Man löst Probleme nur gemeinsam

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG

Der Klimawandel, die Corona-Pandemie, globale Lieferkettenprobleme und geopolitische Spannungen können nur im Rahmen einer breiten Kooperation vieler Staaten effektiv bekämpft werden.

Besorgniserregender Trend

Politisch geht der Trend jedoch in Richtung eines zunehmenden Nationalismus und einer abnehmenden internationalen Zusammenarbeit. Spätestens seit dem Ausbruch des Ukrainekrieges ist sogar eine neue Blockbildung innerhalb Europas erkennbar – nachdem die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland weitgehend abgebrochen wurden und politische Kooperationen auch im Rahmen internationaler Organisationen derzeit kaum noch möglich sind.

Weltweit nehmen autokratische Regierungsformen wieder stärker zu. Dadurch könnten demokratisch und marktwirtschaftlich organisierte Staaten aus moralischen und ideologischen Gründen eine zunehmende Polarisierung innerhalb der Weltgemeinschaft sogar noch unterstützen, würden sie sich nur noch gleich oder ähnlich gesinnten Volkswirtschaften zuwenden. Teilweise ist der Systemwettbewerb sogar schon zu einem Systemkonflikt eskaliert – mit negativen Folgen für außenhandelsorientierte Ökonomien.

Globalisierung infrage gestellt?

Besonders betroffen von diesen fundamentalen Veränderungen ist die deutsche Volkswirtschaft, die sich seit dem Zusammenbruch des Eisernen Vorhangs, im Zuge der wirtschaftlichen Öffnung Chinas und durch die immer stärkere Globalisierung mit einem Fokus auf exportorientierte Industrieproduktion nahezu perfekt auf die weltwirtschaftliche Lage der letzten Jahrzehnte eingestellt hatte.

Entsprechend erfordert der Wegfall des günstigen russischen Gases und einiger osteuropäischer Absatz- sowie Beschaffungsmärkte sowie die sich künftig verändernde Globalisierung hin zu einer stärkeren regionalen Fokussierung des Außenhandels auch eine Anpassung des Geschäftsmodells Deutschland.

Dabei sollten vor allem kritische Abhängigkeiten von einzelnen ausländischen Zulieferern und Absatzmärkten überdacht, jedoch grundsätzlich weiterhin auf eine internationale Arbeitsteilung gesetzt werden, selbst mit den meisten autokratisch regierten Systemen.

Ein Verzicht auf die Effektivitätsvorteile einer grenzüberschreitenden Spezialisierung würde den ohnehin anstehenden Wohlfahrtsverlust durch dauerhaft erhöhte Energiekosten nur noch verstärken. Ein Abbruch wirtschaftlicher Beziehungen bedeutete zudem die Verabschiedung von wichtigen gleichgerichteten Interessen und damit einer Basis für künftig mögliche politische Kooperations- und Einflussmöglichkeiten im Ausland.

Ein Kommentar von Carsten Mumm
Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

Der obige Text/Beitrag spiegelt die Meinung des oder der jeweiligen Autoren wider. Die CASMOS Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Bildquellen: Donner & Reuschel / Pressefoto Deutsche Börse AG