Siemens Healthineers ist bereit

Bildquelle: Siemens Healthineers

Die Aktie von Siemens Healthineers (WKN: SHL100 / ISIN: DE000SHL1006) musste sich von ihren zu Hochzeiten der Corona-Pandemie erreichten Rekordständen zurückziehen. Allerdings bleibt der DAX-Konzern auch nach COVID-19 sehr gesund aufgestellt.

Für Medizintechnikunternehmen wie Siemens Healthineers bleibt die Lage nicht einfach. Ihnen machen verschiedene Marktturbulenzen zu schaffen, die auch in vielen anderen Branchen zu beobachten sind. Allen voran wären an dieser Stelle die weltweiten Lieferkettenprobleme zu nennen. Darüber hinaus haben die strengen Lockdowns in vielen Teilen Chinas die gesamte Weltwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen und damit auch im Bereich Medizintechnik zuletzt für einige Kopfschmerzen gesorgt.

Philips kämpft mit Gegenwind aus China

Der niederländische Branchenvertreter Philips (WKN: 940602 / ISIN: NL0000009538) hatte für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2022 einen Rückgang der vergleichbaren Umsätze im Vorjahresvergleich um 7 Prozent auf 4,2 Mrd. Euro gemeldet. Hauptverantwortlich hierfür waren laut Managementangaben Angebotsbeschränkungen sowie die verschiedenen COVID-19-Maßnahmen in China. Dort gingen der vergleichbare Umsatz sowie der Auftragseingang im zweiten Quartal um fast 30 Prozent zurück. Rund zwei Monate stand die Produktion in eigenen Produktionsstätten, aber auch bei vielen Zulieferern, still.

Zudem drückten die Auswirkungen der Lockdowns die bereinigte EBITA-Marge um 120 Basispunkte aufgrund geringerer Umsätze, während sich die Unterauslastung der Fabriken noch einmal mit 110 Basispunkten niedergeschlagen hatte. Darüber hinaus hätten sich die Inflation und höhere Kosten zusätzlich in Form von 290 Basispunkten bei der Profitabilität des Unternehmens negativ bemerkbar gemacht. Letztlich lag die bereinigte EBITA-Marge bei 5,2 Prozent, nach 12,6 Prozent im Vorjahr.

Für das laufende Geschäftsjahr 2022 wird bei der EBITA-Marge nun mit einem Wert von etwa 10 Prozent gerechnet, während die vergleichbaren Umsätze um 1 bis 3 Prozent zulegen sollen. Für die Zeit zwischen 2023 und 2025 wird wiederum mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 4 bis 6 Prozent gerechnet, während die EBITA-Marge bei 14 bis 15 Prozent gesehen wird. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Siemens Healthineers. Allerdings sorgt die Corona-Pandemie in einem Bereich auch für eine kurzfristige Sonderkonjunktur.

Die Sache mit den Schnelltests

Im Geschäft mit seinen Antigen-Schnelltests rechnet Siemens Healthineers im Geschäftsjahr 2022 mit Erlösen in Höhe von rund 1,5 Mrd. Euro. Dabei können wir schon jetzt beobachten, wie in einigen Teilen der Welt die Fallzahlen wieder nach oben gehen. Zudem kommen die Herbst- und Wintermonate, sodass davon auszugehen ist, dass sich die Lage nicht ganz so schnell entspannen wird. Nicht umsonst wird derzeit hierzulande rund um das Infektionsschutzgesetz und kommende Antworten auf höhere Fallzahlen gestritten. Zuletzt hat sich aber auch gezeigt, dass das Geschäft mit Antigen-Schnelltests für Siemens Healthineers stark volatil ist.

Beispielsweise fielen die dortigen Umsätze in Q3 niedriger als 2021 aus. In Verbindung mit dem herausfordernden Umfeld – insbesondere wegen der COVID-19 bedingten Lockdowns in China – sorgten die deutlich niedrigeren Umsätze aus Antigen-Schnelltests dafür, dass die vergleichbaren Umsätze im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2021/22 (Ende Juni) gegenüber dem Vorjahr um 5,7 Prozent zurückgingen. Zum Vergleich: Im sehr guten Vorjahresquartal lag das Wachstum laut Konzernangaben noch bei 38,9 Prozent. Das bereinigte EBIT sank im dritten Quartal gegenüber dem starken Vorjahreszeitraum um 19 Prozent und erreichte 765 Mio. Euro.

Daraus ergibt sich eine unter dem Vorjahresquartal liegende bereinigte EBIT-Marge von 14,7 Prozent. Hierfür wurden im Vergleich zum Vorjahr höhere Kosten, insbesondere bei Beschaffung und Logistik, die Lockdowns in China und niedrigere Erträge aus dem Geschäft mit COVID-19 Antigen-Schnelltests verantwortlich gemacht. Für das Ende September zu Ende gehende Geschäftsjahr 2021/22 wird weiterhin ein vergleichbares Umsatzwachstum zwischen 5,5 und 7,5 Prozent erwartet, während das bereinigte unverwässerte Ergebnis je Aktie zwischen 2,25 und 2,35 Euro liegen soll. Im dritten Quartal sank dieses gegenüber dem herausragenden Vorjahresquartal um 24 Prozent auf 0,43 Euro.

Siemens Healthineers bleibt aussichtsreich

In den kommenden Jahren werden sich Siemens Healthineers & Co wieder auf eine Welt ohne COVID-19 einstellen müssen. Einerseits fällt die Sonderkonjunktur durch die höhere Nachfrage nach Schnelltests weg, andererseits wird auch das Auf und Ab womöglich geringer. Daher dürfte man sich wieder eher auf traditionelle Angebote des Konzerns wie Ultraschalluntersuchungssysteme, Mammografiegeräte und Computertomographen konzentrieren. Gleichzeitig hat Corona dafür gesorgt, dass nicht-lebensnotwendige Untersuchungen in anderen Bereichen zurückgestellt wurden.

Diese dürften nun wieder häufiger und im Zeitplan durchgeführt werden, was auch dem Absatz bei Siemens Healthineers oder Philips helfen dürfte. Zumal COVID-19 der Gesellschaft ganz allgemein gezeigt haben dürfte, dass im Gesundheitssektor dem Sparzwang irgendwann Grenzen gesetzt sind und in eine bessere Versorgung der Menschen investiert werden muss. Auch dürfte COVID-19 gezeigt haben, wie wichtig es ist, dass Labore und medizinische Einrichtungen gut genug ausgestattet sind, um besonders schnell und gezielt auf zukünftige Pandemie-Situationen reagieren zu können. Auch in diesem Fall ist Medizintechnik aus Häusern wie Siemens Healthineers gefragt.

mE-FAZIT

Wichtige Trends wie der medizinische Fortschritt, alternde Gesellschaften, steigende Gesundheitsausgaben sowie viele Lehren aus der Corona-Pandemie dürften Unternehmen wie Siemens Healthineers auch langfristig zum Erfolg verhelfen.

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