Langfrist-Potenzial der Chipwerte bleibt

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Die Chip-Hersteller stehen angesichts der aktuell vorherrschenden schwierigen Marktbedingungen vor großen Herausforderungen. Allerdings dürften Zukunftstrends dafür sorgen, dass sie sich bald von dieser Delle erholen sollten.

Dem Konjunkturzyklus folgend

Der Erfolg der Unternehmen in den meisten Branchen ist sehr eng mit dem Verlauf des Konjunkturzyklus verbunden. Es ist sehr schwierig für Firmen jeglicher Größe oder Branchenzugehörigkeit, sich den eintrübenden wirtschaftlichen Bedingungen zu entziehen. Auf der anderen Seite sorgt ein wirtschaftlicher Aufschwung in der Regel auf breiter Front für steigende Unternehmensgewinne. Dabei hat es sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass der Konjunkturzyklus ganz besonders stark an den Ergebnissen der Unternehmen aus der Halbleiterindustrie abzulesen ist.

Die Chip-Branche gilt als ausgesprochen konjunktursensitiv. Entsprechend litten Chip-Werte zuletzt an den weltweiten Aktienmärkten ganz besonders unter den immer schwächer werdenden Konjunkturaussichten. In vielen Regionen der Welt scheint sogar eine Rezession nicht mehr vermeidbar zu sein. Zunächst hat COVID-19 für enorme Verwerfungen gesorgt. In vielen Bereichen sorgten Lockdowns infolge der weltweiten Corona-Pandemie für einen regelrechten Nachfrage-Boom nach Halbleitern.

Gleichzeitig machten sich jedoch Lieferengpässe bemerkbar, insbesondere in der Automobilindustrie. Grund dafür war unter anderem der Umstand, dass Länder wie China dem Virus entschieden den Kampf angesagt hatten. Dabei waren sie bereit, stark negative Auswirkungen auf die eigene Wirtschaft und die weltweiten Lieferketten in Kauf zu nehmen.

Das Ende des Corona-bedingten Booms in vielen Branchen, der Ausbruch des Krieges in der Ukraine und die rekordverdächtige Inflation sind zuletzt als weitere Belastungsfaktoren hinzugekommen.

Samsung sendet Schwächesignale aus

Zuletzt hatte sich die Schwäche am weltweiten Halbleitermarkt unter anderem in einem enttäuschenden Blick auf das dritte Quartal bei Samsung Electronics (WKN: 881823 / ISIN: US7960502018) gezeigt. Der südkoreanische Konzern ist bei Smartphones und Speicherchips führend. Ihm machen derzeit die weltweiten Lieferkettenprobleme, die hohe Inflation sowie die damit einhergehenden Schwächen an den PC- und Smartphone-Märkten zu schaffen.

Der Konzern sieht für die Zeit zwischen Juli und September 2022 aufgrund von ersten Schätzungen einen operativen Gewinn in Höhe von 10,7 bis 10,9 Billionen südkoreanische Won (umgerechnet 7,8 Mrd. Euro).

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Im Mittel würde dies einem Rückgang des operativen Ergebnisses im Vorjahresvergleich um knapp 32 Prozent entsprechen. Es wäre der erste Gewinnrückgang seit fast drei Jahren und würde zudem sehr deutlich ausfallen.

Bei den Umsatzerlösen wird gegenüber dem September-Quartal zwar mit einem leichten Zuwachs um knapp 3 Prozent auf etwa 76 Billionen Won gerechnet, im Vergleich zum zweiten Quartal dieses Jahres würde dies jedoch bereits einen leichten Rückgang bedeuten. Zwischen April und Juni 2022 wurden noch 77,2 Billionen Won erlöst.

Ein weiteres Indiz für die Herausforderungen, mit denen die Branchenvertreter derzeit zu kämpfen haben, ist eine Bloomberg-Nachricht, wonach Intel (WKN: 855681 / ISIN: US4581401001) einen umfassenden Personalabbau ankündigen möchte.

Intel backt kurzfristig kleinere Brötchen

Der Jobabbau soll als Reaktion auf den Abschwung am PC-Markt erfolgen. Die entsprechende Ankündigung soll noch diesen Monat erfolgen, in etwa zu der Zeit, wenn das Unternehmen die Ergebnisse zum dritten Quartal am Donnerstag, den 27. Oktober 2022, veröffentlichen möchte. Es wird davon gesprochen, dass tausende Stellen betroffen sein könnten. Im Juli hatte der Konzern laut Bloomberg noch 113.700 Beschäftigte.

In Bereichen wie Vertrieb und Marketing würden sich die Streichungen bei bis zu 20 Prozent der Belegschaft bewegen. Der Konzern hatte schon zum Ende des zweiten Quartals aufhorchen lassen, als die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr von 76 Mrd. US-Dollar auf 65 bis 68 Mrd. US-Dollar gesenkt wurde. Dies würde selbst im besten Fall einen deutlichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahreswert von 74,7 Mrd. US-Dollar bedeuten.

Analysten gingen zuletzt laut Refinitiv-Konsens von einem Wert bei den Erlösen von 65,7 Mrd. US-Dollar aus. Für den bereinigten Gewinn je Aktie sagten sie einen Rückgang von 5,47 US-Dollar im Vorjahr auf nun 2,19 US-Dollar voraus. Allerdings gibt es auch Anzeichen, dass die Halbleiterindustrie den aktuellen Sturm überstehen und sogar gestärkt daraus hervorgehen könnte.

Die Zukunftsmärkte im Visier

Die Digitalisierung schreitet voran. In sämtlichen Bereichen wie dem Internet der Dinge, Industrie 4.0, der Künstlichen Intelligenz, dem autonomen Fahren, Big Data, Kryptowährungen, 5G und vielen anderen werden immer mehr leistungsfähigere und energiesparendere Chips benötigt.

Zudem wird sich die Konjunktur auch wieder erholen, was den konjunktursensitiven Vertretern der Halbleiterindustrie ebenfalls zugutekommen sollte. Hinzu kommt der verstärkte Einsatz von Chips in Automobilen, nicht nur um diese in Zukunft per Autopilot bewegen zu können.

Die zwischenzeitliche Chip-Knappheit in der Autobranche war auch ein Ausdruck davon, wie sehr diese inzwischen von den Autobauern benötigt werden. Insbesondere, da ihr Einsatz mit der Verbreitung von Elektrofahrzeugen zusätzlich erhöht werden sollte. Auch in anderen Bereichen der Energiewende wie der Wind- und Solarindustrie oder den Energiespeichertechnologien werden Chips benötigt, sodass die Branchenvertreter in der Chip-Industrie mittel- bis langfristig wieder für deutlich positivere Nachrichten sorgen sollten.

mE-FAZIT

Halbleiterwerte gaben zuletzt an den Aktienmärkten keine allzu gute Figur ab. Viele von ihnen beschäftigen sich jedoch mit ausgewiesenen Zukunftsmärkten, sodass eine Erholung wahrscheinlich erscheint und Anleger über günstige Einstiegsgelegenheiten nachdenken könnten.

red

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