Wie tief kann der Bitcoin noch fallen?

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Am Kryptomarkt herrscht Unruhe. So richtig mag derzeit keiner sagen, was los ist, es wird lediglich versucht, das augenscheinliche Desinteresse der Anleger an den großen Digitalwährungen mit dem aktuellen Umfeld zu erklären. Unter anderem das Thema Inflation und die damit verbundenen Leitzins-Erhöhungen der Notenbanken. Stellt sich für einen Anleger die Frage, inwieweit das wirklich damit zu tun hat, denn ein Bitcoin wird ja stets von dessen Fans seit Jahren als „Ersatzwährung“ und System-unabhängig gepriesen …

Die Krypto-Euphorie wurde von Liquiditätsproblemen verdrängt

Fakt ist, die Kurse sind zuletzt wieder ordentlich gepurzelt, das Auf und Ab – speziell des Bitcoin-Kurses – ist für viele Investoren zermürbend. Erst im Frühsommer blickten zahlreiche Digitalwährungen, einschließlich der Kryptoriesen Bitcoin und Ethereum, auf teils historische Tiefwerte. Danach ging es im August einmal wieder hoch, doch dieser kleine Aufwärtstrend hielt nicht lange – zu groß scheinen einfach die Ängste in der Krypto-Branche selbst zu sein. Zu den Kurseinbrüchen gesellen sich seit Wochen und Monaten Liquiditätsprobleme und Entlassungen hinzu.

Der Blick auf die nüchterne Charttechnik des Bitcoins, der bekanntesten und ältesten Digitalwährung, macht aktuell nur bedingt Hoffnung, dass der Negativtrend schnell zu Ende gehen könnte:

Die Kursentwicklung des Bitcoins glich in den vergangenen beiden Jahren einer regelrechten Achterbahnfahrt. Nach einem Rücksetzer im März 2020 unter die 4.000-Dollar-Marke wechselte der Kurs in einen steilen Höhenflug. Dabei konnte sich der Kurs in den folgenden 13 Monaten versechzehnfachen und erreichte im April 2021 ein neues Rekordhoch bei rund 64.900 US-Dollar. Es folgten ein Rückschlag bis zum Juni 2021 auf 28.600 Dollar und die nächste Kurs-Rallye, im Zuge der im November 2021 ein neues Allzeithoch bei 69.000 Dollar markiert wurde.

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Die Bitcoin-Charttechnik lässt keine Trendwende erkennen

Im Anschluss ging der Bitcoin in die nächste, steile Talfahrt über. Die Notierungen brachen dabei bis zum Juni dieses Jahres auf rund 17.600 Dollar ein, konnten sich aber inzwischen zeitweise im Bereich der 19.000er-Marke stabilisieren. Die Krypto-Währung notiert dementsprechend aktuell weit unter der bei 29.300 Dollar verlaufenden 200-Tage-Linie, was den übergeordneten Abwärtstrend bedeutet. Ein weiterer Rückschlag ist dementsprechend jederzeit möglich, wobei sogar noch einmal die psychologisch wichtige 10.000er-Marke getestet werden könnte.

Im Fall einer neuen Erholungs-Rallye würde es dagegen ein neues Kaufsignal geben, wenn die Rückeroberung der 200-Tage-Linie (29.300 Dollar) gelingt. In diesem Szenario könnte sich mittelfristig Aufholpotenzial bis zum November-2021-Rekordhoch bei 69.000 Dollar eröffnen. Aktuell ist beim Bitcoin-Kurs aber noch keine Trendwende zu erkennen.

Auf einen Krypto-Winter folgt (immer) ein Krypto-Frühling?

Craig Erlam, Senior Market Analyst bei Oanda, ist ebenfalls skeptisch und sieht den Bitcoin eher weiter im Tiefgang. So scheint die Ethereum-Fusion zu einem “Sell the fact”-Ereignis geworden zu sein, und Bitcoin wird möglicherweise ebenfalls nach unten gezogen, so der Analyst in seiner aktuellen Einschätzung. „Mit dem erneuten Unterschreiten der 20.000 Dollar-Marke könnte sich der Fokus nach einer kurzen Erholung in der letzten Woche wieder auf die Juni-Tiefs richten.“

Viele Krypto-Fans hoffen derweil, dass die Historie es wieder zeigen und richten soll: Vergangene Krypto-Winter wurden bisher immer von einem Krypto-Frühling abgelöst, bei dem das Kurswachstum zurückkehrt. Doch wie heißt es bei „Games oft Thrones“ schon so richtig: Sommer wie Winter können sich über Jahre hinziehen …

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