Wenn es um Elektroautos geht, spielt die Musik derzeit in China. Gut für Tesla und BYD, die aus verschiedenen Gründen seit geraumer Zeit auf dem wichtigsten Automarkt der Welt stark aufspielen.
Tesla-Chef Elon Musk sorgt derzeit vor allem abseits seiner Hauptbeschäftigung als CEO des Elektrowagenbauers für Aufsehen. Neben der Posse um die abgesagte, später wieder angedachte und vor Gericht verhandelte Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter gibt Musk auch gerne seine Pläne zur Sicherung des Weltfriedens zum Besten. Dabei hätte er bereits mit der Leitung von Tesla (WKN: A1CX3T / ISIN: US88160R1014) genug zu tun. Das Unternehmern profitiert weiterhin vom Boom bei Elektroautos, insbesondere, weil man frühzeitig auf den immer wichtiger werdenden chinesischen Markt gesetzt hat. Dies ist aber auch etwas, was chinesischen Branchenkonkurrenten wie BYD (WKN: A0M4W9 / ISIN: CNE100000296) zugutekommt.
Tesla erhöht die Schlagzahl
Trotz einer anhaltenden „Zero-COVID“-Politik der Pekinger Regierung hat sich der chinesische Automarkt zuletzt erholen können. Damit wurden Belastungen wie die Corona-Pandemie oder die weltweiten Lieferkettenprobleme abgeschüttelt. Laut Statistiken des Branchenverbandes China Passenger Car Association (CPCA) wurden im Monat September etwas mehr als 83.000 Tesla-Fahrzeuge in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt abgesetzt. Während China nach den USA nur die zweitgrößte Wirtschaft beherbergt, ist dort inzwischen der wichtigste Automarkt der Welt zu finden. Für Tesla bedeutete dies einen neuen Verkaufsrekord. Diesen hatte man zuletzt im Juni mit knapp 79.000 verkauften Autos aufgestellt. Damit zahlen sich die enormen Investitionen Teslas in China weiter aus.
Das Unternehmen hatte im Dezember 2019 mit der Produktion der Fahrzeuge in seiner Shanghaier-Gigafactory begonnen. Die 83.000 abgesetzten Tesla-Fahrzeuge im September bedeuteten einen Sprung um 8 Prozent gegenüber den Verkäufen im Monat August. Ein weiteres Indiz dafür, dass der chinesische Automarkt in Schwung kommt. Dabei legte Tesla stärker als die Konkurrenz zu. Im Bereich der Elektrofahrzeuge lag das Absatzplus branchenweit im Vormonatsvergleich bei mehr als 5 Prozent. Trotz dieses Erfolges in China konnte Tesla bei einem Blick auf die globale Absatzentwicklung zuletzt nicht ganz an die hohen Erwartungen des Marktes herankommen. Zwischen Juli und September 2022 wurden konzernweit 365.000 Elektroautos produziert, während rund 343.000 Fahrzeuge an Kunden ausgeliert werden konnten.
Dies war ein neuer Rekord. Analysten hatten laut Refinitiv im Schnitt jedoch mit einem Wert in Höhe von 359.162 Autos gerechnet. Tesla selbst hatte diese leichte Enttäuschung der Erwartungen damit erklärt, dass man nun versuche, die Produktion im Laufe eines Quartals besser auszubalancieren als mit sehr hohen Produktionsvolumina zum Ende eines Quartals aufzuwarten. Darüber hatte bereits Reuters darüber berichtet, dass Tesla die Produktionskapazitäten in Shanghai erhöht habe. Statt 17.000 Autos will man nun rund 22.000 Fahrzeuge pro Woche produzieren können. Allerdings war dieses Hochfahren der Produktion auch mit Unterbrechungen sowie einer teilweisen Schließung des Werkes verbunden. In Zukunft dürfte Tesla jedoch nicht nur von mehr produzierten Autos profitieren. Im Bereich „Robotaxis“ werden die Geschäftsmöglichkeiten erst erschlossen.
BYD wagt sich nach vorne
Tesla ist allerdings bei weitem nicht das einzige Unternehmen, das von der positiven Entwicklung auf dem chinesischen Elektroautomarkt profitiert. Laut CPCA-Statistiken hatte der gesamte NEV-Markt im September ein Volumen von etwa 660.000 Einheiten. Ein Anstieg von 95 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Fall der New Energy Vehicles (NEVs) werden jedoch nicht nur sogenannte reine, also mit einem batteriebetriebenen Elektromotor ausgestattete Elektroautos, zusammengefasst, sondern auch Plug-in Hybride (PHEV).
Der chinesische Tesla-Konkurrent BYD hat besonders viele dieser Fahrzeuge im Angebot, weshalb der Konzern im September einen weiteren Rekord verbuchen und erstmals mehr als 200.000 Elektrofahrzeuge in einem Monat absetzen konnte. Trotz dieser Erfolge bleibt für BYD, Tesla und andere Hersteller reichlich Potenzial. Das chinesische Ministerium für öffentliche Sicherheit (MPS) teilte mit, dass zwischen Januar und September in China 3,71 Millionen NEVs registriert wurden. Ein Anstieg von etwas mehr als 98 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Trotzdem sind NEVs immer noch „lediglich“ für etwas mehr als 21 Prozent der Registrierungen neuer Fahrzeuge verantwortlich. Der Gesamtfahrzeugbestand spricht sogar eine noch deutlichere Sprache.
So seien in China Ende September 2022 rund 11,49 Millionen NEVs registriert gewesen. Dabei handelt es sich gerade einmal um etwa 3,65 Prozent aller Fahrzeuge in dem Land. Dank der Energiewende und staatlicher Fördermaßnahmen sowie schärferer CO2-Anforderungen dürfte dieser Anteil steigen. Heimische Hersteller wie BYD wollen jedoch nicht auf den chinesischen Markt beschränkt bleiben. Nach Japan will der Konzern nun Europa mit drei Modellen erobern. Teil dieser Strategie ist auch eine Kooperation mit dem Mietwagenspezialisten und Mobilitätsdienstleister Sixt. Beginnend für Kunden in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien wird Sixt die erste Autovermietung in Europa sein, die Fahrzeuge von BYD anbietet.
mE-FAZIT
Auch wenn Tesla zuletzt die hohen Erwartungen bei den Auslieferungen nicht ganz erfüllen konnte, bleiben die Elektrowagenbauer aussichtsreich. Die Energie- und Mobilitätswende sind in vollem Gange und die Chancen nicht nur in China zahlreich vorhanden.
red
Bildquelle: Pressefoto Tesla