und damit nach einem Casino ohne Oasis & Sperrdatei.

Roulette ist das beliebteste Spiel in Casinos. (Bild: Pixabay / stux)

Unpopuläre Restriktionen

Immer wieder werden vonseiten der Spieler die folgenden drei Punkte genannt, welcher der Attraktivität von Online-Casinos mit deutscher Spiellizenz ihrer Ansicht nach einen schweren Schaden zugefügt hätten:

Einschränkungen im Spielangebot

Besonders unpopulär sind weitreichende Einschränkungen im Spielangebot. Verboten wurden alle Tischspiele wie Blackjack, Baccara und Roulette, mit Ausnahme von Poker. Auch Online-Slots mit progressivem Jackpot wurde ein Riegel vorgeschoben. Die beliebten Live-Dealer-Spiele, die mit Techniken der Virtual Reality eine realistische Spielatmosphäre erzeugen, landen ebenfalls auf dem Index.

Verpflichtung zum maßvollen Spiel

Zum Spielerschutz gehört nach dem Willen der Verfasser ein maßvolles Spiel. Damit dies eingehalten wird, wurde ein generelles Ausgabenlimit von 1.000 Euro im Monat festgelegt, das casinoübergreifend gilt. Für Online-Slots darf überdies pro Spin nur noch maximal ein Euro eingezahlt werden. Die Automatikfunktion für die Drehungen wurde abgeschafft und von Spin zu Spin gilt eine Pause von fünf Sekunden.

Regelmäßig müssen Spieler über ihre Ausgaben und Einnahmen informiert werden. Außerdem haben diese durch einen „Panikknopf“ nun die Möglichkeit dazu, sich für 24 Stunden selbst zu sperren, wenn sie merken, ihr Suchtverhalten nicht anders in den Griff zu bekommen. Für längere Sperrungen sind Anträge zu stellen.

Neue Glücksspielsteuer

Mit dem GlüStV kam eine neue Glückssteuer, die mit 5,3 Prozent etwa dreimal so hoch ist wie im Ausland üblich. Anders als in den Online-Casinos mit einer nicht deutschen Spiellizenz gilt die Steuer nicht nur für die Gewinne, sondern für jede Einzahlung unabhängig vom Ausgang des Spiels. Um nicht Verluste zu erleiden, werden Betreiber von deutschen Online-Casinos dazu getrieben, ihre RTP-Quote für die Spiele abzusenken, sodass ausländische Online-Casinos in einem RTP-Anbietervergleich im Vorteil sind.

Bilanz und Ausblick

Nach einem Jahr Glücksspielstaatsvertrag zeigt sich ein deutlicher Ausweicheffekt. Spieler aus Deutschland suchen bevorzugt nach Online-Casinos mit einer ausländischen Spiellizenz. Aufgrund des EU-Freizügigkeitsrechts gehen sie dafür nach wie vor nur ein geringes Risiko ein, von der deutschen Justiz belangt zu werden.

Weitere Beobachtungen zeigen, dass es gesperrten Spielern mit technischen Fähigkeiten gelingt, ihre Sperrung zu umgehen und die geschaffene IT-Infrastruktur auszutricksen. Von einem Erfolgsmodell des GlüStV kann noch lange nicht gesprochen werden.

Bildquelle: Unsplash / Benoit Dare