Anleger, die mit passenden Fonds oder Derivaten auf die Kursentwicklung des Dow Jones setzten, konnten in den vergangenen Jahren stattliche Renditen einfahren. Denn in den Jahren nach der Finanzkrise 2008/2009 arbeitete sich der meist beachtete Aktienindex der Welt kontinuierlich auf immer neue Rekordhochs nach oben. Selbst der Corona-Crash Anfang 2020 konnte den langfristigen Aufwärtstrend nur kurzzeitig stoppen. Im laufenden Jahr 2022 scheinen manche Gewissheiten aber auf den Prüfstand gestellt zu werden. Sind die goldenen Aktienzeiten vorbei oder legt die derzeitige Marktschwäche die Grundlage für die nächste Kurs-Rallye?
Berg-und-Talfahrt
Bei Anlegern, die auf den Dow Jones setzen, waren in den vergangenen Jahren starke Nerven gefragt. Die Kursentwicklung glich einer Berg-und-Talfahrt. Nach dem Corona-bedingten Rückschlag im März 2020 auf 18.213 Punkte konnte sich das Barometer in den folgenden knapp zwei Jahren verdoppeln, wobei der Höhenflug im Januar dieses Jahres in einem neuen Allzeithoch bei 36.952 Punkte gipfelte. Damit war die Jahrhundert-Epidemie überrascht schnell abgehakt und viele Anleger gingen fest davon aus, dass sich auch 2022 in die Reihe der Dow-Jones-Gewinnerjahre einreihen wird.
Heftiger Rückschlag für den Dow Jones
Doch es kam leider ganz anders. Denn nach dem Januar-Rekordhoch schlug der Dow Jones den Rückwärtsgang ein. Dabei brachen die Notierungen bis Mitte Oktober auf 28.660 Punkte ein, was den tiefsten Stand seit dem November 2020 bedeutete.
Dass der Rückschlag nicht noch heftiger ausfiel, hatte der Dow vor allem einigen Titeln aus konjunkturrobusten Branchen zu verdanken, die bei Anlegern in Krisenzeiten besonders gefragt sind. Dazu gehören unter anderem Merck & Co. (WKN: A0YD8Q / ISIN: US58933Y1055), Amgen (WKN: 867900 / ISIN: US0311621009) und UnitedHealth (WKN: 869561 / ISIN: US91324P1021).
An der Index-Spitze rangiert im laufenden Jahr zeitweise auch der Energiekonzern Chevron (WKN: 852552 / ISIN: US1667641005), der von den zwischenzeitlich hohen Ölpreisen profitierte.

Doch die Krisenprofiteure sind klar in der Unterzahl, weshalb beim Dow Jones seit Jahresanfang ein kräftiger Rücksetzer von zeitweise 17 Prozent zu Buche steht.
Charttechnisch ist die Lage trotz der jüngsten Aufholbewegung bis in den Bereich der 30.000er-Marke nach wie vor stark angeschlagen. So notiert der Dow Jones immer noch in deutlichem Abstand unter der bei 32.870 Punkten verlaufenden 200-Tage-Linie, was einen klaren Abwärtstrend bedeutet.
Gut möglich ist deshalb, dass es sich bei der jüngsten Kurserholung nur um eine Bärenmarkt-Rallye handelt. Weitere Rückschläge sind also jederzeit möglich, wobei noch einmal das 23-Monats-Tief von Mitte Oktober bei 28.660 Punkten getestet werden könnte.
Jüngste Aktienrally macht Platz für die nächste Runde des Abschwungs (Scott Glasser, Clearbridge Investments, Teil von Franklin Templeton)
Folgt nach der Erholung der nächste Dow-Abschwung?
Auch aus fundamentaler Sicht gibt es derzeit weiterhin keinen Grund zum Aufatmen. Inflations-, Zins- und Konjunktursorgen drücken nach wie vor auf die Stimmung der Anleger. Auch Scott Glasser, Chief Investment Officer bei Clearbridge Investments (Franklin Templeton) hält es für wahrscheinlich, dass nach der jüngsten Aktien-Rallye die nächste Runde des Abschwungs folgt.
„Während die Liquiditätsverknappung beim ersten Abverkauf die Bewertungskennzahlen schrumpfen ließ, wird die nächste Phase des Abschwungs wahrscheinlich von sinkenden Unternehmensgewinnen angetrieben, die in den kommenden sechs Monaten voraussichtlich negativ sein werden“, erklärt Glasser.

Langfrist-Performance überzeugt immer noch
Charttechnisch zeigen die Kurspfeile für den Dow Jones aktuell weiterhin abwärts. Erst wenn hier die Rückeroberung der 200-Tage-Linie (32.870 Punkte) gelingt, würde sich das Bild aufhellen. Danach sieht es aber vorerst noch nicht aus. Übergeordnet betrachtet gibt es aber Grund zur Hoffnung.
Denn trotz der aktuellen Schwächephase kann die langfristige Performance nach wie vor überzeugen. So steht beim Dow Jones auf Zehnjahressicht immer noch ein Kursgewinn von im Schnitt rund acht Prozent jährlich zu Buche. Auch dieses Mal ist damit zu rechnen, dass auf den Bärenmarkt der nächste Bullenmarkt folgt. Die Frage ist nur wann der Wechsel folgen wird.
mE-Fazit
Auch wenn die Charttechnik beim Dow Jones derzeit weiterhin angeschlagen ist, besteht für Anleger mit langem Atem kein Grund zur Panik. Denn die starke Langfrist-Kursrendite belegt, dass es für den Dow Jones in der Vergangenheit trotz zwischenzeitlicher Rückschläge immer weiter nach oben ging. Auch aus der aktuellen Krise dürften die breiten Aktienmärkte gestärkt hervorgehen, womit sich für Anleger über kurz oder lang wieder große Gewinnchancen eröffnen dürften.
Flo / Bildquelle: markteinblicke.de