BASF: Neue Risiken und Chancen

(Bildquelle: Pressefoto BASF SE)

Im Fall der Aktie des Chemiekonzerns BASF (WKN: BASF11 / ISIN: DE000BASF111) sind sich Analysten nicht ganz einig, wo die Reise kurstechnisch hingehen soll. Dies liegt auch daran, dass das Marktumfeld für die Branche derzeit sehr unübersichtlich ist und sich auch einige grundlegende Fragen in Bezug auf den Umgang der Menschheit mit den Themen Plastik, Umweltverschmutzung, Dekarbonisierung, Kreislaufwirtschaft sowie Nachhaltigkeit stellen.

BASF: Der Frühzykliker

Chemiewerte werden zu den sogenannten Frühzyklikern gezählt. Sie profitieren in besonderer Weise von einer einsetzenden Konjunkturerholung. Dies war zuletzt im Jahr 2020 zu beobachten, als die Corona-Krise die Weltwirtschaft und die Aktienmärkte gehörig durcheinanderwirbelte. COVID-19 hatte im Frühjahr 2020 für einen beispiellosen Kurssturz an den Börsen gesorgt.

Beispielsweise hatte die BASF-Aktie innerhalb weniger Wochen fast 50 Prozent an Wert verloren. Die Aktie des Ludwigshafener Chemieunternehmens war damit nicht allein. In anderen Bereichen waren teilweise noch deutlichere Kursstürze zu beobachten. Die Erholung setzte jedoch frühzeitig ein und fiel steil aus.

COVID-19 im Fokus

Innerhalb eines Jahres hatte die im deutschen Leitindex DAX gelistete BASF-Aktie die Vor-COVID-19-Kursniveaus bereits wieder übertroffen und dabei ihren Wert im Vergleich zum COVID-19-Tief in etwa verdoppelt.

 

Schnelle Erfolge bei der Impfstoffsuche, rigorose Kontaktbeschränkungsmaßnahmen vonseiten der Regierungen sowie großzügige Stützungsprogramme für die Konjunktur hatten dazu geführt, dass die Weltwirtschaft überraschend aus dem Corona-Tief herauskam.

Entsprechend gehörten Chemieunternehmen wie BASF zu den Profiteuren der Wiedereröffnung der Wirtschaft nach der Pandemie. Allerdings befinden wir uns nun wieder in einer Situation, die in Zukunft eine Erholung erforderlich machen wird.

Viele Fragezeichen

Die Sorgen vor einer Rezession dürften auch in der Chemiebranche auf die Nachfrage drücken. Zumal wichtige Kunden, beispielsweise aus der Automobilindustrie, immer noch mit Lieferkettenproblemen zu kämpfen haben. Hinzu kommt insbesondere hierzulande der Aspekt Energieversorgung.

Die Chemiebranche ist eine sehr energieintensive Industrie. Die Folgen für die deutsche Wirtschaft und Unternehmen wie BASF sind nicht abzusehen, wenn es im Winter aufgrund eines anhaltenden Gaslieferstopps aus Russland tatsächlich zu Rationierungen kommen sollte.

Gleichzeitig muss sich die Branche tiefgreifenden Veränderungen stellen. Im Bereich der Batterientechnologien für Elektroautos und Speicherlösungen für Erneuerbare Energien bestehen Wachstumschancen. Dagegen stellt der Umgang mit Themen wie der Dekarbonisierung, dem Kampf gegen zu viel Plastik, der Kreislaufwirtschaft oder den steigenden Energiekosten eine große Herausforderung dar.

Bildquelle: Pressefoto BASF SE

Experten sind sich uneins

Diese Aussichten dienen möglicherweise als Erklärung, warum sich die Analysten zuletzt in Bezug auf die Kurschancen der BASF-Aktie relativ uneinig waren. Laut MarketScreener reichten die Kursziele für die BASF-Aktie zuletzt zwischen 31 und 80 Euro. Im Mittel lagen die Einschätzungen bei 55,35 Euro.

UBS-Analyst Andrew Stott bewegte sich am unteren Ende dieser Prognosen. Er führt die BASF-Aktie weiterhin mit einem “Sell”-Rating und einem Kursziel von 37,00 Euro. Dabei hat er vor allem die Branchenschwäche infolge der Gewinnwarnungen der US-Konzerne Dow (WKN: A2PFRC / ISIN: US2605571031) und Eastman Chemical (WKN: 889082 / ISIN: US2774321002) im Blick. Zudem stellt er die Probleme im Bausektor in den Mittelpunkt, von denen BASF in Europa neben einigen anderen in besonderer Weise betroffen wäre.

Erholung in Sicht?

Deutlich optimistischer ist man dagegen bei Bernstein. Analyst Gunther Zechmann führt BASF mit “Outperform” und einem Kursziel von 77,00 Euro. Er hat vor allem die Rohstoffkosten im Blick. Nachdem diese über fast zwei Jahre hinweg stark angestiegen seien, würde nun eine Trendwende anstehen. Wir dürfen gespannt sein. Zumal dies für die Chemiebranche doppelt gut sei. Während die Kosten sinken würden, würden die Preise zunächst oben bleiben.

JPMorgan-Mann Chetan Udeshi positioniert sich eher irgendwo in der Mitte (Rating: “Overweight”; Kursziel: 55,00 Euro). Im zweiten Halbjahr 2022 rechnet er mit einer Schwäche im europäischen Chemiesektor. Hohe Energiepreise gebe es auch noch. Allerdings sei die BASF-Aktie mit Blick auf die Konsensschätzungen auch etwas zu stark abgestraft worden.

mE-FAZIT

Die hohen Energiepreise sowie die drohende Rezession dürften der BASF-Aktie noch eine Weile zusetzen. Allerdings sollte der Chemiewert als sogenannter Frühzykliker auch zu den ersten gehören, die von einer Erholung der Wirtschaft profitieren. Zumal in nicht allzu ferner Zukunft Entspannung in Bezug auf die Energiekosten winken könnte.

tom

Bildquelle: Pressefoto BASF SE