Aurelius zückt den Joker: Secop-Verkauf, Dividendenverdopplung, Aktienrückkauf

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Der Münchner Finanzinvestor Aurelius Equity Opportunities ​SE & Co.​KGaA (WKN: A0JK2A / ISIN: DE000A0JK2A8) hat jahrelang erfolgreich Unternehmensbeteiligungen aus Sondersituationen und Restrukturierungsfälle übernommen, um diese wieder auf Kurs zu bringen und gewinnbringend zu verkaufen. Der Aktienkurs hatte sich seit meiner Erstempfehlung im Oktober 2012 von knapp 11 Euro auf in der Spitze gut 66 Euro versechsfacht bis vor einigen Wochen der Short-Seller “Gotham City” eine massive Short-Attacke gegen Aurelius startete unter Lancierung erheblicher Vorwürfe. Der Kurs brach daraufhin in der Spitze um fast die Hälfte ein auf unter 35 Euro. Heute nun erfolgt die lang erwartete Reaktion von Aurelius…

Da sich der Short-Seller nach der fiktiven Stadt Gotham benannt hat, in der Superheld Batman für Ordnung sorgt, bleibe ich mal in dem Wortspiel. Der mächtigste Gegenspieler Batmans war der Joker, ein fieser Bösewicht, und in den Augen der Short-Seller ist Aurelius ja der Bösewicht. Dieser Logik folgend, bringt Aurelius heute also den Joker ins Spiel, um Gothams selbsternanntem Saubermann die Leviten zu lesen.

Viele von Gothams Vorwürfen haben sich als haltlos und/oder nicht stichhaltig erwiesen. So behauptete Gotham, die skandinavischen Tochtergesellschaften von Aurelius würden gar nicht existieren. Dabei war Gotham nur nicht in der Lage, das Handelsregister korrekt auszuwerten. Auch wird behauptet, Aurelius habe keinen Finanzchef. Dabei nimmt ist die Position seit vielen Jahren besetzt, wenn der CFO auch nicht dem exekutiven Vorstand angehört.

Aber es gab und gibt auch gewichtige Vorwürfe. Das Aurelius-Management und der Aufsichtsrat hatten starke Insiderverkäufe getätigt und man war nicht bereit, diese zu erläutern und preiszugeben, in welchem Umfang insbesondere Aurelius-CEO Dr. Dirk Markus noch an Aurelius beteiligt ist. Es wurde behauptet, die Bilanzierungspraxis von Aurelius sei “nicht koscher” und der Wert von Beteiligungen würde viel zu hoch ausgewiesen und sie wären gar nicht substanzhaltig. Anstelle des von Aurelius angegebene NAVs von knapp 45 Euro gab Gotham einen Wert von deutlich unter 10 Euro vor. Insbesondere die größte Beteiligung (abgesehen von der HOE-Übernahme), die Secop, sei eigentlich komplett wertlos und könne nicht verkauft werden. Darüber hinaus weise Aurelius direkt nach der Übernahme neuer Beteiligungen deren Wert viel zu hoch aus und definiere Erträge aus sog. Bargain Purchases als ausschüttungsfähige Gewinne. Die in den letzten Jahren ausgekehrten hohen Dividenden wären somit ungerechtfertigt gewesen, da sie nicht verdient worden wären.

Aurelius-Chart: finanztreff.de

Aurelius kann gleich mehrfach punkten
Nun, heute kann Aurelius einige dieser Punkte widerlegen. Denn man verkündet den Verkauf der Tochter Secop an die japanische Nidec-Gruppe. Dabei handelt es sich um den größten Exit der Aurelius-Firmengeschichte und Aurelius erreicht damit nach sieben Jahren etwa das Elffache des eingesetzten Kapitals. Der Verkaufspreis liegt bei 185 Mio. Euro und ist meilenweit entfernt von “Wertlos-Ansatz” von Gotham.

Der Exit ist ein großer Erfolg für Aurelius. Allerdings liegen die 185 Mio. Euro auch deutlich unterhalb des NAV-Ansatzes, den Aurelius für die Secop noch vor einiger Zeit ausgewiesen hatte. Damals war man von einem Wert von rund 250 Mio. Euro ausgegangen. Die doch hohe Differenz dürfte einerseits an einem zu hohen Wertansatz gelegen haben, denn Aurelius hatte schon geraume zeit versucht, einen passenden Käufer für Secop zu finden. Auf der anderen Seite dürfte auch die Short-Attacke, insbesondere die Behauptung, die Secop wäre wertlos, den Kaufpreis zusätzlich gedrückt haben. Insofern hat Gotham hier die Aurelius-Aktionäre mit seinen Behauptungen massiv geschädigt, unabhängig vom Absturz des Aurelius-Aktienkurses.

Verdopplung der Dividende
Aus dem Secop-Verkauf wird Aurelius einen rund 100 Mio. Euro schweren Ergebniseffekt realisieren, so dass man die Dividendenausschüttung nun glatt verdoppeln will. Anstelle der bisher vorgeschlagenen Dividende von 2 Euro (1 Euro Basisdividende zzgl. 1 Euro Partizipationsdividende) sollen es nun insgesamt 4 Euro je Aktie werden, indem die Parizipationsdividende von 1 Euro auf 3 Euro verdreifacht wird. Auf Basis des gestrigen Aurelius-Schlusskurses käme dies fast einer Dividendenrendite von 10% gleich!

Aktienrückkaufprogramm startet
Darüber hinaus wird Aurelius das bereits angekündigte Aktienrückkaufprogramm starten und im Zeitraum vom 27. April 2017 bis zum 20. Juni 2017 täglich bis zu 21.000 und insgesamt bis zu 693.000 eigene Aktien der Gesellschaft zurückzukaufen. Das Gesamtvolumen des beschlossenen Aktienrückkaufprogramms beläuft sich auf insgesamt bis zu 50 Mio. Euro (ohne Erwerbsnebenkosten).

Quiet-Periode beendet
Und dann gab es noch die immer wieder geäußerte Frage, weshalb denn Aurelius und/oder Insider aus Management und Aufsichtsrat keine Aurelius-Aktien kaufen würden auf dem nun viel niedrigeren Niveau. Auch dazu gab es heute eine Antwort von Aurelius: man habe den möglichen Abschluss des Secop-Verkaufs nicht gefährden wollen und daher entsprechend der Marktmissbrauchsverordnung (MAR) dem Handelsverbot für Insider, also insbesondere auch für die Organe der Gesellschaft, Rechnung getragen. Mit der heutigen Veröffentlichung sei dieses Handelsverbot beendet. Und wie Dr. Markus vor einigen Tagen bereits erklärt hatte, ist er durchaus an Zukäufen von Aurelius-Aktien interessiert. Hier werden wir ihn nun in nächster zeit an seinen Handlungen messen können…

Auf www.intelligent-investieren.net geht es weiter.

Kissig Ein Beitrag von Michael C. Kissig

Er studierte nach Abschluss seiner Bankausbildung Volks- und Rechtswissenschaften und ist heute als Unternehmensberater und Investor tätig. Neben seinem Value-Investing-Blog “iNTELLiGENT iNVESTiEREN” verfasst Michael C. Kissig regelmäßig eine Kolumne für das “Aktien Magazin”.

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