Tesla: Elon Musk geht noch weiter

(Bildquelle: Pressefoto Tesla)

Tesla-Chef Elon Musk übertreibt gerne. Das weiß die Anlegergemeinde inzwischen. Hat er dieses Mal jedoch den Vogel abgeschossen?

China im Fokus

Tesla (WKN: A1CX3T / ISIN: US88160R1014) hatte Anleger bereits mit den Daten zu den Auslieferungen im dritten Quartal enttäuscht. Als die Ergebnisse zum September-Quartal 2022 veröffentlich wurden, konnten wiederum die Umsätze und vor allem die Profitabilität nicht an die Erwartungen des Marktes herankommen.

Trotzdem bleiben die Aussichten für den Elektrowagenbauer positiv. Zumal man sich vor allem in China etabliert hat. Dies kommt zwar auch heimischen Branchenkonkurrenten wie BYD (WKN: A0M4W9 / ISIN: CNE100000296) zugute, der Umstand lässt jedoch vor allem Tesla-Chef Elon Musk wieder einmal das Bild einer glänzenden Zukunft zeichnen.

Musk in den Schlagzeilen

Tesla-Chef Elon Musk sorgt derzeit vor allem abseits seiner Hauptbeschäftigung als CEO des Elektrowagenbauers für Aufsehen.

Neben der Posse um die abgesagte, später wieder angedachte und vor Gericht verhandelte Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter gibt Musk auch gerne seine Pläne zur Sicherung des Weltfriedens zum Besten. Dabei hätte er bereits mit der Leitung von Tesla genug zu tun.

Das Unternehmern profitiert weiterhin vom Boom bei Elektroautos, insbesondere, weil man frühzeitig auf den immer wichtiger werdenden chinesischen Markt gesetzt hat.

Neue Verkaufsrekorde

Trotz einer anhaltenden „Zero-COVID“-Politik der Pekinger Regierung hat sich der chinesische Automarkt zuletzt erholen können. Damit wurden Belastungen wie die Corona-Pandemie oder die weltweiten Lieferkettenprobleme abgeschüttelt. Laut Statistiken des Branchenverbandes China Passenger Car Association (CPCA) wurden im Monat September etwas mehr als 83.000 Tesla-Fahrzeuge in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt abgesetzt.

Während China nach den USA nur die zweitgrößte Wirtschaft beherbergt, ist dort inzwischen der wichtigste Automarkt der Welt zu finden. Für Tesla bedeutete dies einen neuen Verkaufsrekord. Diesen hatte man zuletzt im Juni mit knapp 79.000 verkauften Autos aufgestellt. Damit zahlen sich die enormen Investitionen Teslas in China weiter aus.

Tesla erhöht das Tempo

Das Unternehmen hatte im Dezember 2019 mit der Produktion der Fahrzeuge in seiner Shanghaier-Gigafactory begonnen. Die 83.000 abgesetzten Tesla-Fahrzeuge im September bedeuteten einen Sprung um 8 Prozent gegenüber den Verkäufen im Monat August.

Ein weiteres Indiz dafür, dass der chinesische Automarkt in Schwung kommt. Dabei legte Tesla stärker als die Konkurrenz zu. Im Bereich der Elektrofahrzeuge lag das Absatzplus branchenweit im Vormonatsvergleich bei mehr als 5 Prozent.

Trotz dieses Erfolges in China konnte Tesla bei einem Blick auf die globale Absatzentwicklung zuletzt nicht ganz an die hohen Erwartungen des Marktes herankommen. Zwischen Juli und September 2022 wurden konzernweit 365.000 Elektroautos produziert, während rund 343.000 Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert werden konnten.

Mehr Balance

Dies war ein neuer Rekord. Analysten hatten laut Refinitiv im Schnitt jedoch mit einem Wert in Höhe von 359.162 Autos gerechnet. Tesla selbst hatte diese leichte Enttäuschung der Erwartungen damit erklärt, dass man nun versuche, die Produktion im Laufe eines Quartals besser auszubalancieren als mit sehr hohen Produktionsvolumina zum Ende eines Quartals aufzuwarten. Darüber hatte bereits Reuters darüber berichtet, dass Tesla die Produktionskapazitäten in Shanghai erhöht habe.

Statt 17.000 Autos will man nun rund 22.000 Fahrzeuge pro Woche produzieren können. Allerdings war dieses Hochfahren der Produktion auch mit Unterbrechungen sowie einer teilweisen Schließung des Werkes verbunden. In Zukunft dürfte Tesla jedoch nicht nur von mehr produzierten Autos profitieren. Im Bereich „Robotaxis“ werden die Geschäftsmöglichkeiten erst erschlossen.

Realistische Ziele?

Wohin die Reise für Tesla aufgrund solcher Aussichten gehen soll, machte Elon Musk noch einmal im Zuge der Telefonkonferenz zu den Q3-Ergebnissen deutlich. “Ich kann nicht genug betonen, dass wir eine ausgezeichnete Nachfrage für das vierte Quartal haben und wir erwarten, so weit wir in die Zukunft sehen können, dass wir jedes Auto, das wir herstellen, verkaufen werden. Die Fabriken laufen auf Hochtouren und wir liefern jedes Auto aus, das wir herstellen, und halten die operativen Margen hoch”, sagte Musk.

Zudem stellte er Anlegern für das kommende Jahr ein “beträchtliches” Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 5 bis 10 Mrd. US-Dollar in Aussicht. Er ging sogar noch weiter. Wenn es um das Potenzial Teslas geht, sprach er nicht nur davon, in Bezug auf den Börsenwert Apple (WKN: 865985 / ISIN: US0378331005) oder Saudi Aramco (WKN: A2PVHD / ISIN: SA14TG012N13) zu überholen. Vielmehr sieht er Teslas Markkapitalisierung eines Tages höher als die Börsenwerte des iPhone-Konzerns und des saudi-arabischen Öl-Riesen zusammen.

Nicht jeder ist ein Tesla-Fan

Am Markt sorgt Tesla weiterhin für unterschiedliche Einschätzungen. Adam Jonas, Analyst bei Morgan Stanley, zeigte sich beeindruckt, dass Tesla im dritten Quartal trotz geringerer regulatorischer Gutschriften, steigender Inputkosten, Gegenwind aus dem Devisenhandel und der Logistik sowie Ineffizienzen beim Hochfahren der Anlagen einen „sauberen Gewinnanstieg“ verzeichnet habe. Zudem verwies er auf die starke Entwicklung beim Free Cashflow.

Beim US-Analysehaus Bernstein Research ist Analyst Toni Sacconaghi wiederum der Ansicht, dass die hohe Bewertung der Tesla-Aktie nicht zu rechtfertigen sei. Daher führt er diese mit einem “Underperform”-Rating und einem Kursziel von 150 US-Dollar. Deutsche Bank-Analyst Emmanuel Rosner sagt dagegen, dass Tesla über besonders rezessionsbeständige Wachstums- und Margenaussichten verfügen würde. Dies ist insbesondere mit Blick auf eine drohende Rezession von Vorteil.

mE-FAZIT

Wenn Elon Musk davon spricht, dass Tesla bald mehr wert als Apple und Saudi Aramco zusammen sein sollte, übertreibt er Mal wieder. Dies ist jedoch nichts neues. Anleger dürften gelernt haben, damit umzugehen und sich auf die tatsächlich vorhandenen Wachstumschancen angesichts eines boommenden Elektroautomarktes zu konzentrieren.

tom

Bildquelle: Pressefoto Tesla