Triple A in Dreifachschwierigkeiten

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Triple A kocht auch nur mit Wasser. So oder so ähnlich lässt sich die Berichtssaison zum dritten Quartal 2022 für einige der größten und wichtigsten US-Technologiewerte zusammenfassen.

Triple A im Fokus

Die drei “A” stehen in diesem Fall für die Google-Muttergesellschaft Alphabet, den E-Commerce-Riesen Amazon und den iPhone-Konzern Apple. Sie alle und viele andere Vertreter der US-Technologiebranche haben Anleger in den vergangenen Jahren geradezu begeistert.

Die Marktbewertungen sind in bis dahin kaum für möglich gehaltene Höhen geschossen. Trends wie die voranschreitende Digitalisierung, aber auch die Nullzinsen der wichtigsten Notenbanken haben einen beispiellosen Aufwärtstrend bei den Aktien und teilweise Börsenwerte einzelner Unternehmen von mehr als 2 Billionen US-Dollar ermöglicht.

Die Corona-Pandemie hat vielen dieser Börsenstars sogar einen zusätzlichen Schub verliehen. Doch inzwischen hat sich der Wind gedreht.

“Stay-At-Home” war einmal…

COVID-19 ist noch längst nicht Geschichte. Allerdings wird in vielen Fällen nicht mehr von den sogenannten “Corona-Profiteuren” aus dem Tech-Bereich oder den “Stay-At-Home”-Champions gesprochen. Es ist eher eine Art Kater eingetreten.

Darüber hinaus haben Alphabet, Amazon und Apple mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Viele betreffen diese Unternemen in ähnlicher Weise. Andere haben wesentlich speziellere Auswirkungen auf die jeweiligen Konzerne. Gemein haben die Triple A-Unternehmen beispielsweise ihren Kampf gegen den starken US-Dollar.

International tätige US-Unternehmen führen derzeit sehr häufig Wechselkursschwankungen an, wenn Ergebnisse nicht so ausfallen wie erwartet. Hinzu kommen die Inflation und die sich eintrübenden wirtschaftlichen Aussichten. Welche Herausforderungen Alphabet, Amazon und Apple noch umtreiben, wurde in dieser Woche deutlich.

Welche Herausforderungen Alphabet, Amazon und Apple noch umtreiben, wurde in dieser Woche deutlich. (Bildquelle: Pressefoto Amazon)

Wenn selbst Amazon sparen muss

Besonders hart traf es am Donnerstagabend die Amazon-Aktie. Diese lag im nachbörslichen US-Handel mit knapp 13 Prozent im Minus. Anleger wurden weniger durch das verschreckt, was der E-Commerce-Konzern im dritten Quartal abgeliefert hatte, sondern durch das, was er für das laufende vierte Quartal 2022 in Aussicht stellte.

Schließlich steht das Weihnachtsgeschäft an. Im Dezember-Quartal will Amazon seine Umsatzerlöse im Vorjahresvergleich lediglich um 2 bis 8 Prozent auf 140 bis 148 Mrd. US-Dollar steigern. Analysten hatten sich zuvor laut Refinitiv im Schnitt eher einen Wert von 155,15 Mrd. US-Dollar vorgestellt.

Amazon (WKN: 906866 / ISIN: US0231351067) macht unter anderem die Inflation zu schaffen. Die Menschen müssen mehr Geld für Energie und Nahrung bereithalten, sodass die Weihnachtsgeschenke in diesem Jahr möglicherweise häufiger selbst gebastelt sein werden als online beim Einzelhändler des Vertrauens bestellt.

Zudem ist es kein gutes Zeichen, wenn ein Unternehmen wie Amazon, das sich lange Zeit nur wenig um zu hohe Ausgaben geschert hatte, nun den Rotstift ansetzt. Selbst das bisherige Zugpferd in Sachen Wachstum und Profitabilität, Amazon Web Services (AWS), wuchs nicht mehr so rasant wie in den Vorjahren.

Amazon-Aktie im freien Fall

Nach der Bekanntgabe der neuesten Quartalszahlen ist die Amazon-Aktie mit einem kräftigen Minus von zeitweise über 13 Prozent in den Handel an der Frankfurter Börse gestartet (aktuell: 96,70 Euro).

