Hannover Rück, Munich Re, Swiss Re: Rückversicherung – das Geschäft mit kalkulierbaren Extremrisiken

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Das Rückversicherungsgeschäft ist ein komplexes Geschäft. Erschwerend hinzu kommt das momentan schwierige wirtschaftliche Umfeld. Die Folgen der Zinsanhebungen und Schwankungen an den Kapitalmärkten schlagen sich in den Ergebnissen der Rückversicherer nieder. Ein Blick hinter die Kulissen des Rückversicherungsgeschäfts könnte Investitionsmöglichkeiten für Anlegerinnen und Anleger offenbaren.

Rückversicherung – wie funktioniert das eigentlich genau?

Ein jeder kennt sie – Versicherungen gegen das ein oder andere Risiko sind aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Ob Kraftfahrzeug, Haftpflicht oder Rechtsschutz – nahezu jeder musste sich mit Versicherungen das ein oder andere Mal auseinandersetzen.

Was vielen jedoch kein Begriff ist, ist die sogenannte Rückversicherung. Zugegeben, Rückversicherungen spielen für Privatpersonen eine eher untergeordnete Rolle, da sie diese nicht direkt abschließen können. Allerdings spielen sie für den Versicherer eine bedeutende Rolle, denn Rückversicherungen sind vereinfacht gesagt Versicherungen für Versicherungsfirmen. Was das im Detail bedeutet, wird nachfolgend näher unter die Lupe genommen.

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Das Geschäftsmodell von Versicherungsunternehmen basiert auf dem sogenannten „Solidarprinzip“. Die zugrundliegende Idee dahinter ist, dass eine große Anzahl versicherter Personen in einem definierten Rhythmus eine betraglich festgelegte Prämie bezahlen. Aus den eingenommenen Prämien bezahlt das Versicherungsunternehmen bei Eintritt eines Versicherungsfalls der versicherten Person einen Geldbetrag.

Dieses Prinzip funktioniert genau so lange, wie ein Versicherungsfall seltener eintritt, als die Prämienbeträge fällig werden. Um die Risiken zahlentechnisch ausdrücken und bemessen zu können, arbeiten Ingenieure, Mathematiker und Statistiker bei Versicherungen. So viel zum herkömmlichen Versicherungsgeschäft. Doch wozu braucht es jetzt die Rückversicherer?

Toprisiken im Fokus

Der Ursprung der Rückversicherung liegt in den großen Katastrophen dieser Welt. So war beispielsweise der Großbrand von Hamburg aus dem Jahre 1842 einer der Auslöser zur Gründung der ältesten Rückversicherung der Welt: der Kölnischen Rück. Ähnlich erging es der heute bekannten Schweizer Rück, auch Swiss Re genannt. Diese wurde zwei Jahre nach dem schweren Großbrand im Glarus von 1863 gegründet.

Doch versichern Rückversicherer nicht nur Feuerkatastrophen, sondern diverse Risiken von großem Ausmaß, für die auch Erstversicherer keinen großen Risikoappetit haben. Begrenzten Risikoappetit kennen Rückversicherer allerdings auch bei den sogenannten Toprisiken. Dazu zählen zum Beispiel das Hurrikan-Risiko an der Ostküste der USA, welches enormes Schadenpotenzial birgt und erhebliche Klumpenrisiken mitbringt. Zu modernen Beispielen für Toprisiken gehören die Cyberrisiken, die aufgrund schlechter Datenlage schwer zu kalkulieren sind. Auch das Pandemierisiko ist ein solches Toprisiko.

Dabei verursachte die seit 2020 andauernde Covid-19-Pandemie Schäden für Rückversicherer in den Bereichen Betriebsunterbruch-, Event-Cancellation- und Lebensversicherung. Das dadurch geschätzte Schadenvolumen für die globale Rückversicherungsindustrie belief sich auf über 40 Milliarden US-Dollar (Ende September 2021) und stellt damit das drittteuerste Ereignis in der Geschichte der Rückversicherer dar.

Um die Großrisiken besser handhaben zu können, haben unter anderem die Schweizer Versicherungsfirmen den sogenannten Elementarschaden-Pool eingeführt. Die Bevölkerung und alle Versicherungsgesellschaften profitieren davon, indem neben dem Schadensausgleichs-Mechanismus unter den einzelnen Versicherungsgesellschaften, auch der Elementarschaden-Pool für alle seine Mitglieder Rückversicherungen einkauft. Das Problem bei einer Pandemie wiederum ist der fehlende Risikoausgleich. Naturkatastrophen treten meist in bestimmten Regionen auf, während eine Pandemie viele unterschiedliche Segmente zeitgleich und weltweit betrifft. Aus diesem Grund können solche Extremereignisse nicht global diversifiziert werden.

Emerging Risks

Vorausschauend beschäftigen sich Rückversicherer derzeit mit den sogenannten Emerging Risks. Damit gemeint sind neuartige und zukunftsgerichtete Risiken, die sich dynamisch entwickeln. Hierzu gehören beispielsweise Cyberrisiken, Big Data, Künstliche Intelligenz oder auch der Klimawandel.

Das Ziel ist, diese neuen Trends möglichst frühzeitig zu erkennen und zu verstehen, um so die damit verbundenen Risiken einschätzen und bemessen zu können. Eine enorm anspruchsvolle Aufgabe, da Rückversicherer immer regelmäßiger mit Risiken immaterieller Natur in Berührung kommen.

Ausgewählte Firmen aus dem Rückversicherungsgeschäft

Das Rückversicherungsgeschäft ist verglichen mit dem Erstversicherungsgeschäft ein relativ kleiner Markt. 2020 betrugen die globalen Erstversicherungsprämien EUR 4,2 Billionen, während die Rückversicherungsprämien knappe EUR 281 Milliarden Euro betrugen.

Dennoch spielen Rückversicherungen eine entscheidende Rolle im Handel und in der Weltwirtschaft, da sie das Risiko für handelsübliche Versicherungsfirmen verringern, welche andernfalls bei großen Schadensfällen in den wirtschaftlichen Ruin getrieben werden könnten. Zu den größten Rückversicherungskonzernen gehören die europäischen Unternehmen Munich Re (WKN: 843002 / ISIN: DE0008430026), Swiss Re (WKN: A1H81M / ISIN: CH0126881561), Hannover Rück (WKN: 840221 / ISIN: DE0008402215)…

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