Automarkt im Fokus: Nicht nur Mercedes-Benz, VW, BMW & Co im Blick behalten

Bildquelle: Pressefoto Sixt

Besonders in Europa schwächeln derzeit die Verkäufe von neuen Autos. Einige Bereiche aus dem Mobilitätssektor können mit den derzeitigen Bedingungen jedoch besser fertig werden als andere.

Schwächelnde Autoverkäufe

Die großen Automobilkonzerne kommen der hohen Nachfrage nach Neuwagen kaum hinterher. Noch immer haben sie mit den weltweiten Lieferschwierigkeiten, insbesondere im Bereich der Halbleiter, zu kämpfen. Kunden müssen daher hohe Wartezeiten für ihre neuen Fahrzeuge in Kauf nehmen. Die Folgen dieser Lieferkettenprobleme werden derzeit besonders hierzulande sichtbar. Für den Monat Juni vermeldete der Branchenverband ACEA einen Rückgang bei den Registrierungen neuer Autos in der Europäischen Union im Vorjahresvergleich um 15,4 Prozent. Demnach würden vor allem die Lieferkettenprobleme die Automobilproduktion ausbremsen.

Mit 886.510 Einheiten war es sogar der schwächste Juni-Wert seit 1996. Im ersten Halbjahr dieses Jahres schrumpfte die Zahl der registrierten Neuwagen um 14,0 Prozent auf 4,6 Millionen Einheiten. Es bleibt abzuwarten, wann eine Besserung eintreten wird. Inflation und die Aussicht auf eine Rezession dämpfen die Verbraucherstimmung, sodass angesichts vielfach ansteigender Preise und vor allem höherer Kosten für Energie der ein oder andere doch noch darüber nachdenken könnte, ob er sich ein neues Auto anschaffen möchte. Angesichts solcher Aussichten und der COVID-19-Effekte auf viele Branchen ergeben sich allerhand Veränderungen am Markt, die einigen Branchen jedoch auch Auftrieb verleihen.

Trendumkehr?

Wer als Kunde längere Zeit auf seinen Neuwagen warten muss, wird entsprechend darauf angewiesen sein, sein altes Fahrzeug über einen längeren Zeitraum zu fahren. Andere dürften gleich die Rechnung aufmachen, dass sich die hohen Kosten angesichts der Marktunsicherheiten und der drohenden schwächeren wirtschaftlichen Entwicklung sowie der Wartezeiten möglicherweise nicht lohnen werden und das alte Auto daher weitergefahren werden soll. Zudem richtet sich der Blick aber auch auf Gebrauchtwagen. Nicht umsonst waren die hohen Gebrauchtwagenpreise in den vergangenen Jahren ein wichtiges Thema.

Wie aus dem AutoScout24 Gebrauchtwagen-Preis-Index (AGPI) hervorgeht, gingen die Durchschnittspreise für Gebrauchtwagen im Juli zwar hierzulande um 0,2 Prozent bzw. 44 Euro im Vergleich zum Vormonat zurück. Es war der erste Rückgang seit über zwei Jahren. Mit einem Durchschnittspreis von 27.361 Euro bleiben die Preise jedoch auf einem hohen Niveau. „Der Juli markiert das Ende eines seit mehr als zwei Jahren anhaltenden Gebrauchtwagen-Preisanstiegs“, sagt Stefan Schneck, Vertriebschef Deutschland bei AutoScout24.

„Noch ist allerdings nicht absehbar, ob wir von einer tatsächlichen Trendumkehr sprechen können, da die Preise erfahrungsgemäß im Sommer saisonal bedingt nachlassen. Entscheidend dafür, wie es im Herbst weitergeht, werden die Entwicklungen der Inflation und bei den Gaslieferungen sein. Kommt es zu noch stärkeren Engpässen bei der Neuwagenproduktion dürfte sich das auch auf die Nachfrage und somit die Preise von Gebrauchten auswirken.“ Auch in den USA wurden zuletzt Rückgänge beobachtet, während auch dort die Gebrauchtwagenpreise auf einem hohen Niveau verbleiben.

Wer profitiert von den Umwälzungen?

Gebrauchtwagen sowie das längere Festhalten an den eigenen, älteren Fahrzeugen erfordern eine intensivere Pflege. Wenn es um Ersatzteile in den USA geht, ist AutoZone (WKN: 881531 / ISIN: US0533321024) eine Institution. Das Unternehmen aus Memphis im Bundesstaat Tennessee startete im Jahr 1979 als Auto Shack, musste den Namen jedoch schnell wegen eines Namensstreits mit der Elektro-Einzelhandelskette RadioShack ändern. Heute bietet der Konzern Auto- und Lkw-Teile, Chemikalien und Zubehör in sämtlichen US-Bundesstaaten sowie Puerto Rico, Mexiko und Brasilien an. Die AutoZone-Geschäfte führen umfangreiche Produkte für Autos, SUVs, Transporter, Lastwagen und Elektrofahrzeuge.

Die positive Geschäftsentwicklung des Unternehmens setzte sich im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 (Ende 7. Mai) fort. Die Umsätze kletterten im Vorjahresvergleich um 5,9 Prozent auf 3,9 Mrd. US-Dollar. Zwar dürften AutoZone und andere Branchenvertreter auch weiterhin von einem knappen Angebot an Neuwagen profitieren, allerdings hat sich zuletzt der allgemeine Inflationsdruck abgeschwächt, während die Gebrauchtwagenpreise zwar sehr hoch bleiben, zuletzt aber nach langer Zeit Rückgänge verzeichneten. Daher könnte der Höhepunkt für AutoZone & Co überschritten sein.

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Sixt und der Fahrzeugbestand

Die Umwälzungen am Automobilmarkt betreffen jedoch nicht nur Anbieter von Ersatzteilen. Auch in der Mietwagenbranche tut sich seit geraumer Zeit einiges. Zuletzt konnten dort deutliche Preissteigerungen beobachtet werden. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hatten sich die Preise für Mietwagen in Deutschland im Mai 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 48,7 Prozent erhöht. Überdurchschnittliche Preisanstiege bei Mietwagen seien bereits seit Längerem zu beobachten: Insbesondere seit Mai 2021 müssten die privaten Haushalte für das Mieten von Kraftfahrzeugen in Deutschland zweistellige Teuerungsraten hinnehmen.

Gute Nachrichten für Branchenvertreter wie Sixt (WKN: 723132 / ISIN: DE0007231326). Das MDAX-Unternehmen konnte dank gestiegener Preise für das erste Halbjahr 2022 einen Rekordumsatz melden. Die Erlöse kletterten im Vorjahresvergleich um 59,4 Prozent auf 1,32 Mrd. Euro und lagen sogar um 16,9 Prozent über dem Halbjahreswert im Vor-Corona-Jahr 2019. Wie viele andere Branchenunternehmen hatte auch Sixt im Zuge der Corona-bedingten Reisebeschränkungen seine Kapazitäten heruntergefahren. Nun, da der Bedarf wieder ansteigt, fehlen diese, was die Preise in die Höhe treibt. Der Fahrzeugbestand steigt zwar wieder, dies geht angesichts des knappen Angebots vonseiten der Automobilhersteller aber auch nicht rasend schnell.

mE-FAZIT

Lieferkettenprobleme sowie ein knappes Angebot an Fahrzeugen vonseiten der großen Automobilhersteller haben in vielen Bereichen für Umwälzungen gesorgt. Von diesen konnten einige Segmente wie die Anbieter von Ersatzteilen oder Mietwagenunternehmen profitieren.

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