Damit notieren die Papiere nun in großem Abstand von 22 Prozent unter der bei 124 Euro verlaufenden 200-Tage-Linie. Das bedeutet einen starken Abwärtstrend. Charttechnisch steht damit jetzt das bisherige 2022er-Jahrestief vom Mai bei 94 Euro im Fokus. Sollte diese Unterstützung unterschritten werden, würde das ein weiteres, starkes Verkaufssignal bedeuten.

In diesem Fall könnte es schnell bis zu den nächsten runden Marken bei 90 und 80 Euro weiter nach unten gehen. Anleger sollten um die Amazon-Aktie dementsprechend vorerst besser einen großen Bogen machen.

Die Google-Mutter Alphabet hatte seine Q3-Ergebnisse bereits am Dienstagabend bekanntgegeben und sich dabei ebenfalls nicht gerade mit Ruhm bekleckert (Bildquelle: Pressefoto Google)

Knapper werdende Werbebudgets

Alphabet (WKN: A14Y6H / ISIN: US02079K1079) hatte seine Q3-Ergebnisse bereits am Dienstagabend bekanntgegeben und sich dabei ebenfalls nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Schuld sind, ähnlich wie zuvor bei der Facebook-Muttergesellschaft Meta Platforms (WKN: A1JWVX / ISIN: US30303M1027), die schwächeren wirtschaftlichen Aussichten. Diese zwingen viele Werbekunden zum Sparen. Daher verfehlte Alphabet die Markterwartungen sowohl bei Umsatz als auch bei den Ergebnissen.

Auch deshalb ist das Chartbild bei Alphabet aktuell stark angeschlagen. Nach dem Zwischenhoch vom 25. Oktober bei 105 Euro brach der Kurs bis Ende Oktober auf zwischenzeitlich 92 Euro ein. Der Abstand zur 200-Tage-Linie (112 Euro) hat sich damit auf 18 Prozent vergrößert.

Die Alphabet-Aktie notiert damit in einem starken Abwärtstrend und aktuell so tief wie zuletzt im Mai 2021. Sollte hier die 90er-Marke unterschritten werden, könnte es als Nächstes bis auf 80 Euro weiter nach unten gehen. Solange sich kein tragfähiger Kursboden ausbildet, bleibt Alphabet somit ein klarer Short-Kandidat.

Apple konnte die Markterwartungen bei Umsatz und Gewinn übertreffen (Bildquelle: Pressefoto Apple)

Apple-Aktie am Scheideweg

Apple (WKN: 865985 / ISIN: US0378331005) konnte die Markterwartungen bei Umsatz und Gewinn übertreffen, dafür blieben die wichtigen iPhone-Erlöse sowie das Geschäft mit Dienstleistungen unter den Erwartungen. Dies ist umso enttäuschender, da die Smartphone-Verkäufe der wichtigste Umsatzbringer bleiben und die Services vor allem in Zukunft an Bedeutung gewinnen sollen.

Für die Apple-Aktie bedeutet dies, dass diese aktuell an einem Scheideweg steht. Nachdem am 24. Oktober die Rückeroberung der 200-Tage-Linie (148,65 Euro) gelang und am nächsten Tag ein Zwischenhoch bei 152,86 Euro markiert wurde, setzte der Kurs wieder unter die 200-Tage-Linie zurück (aktuell: 145,60 Euro).

Sollte sich die jüngste Abwärtsbewegung fortsetzen, könnte als Nächstes das bisherige Oktober-Tief vom 13. Oktober bei 138,88 Euro getestet werden. Im Fall einer neuen Aufholbewegung würde es dagegen neue Kaufsignale geben, wenn der Kurs über die 200-Tage-Linie (148,65 Euro) und das Hoch vom 25. Oktober (152,86 Euro) nach oben ausbricht. In diesem Fall stehen die Chancen gut, dass wieder das Allzeithoch vom August 2022 bei rund 173 Euro angesteuert wird.

mE-FAZIT

Alphabet, Amazon, Apple und andere US-Technologiekonzerne haben es derzeit nach vielen Jahren des nahezu ungebremsten Wachstums im Moment nicht leicht. Allerdings wird sich die Wirtschaft auch wieder erholen und die Inflation irgendwann zurückgehen, sodass diese Unternehmen von der voranschreitenden Digitalisierung profitieren sollten.

red

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